Wie Religion 'uns' trennt - und verbindet: Befunde einer Repräsentativbefragung zur gesellschaftlichen Rolle von religiösen und sozialen Identitäten in Deutschland und der Schweiz 2019 (original) (raw)
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Zenodo (CERN European Organization for Nuclear Research), 2022
Zusammenfassung Der Beitrag wirft anhand der Daten des Religionsmonitors 2017 einen differenzierten Blick auf die religiöse Vielfalt der auch sonst sehr vielschichtigen Schweizer Gesellschaft. Die Zugehörigkeit zu alten wie neuen Religionsgemeinschaften und die Religiosität ihrer Mitglieder werden herausgearbeitet. Davon ausgehend werden verschiedene Zusammenhänge des religiösen Bereichs mit anderen mehr oder weniger säkularen Teilbereichen in der ,Ich-Gesellschaft' untersucht. Mit einem systemtheoretischen Ansatz und einem empirischen Zugriff wird die Frage beantwortet, wo sich welche religiösen Bezüge im Alltag und im gesellschaftlichen Miteinander ausmachen lassen, wie stark diese sind und welche Qualität sie haben. Insbesondere werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den unterschiedlichen religiösen Traditionen und ihren Mitgliedern sowie jenem Teil der Gesellschaft, der sich selbst keiner Religionsgemeinschaft zuordnet, in religiöser wie gesellschaftlicher Hinsicht dargestellt. Erstmals werden zudem die religionspolitischen Implikationen der aktuellen religiösen Vielfalt auf einer empirischen Datenbasis herausgestellt. Um einer Verwandlung der Schweiz von einer Willensnation in eine ,Wir-Nation' und der sich abzeichnenden religionspolitischen Handlungsblockade zu entgehen, wird vorgeschlagen, die produktiven Potenziale der Schweizer Religionsgeschichte und insbesondere die Überwindung der langen konfessionellen Spaltung der Schweizer Gesellschaft als Lerngeschichte für ein neues Miteinander in religiöser Vielfalt stärker in den Blick zu nehmen.
Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik
ZusammenfassungImmer wieder werden Bezüge zwischen Religion und Vorurteilen hergestellt. Zum einen dienen religiöse Gruppen als Ziel von Vorurteilen, zum anderen wird debattiert, inwieweit der Wahrheitsanspruch von Religionen religiöse Menschen für Vorurteile anfälliger macht. Im Artikel werden mithilfe des aktuellen KONID Survey 2019 beide Fragen empirisch und Ländervergleichend untersucht. Trotz einzelner Abweichungen in Ausprägungen und Bezügen von Vorurteilen, sind die Strukturen der Vorurteile, ihre Erklärung sowie ihre demokratischen Auswirkungen in Deutschland und der Schweiz sehr ähnlich. Religionsgemeinschaften und ihre Mitglieder geraten vor allem aufgrund von Bedrohungsängsten in der Bevölkerung, aber auch Verschwörungstheorien und autoritären Einstellungen in den Fokus von Vorurteilen. Dabei wirkt eine dogmatische, exklusivistisch gedachte und teilweise fundamentalistische religiöse Identität als Vorurteile befördernd, während eine liberale religiöse Identität Antisemiti...
Religiosität, gesellschaftliche Einstellungen und politische Orientierungen in Deutschland
Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik, 2022
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Religiöse Diversität in der (post-)modernen deutschen Gesellschaft
2016
Individualisierung ist in (post-) modernen Gesellschaften Normalitat. Daher ist Diversitat und dessen Management ein omniprasentes Thema, sowohl in Unternehmen als auch der Politik, sogar in den Kirchen. In der Religionssoziologie versuchen drei Theorien die Sakularisierung und religiose Individualisierung zu erklaren. Neben dieser wissenschaftlichen Diskussion in der Soziologie, versuchen beide christlichen Kirchen Deutschlands einen geeigneten Umgang mit der Diversitat ihrer Mitglieder zu finden. Um dies zu erreichen, stutzen sich die Kirchen vor allem auf zwei Studien: Den Religionsmonitor und die Sinus-Milieus. Die erste liefert mit ihren rund 35.000 Interviews in 21 Landern eine breite, internationale und interreligiose Datenbasis. Die zweite entwickelt auf Grundlage des sozio-okonomischen Hintergrunds der Befragten zehn Lebensstile (Milieus) und setzt diese in Beziehung zu ihrer religiosen Glaubenspraxis. Auf Basis dieses Wissens, versuchen die christlichen Kirchen ihr Angebot...
This article investigates the attribution of authority by Swiss Muslim women. It is shown that the interviewed women have a critical attitude towards (male) shaiks and imams and appreciate the experience of elder woman. Concerning religious texts, the women more likely read hadith-compilations then the Qur'an and appreciate basic books with titles as "50 questions and answers about Islam". The women insist that every individual Muslim (woman) have to search herself for answers. However, the empirical data shows that in a quest of an answer to a question about religion, (male or female) leaders are needed.
2019
Besprochen von Susanne Cohen-Weisz. Die jüdische Welt hat in den Jahrzehnten seit der Schoah einen bedeutenden politischen, sozialen und religiösen Wandel durchgemacht. Bezüglich des deutschen, österreichischen und Schweizer Judentums ist dieser Wandel wegen der auf lokaler Ebene zumeist zentralisierten Gemeindestruktur, der Einheitsgemeinde, welche Angehörige aller Strömungen im Judentum-von der Orthodoxie bis zur Reform-unter einem Dach vereint, besonders spürbar. Dieses zentralisierte Gemeindeleben führt dazu, dass sich im Gegensatz zu anderen Ländern, wie zum Beispiel den USA, wo es an einem Ort mehrere eigenständige und von einander unabhängige jüdische Gemeinden gibt, Entwicklungen innerhalb der Gemeinden auf die gesamte lokale jüdische Bevölkerung auswirken. Eine Studie über das Schweizer Judentum ist auch deshalb besonders interessant, weil sie dazu dienen kann, die Entwicklung einer Gemeinde, die nicht die Schoah durchleiden musste, im Vergleich zu den anderen zentraleuropäischen Gemeinden, die stark betroffen waren, zu analysieren. Der Sammelband Schweizer Judentum im Wandel zielt, wie der Herausgeber Jacques Picard angibt, nicht auf einen umfassenden Überblick über das zeitgenössische Schweizer Judentum ab, sondern analysiert Themen, die direkt mit dem Wandel der jüdischen Gemeinden in den letzten Jahrzehnten verbunden sind. Der einleitende Beitrag von Picard beginnt mit einer Vorstellung des Schweizer Judentums-unter anderem hinsichtlich Demographie, Gemeindestrukturen und Strömungen im Judentum. Das Schweizer Judentum ist quantitativ sehr klein (etwa 18.000 Juden) und daher stark von Entwicklungen in Israel und den USA beeinflusst. Picard bringt eine Zusammenfassung der in den weiteren Beiträgen des Buchs behandelten Entwicklungen, eingebettet in eine Diskussion über jüdische Identität und Politik im Allgemeinen und in Israel und den USA im Speziellen. Seine Ausführungen sind jedoch voll Polemik gegen die orthodoxen Strömungen im Judentum, besonders die Charedim. Es wird dem Leser sehr schnell klar, dass Picard sich mit dem liberalen Judentum identifiziert und die Orthodoxie für alle innerjüdischen Fehlentwicklungen verantwortlich macht. Seine Argumentation ist größtenteils sehr einseitig und vereinfachend und mit soziologischem