Die Berufsbildung der Schweiz als permanenter Kompromissbildungsprozess (original) (raw)
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Expansion und Differenzierung der Berufsbildung in der Schweiz
bwp@ Berufs- und Wirtschaftspädagogik - online, 2019
Bis in die 1990er Jahre wurde die schweizerische Berufsbildung als eine Ausbildungsform gesehen, die auf einer starken Abgrenzung von den allgemeinbildenden Bildungsangeboten beruhte, wenig Anschlussmöglichkeiten auf Hochschulstufe bot und damit auch für bestimmte technische und akademische Berufe einen Mangel an Fachkräften verursachte. Darauf verweisen verschiedene Beiträge zur Geschichte der schweizerischen Berufsbildung (beispielsweise Gonon 1994, Criblez 2002, Späni 2008) als auch Fragen, welche anlässlich der ersten OECD-Berichterstattung zur "Bildungspolitik in der Schweiz" zur Sprache kamen (vgl. EDK 1990a). Allgemein wurde die Berufsbildung aus ihrem Entstehungszusammenhang heraus als Teil des Wirtschafts-und weniger als Bestandteil des Bildungssystems aufgefasst (vgl. Wettstein/Gonon 2009). Heute sind die beiden Bildungspfade hingegen eng miteinander verknüpft. Mit diesem Beitrag soll nun der Frage nachgegangen werden, wie es in den vergangenen Dekaden gelang, die Berufsbildung als integralen Bestandteil des Bildungssystems zu konfigurieren, sie in den ‚Bildungsraum Schweiz' einzubetten und damit auch die Akzeptanz und Legitimität der beruflichen Bildung zu erhöhen. Empirische Basis dieses Beitrages sind Daten, die im Rahmen eines vom Schweizer Nationalfonds geförderten Forschungsprojekts erhoben und sowohl quantitativ beschreibend als auch qualitativ ausgewertet wurden. Im Vordergrund stehen zwei Erneuerungs-und Modernisierungsphasen der Schweizerischen Berufsbildung, welche zu einem integralen Bildungssystem beigetragen haben. Die erste expansive Phase in den 1960er Jahren umfasst die Schaffung neuer Bildungsinstitutionen und-angebote, eine ‚Pädagogisierung' der beruflichen Bildung und damit verbunden eine verbesserte Zugänglichkeit für eine breite Bevölkerungsschicht. Die zweite systemdifferenzierende Phase in den 1990er Jahren ist als Erneuerung durch Anschlussfähigkeit und Differenzierung beschreibbar. Neue Bildungstitel und die Neupositionierung bestehender Bildungsinstitutionen diversifizieren die berufliche Bildung und schaffen Übergänge, die außerdem eine durchlässige Gestaltung allgemeinbildender und berufsbezogener Bildungswege mit Anschlüssen in den Hochschulbereich ermöglichen.
Höhere Berufsbildung in der Schweiz. Expertenbericht
Höhere Berufsbildung in der Schweiz -Arbeitsdokument SWIR 2/2014 Zusammenfassung onsbedürfnisse. Die Kantone beaufsichtigen und subventionieren teilweise die Bildungsgänge. Die Unternehmen schliesslich stellen Arbeitsplätze bereit, wirken bei den Organisationen der Arbeitswelt mit und beteiligen sich teilweise an den Kosten der Teilnehmenden.
Diskussionsschriften Berufliche Weiterbildung in der Schweiz
2000
Berufliche Weiterbildung spielt in der modernen Arbeitswelt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der beruflichen Fähigkeiten von Arbeitnehmern und hat daher potentiell grosse Auswirkungen auf deren Chancen im Arbeitsmarkt. Die vorliegende Arbeit bietet eine deskriptive Analyse des Weiterbildungsverhaltens in der Schweiz und untersucht anhandökonometrischer Schätzungen die Auswirkungen beruflicher Weiterbildung auf die Löhne der Arbeitnehmer. Die dazu verwendeten Daten stammen von den Befragungswellen 98, 99 und 2000 der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE). Da davon auszugehen ist, dass die Teilnahme an beruflicher Weiterbildung nicht zufällig, sondern Ergebnis rationaler Entscheidungen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern ist, kann Weiterbildung nicht als eine exogene Determinante des Lohnes betrachtet werden. Eine Schätzung der Mincer Lohngleichung mittels OLS führt daher zu verzerrten Schätzern. Zur Entschärfung des Endogenitätsproblems wird in dieser Arbeit ein Fixed effects Modell verwendet. Die Schätzergebnisse implizieren eine Weiterbildungsrendite von ungefähr 2%, was deutlich tiefer ist als die bisher für die Schweiz vorliegenden Schätzungen.
Berufliche Weiterbildung in der Schweiz
2003
Berufliche Weiterbildung spielt in der modernen Arbeitswelt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der beruflichen Fähigkeiten von Arbeitnehmern und hat daher potentiell grosse Auswirkungen auf deren Chancen im Arbeitsmarkt. Die vorliegende Arbeit bietet eine deskriptive Analyse des Weiterbildungsverhaltens in der Schweiz und untersucht anhand ökonometrischer Schätzungen die Auswirkungen beruflicher Weiterbildung auf die Löhne der Arbeitnehmer. Die dazu verwendeten Daten stammen
Bildung und Konventionen, 2019
Die eidgenössische Berufsmaturität ist heute eine etablierte Bildungsoption für Schweizer Jugendliche, die ihre Bildungslaufbahn nach der beruflichen Erstausbildung auf Hochschulstufe fortsetzen wollen. Die 26 Schweizer Kantone verleihen diesen Bildungsabschluss jedoch unterschiedlich häufig. Der vorliegende Beitrag geht deshalb der Frage nach, wie die unterschiedlichen Entwicklungslinien aus konventionentheoretischer Perspektive erklärt werden können. Drei Fallstudien, welche die Einführung der eidgenössischen Berufsmaturität Mitte der 1990er Jahre in verschiedenen deutsch-und französischsprachigen Kantonen beleuchten, bilden den Kern dieses Beitrags. Die Analysen zeigen, dass die unterschiedlichen Entwicklungslinien auf einer kantonal unterschiedlich zugeschriebenen Wertigkeit dieses beruflichen Bildungsabschlusses beruhen, die durch handlungskoordinierende Arbeitsgruppen und Kommissionen strukturiert werden.
Keine Polarisierung in der Schweizer Berufsstruktur
Volkswirtschaft, 2017
In der Wirtschaftswissenschaft wird oft behauptet, der technologische Wandel führe zu einer Polarisierung der Berufsstruktur: Stellen würden vor allem an den Rändern des Arbeitsmarkts geschaffen, während die Mittelklasse ausgehöhlt werde. Konzeptuell macht diese These wenig Sinn, da mit «Mittelklasse» historisch betrachtet nie die arithmetische, sondern die hierarchische Mitte der Sozialstruktur gemeint war. Auch die Empirie widerspricht der Polarisierungsthese. Die Auswertung der Volkszählungen zwischen 1970 und 2010 sowie der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung von 1991 bis 2016 zeigt, dass in den letzten Jahrzehnten vor allem hoch qualifizierte Stellen bei Managern und Projektmitarbeitern, Programmierern und Lehrern geschaffen wurden. Zugleich sind viele niedrig qualifizierte Stellen in der Landwirtschaft, der Industrie und dem Backoffice verschwunden. Der Strukturwandel hat daher nicht die Mittelklasse erodiert, sondern die Ränge der Industriearbeiter und Bürohilfskräfte ausgedünnt.
Hybridisierung von Berufs- und Hochschulbildung in Deutschland, Österreich und der Schweiz
2015
Book abstract: Differenzierung, oft in Verbindung mit Schlagworten wie Exzellenz, Wettbewerb oder Diversität, hat sich seit den 1980er Jahren zu einem hochschulpolitischen Schlüsselbegriff entwickelt. Diese Entwicklung hat in den letzten Jahren durch die weltweite Diskussion über World Class Universities zusätzlichen Auftrieb erhalten. Differenzierung kann in Hochschulsystemen in unterschiedlichen Formen erfolgen, und auch wissenschaftliche sowie hochschulpolitische Debatten über Differenzierung verlaufen entlang verschiedener Diskussionslinien. In diesem Band werden ausgewählte Beiträge zur Differenzierungsdebatte präsentiert, die bei der 8. Jahrestagung der Gesellschaft für Hochschulforschung im März 2013 an der Berliner Humboldt-Universität vorgestellt wurden. Die Beiträge blicken aus nationaler und internationaler Perspektive auf dieses Thema, wobei vier Aspekte zentral sind: (1.) die Systemebene, auf der insbesondere institutionelle horizontale und vertikale Differenzierungsmuster betrachtet werden, (2.) die Wirkungen konkreter Differenzierungsimpulse auf die Hochschullandschaft wie der Etablierung von Qualitätssicherung oder neuen Steuerungsmodellen, (3.) Differenzierungsprozesse, die insbesondere das Hochschulpersonal betreffen, sowie (4.) Differenzierungsprozesse, die sich auf Studierende auswirken.