Jenseits der Metapher vom Eisberg – Zu Möglichkeiten und Grenzen der Kommunikation über Organisationen (original) (raw)

Scholler, D. (2011d): "Metaphernmodelle aktueller Kommunikationsorganisation", in: Gendolla, Peter / Schäfer, Jörgen (Hg.): Literatur, Raum, Neue Medien. Schwerpunkt der Zeitschrift Sprache und Literatur 42.108. Paderborn: Fink 2011, 79–102.

Dietrich Scholler, 2011

In den 1980er und 90er Jahren entstehen u. a. Metaphern wie Cyberspace, Datenautobahn oder Telepolis. Sie lösen sich aus ihrem Entstehungskontext, verwandeln sich in lexikalisierte Ausdrücke und dienen zunehmend als erkenntnisfördernde Metaphernmodelle aktueller Kommunikationsorganisation. Als bevorzugte Deutungsmetapher schält sich dabei das sogenannte Datenmeer heraus. Zur Erfassung abstrakter Relationen stellt sie ein differenziertes metonymisches Inventar bereit, was auf eine tiefe und weit verzweigte kulturgeschichtliche Verwurzelung zurückgeführt werden kann. Im Licht der kognitiven Metapherntheorie (Lakoff/Johnson 1980) kann das Datenmeer als idealisiertes kognitives Modell bestimmt werden, das sich aus Orientierungsmetaphern, ontologischen sowie strukturellen Metaphern zusammensetzt. Als komplementäre Strukturmetapher von einiger Relevanz erweist sich dabei die Netzmetapher. Beide Konzepte bilden Komplemente, so dass sich die aktuelle Kommunikationsorganisation als Prozess konkomitanter Verflüssigungs-bzw. Verfestigungsvorgänge beschreiben lässt, die nicht zuletzt an das kulturell tradierte Muster von De-und Reterritorialisierungsprozessen erinnert. 6

Organisationstheoretische Perspektiven auf die Wissenschaftskommunikation

In der Diagnose, die moderne Gesellschaft sei eine ‚Gesellschaft von Organisationen' drückt sich die Bedeutung formaler Organisation für gesellschaftlich relevante Kommunikationsprozesse aus. Dies gilt auch für die Wissenschaftskommunikation: Das Wissenschaftsressort füllt die Wissensseite der Tageszeitung, Universitäten geben Pressemitteilungen heraus und Forscher und Forscherinnen werden in Medientrainings auf die Anforderungen medienöffentlicher Kommunikation vorbereitet. Dieser Beitrag befasst sich aus systemtheoretischer Perspektive mit den Grundlagen organisierter Wissenschaftsdarstellung und beschreibt und ordnet an ihr typischerweise beteiligte Organisationen. Argumentiert wird, dass die Relevanz von Organisationen für die Wissenschaftskommunikation am besten durch einen Vergleich dreier Organisationsformen herausgearbeitet werden kann, von denen die beiden ersten den Charakter eines Teilsystems einer Organisation haben, während der dritte eine eigene Organisation bildet: die Wissenschaftsredaktion einer Tageszeitung, die Pressestelle einer Forschungseinrichtung und der neue Organisationstyp des Science Media Centre. Anhand dieser Typologie lassen sich einige Funktionen und Folgen der Organisation von Wissenschaftskommunikation aufzeigen.

Komplexe Organisationen zum Sprechen bringen

J. Donlic & I. Strasser (Eds.): Gegenstand und Methoden qualitativer Sozialforschung, 2020

Wie kann man mit Verfahren der qualitativen Sozialforschung die Funktionsweisen komplexer Organisationen untersuchen? Wie ist es möglich, Einblick in die Praktiken, die Abläufe und nicht zuletzt in das spezifische Wissen zu erhalten, die den produktiven Weiterbestand von Organisationen ermöglichen? Der vorliegende Beitrag ist aus einem Forschungsprojekt entstanden, das Praktiken der Wissensproduktion in der experimentellen Teilchenphysik untersucht. Die Organisationen, mit denen wir es zu tun haben, sind internationale Forschungskollaborationen. Sie zeichnen sich einerseits durch ihre herausragende Größe (über 3000 beteiligte Physikerinnen und Physiker in einem Experiment) und einen hohen Grad an interner Arbeitsteilung und Spezialisierung aus; andererseits können wir auch eine zunehmend institutionalisierte Bürokratie der Entscheidungsabläufe beobachten. Ein weiteres Merkmal dieser For- schungskollaborationen ist, dass, trotz ihrer vergleichsweise starken medialen Präsenz und aktiven Öffentlichkeitsarbeit, nur sehr wenig über ihre inneren Strukturen und Funktionsweisen bekannt ist.

Protokollen auf der Spur – Neue Zugänge zu Kommunikation und Kultur in Organisationen

Saeculum

Es gibt kaum eine Einführung in die Geschichtswissenschaft, die Protokolle nicht als eine der wichtigsten Quellenarten für die Geschichtsschreibung der Neuzeit apostrophiert. 2 Als Teil von Akten zur Vorbereitung und Durchführung von Rechts-oder Verwaltungsvorgängen werden sie als "dokumentarische Schriftquelle oder schriftlicher Überrest" klassifiziert, denen in der Quellenkritik aufgrund ihrer Nähe zum Ereignis und ihres dokumentarischen Charakters eine vergleichsweise hohe Glaubwürdigkeit beziehungsweise "Authentizität" für eine hermeneutische Interpretation beigemessen wird. 3 Ihr vielfach serielles Auftreten macht sie als Zeugnisse für Kontinuitäten und Brüche attraktiv. Gleichzeitig sind die genauen Umstände ihrer Entstehung und ihre Materialität sowie ihre Besonderheiten als Textsorte bisher noch keiner genaueren Analyse unterzogen worden.

Vom Interaktionalen Organisieren zum Organisieren von Kommunikation

Die im Beitrag „Wandelresistenz“ erarbeitete Sichtweise auf Spitäler, das „interaktionale Organisieren“, unterliegt Bedingungen, die heutzutage zunehmend erodieren. Statt an dieser Beobachtung zu verweilen, nimmt dieser Beitrag die Frage auf, wie der notwendig werdende Perspektivenwechsel prinzipiell bearbeitet werden kann. Der Perspektivenwechsel besteht darin, zukünftig nicht nur ökonomisch die Frage nach Effizienz zu stellen oder sich medizinisch-pflegerisch auf die Einhaltung und Entwicklung der professionellen Standards zu konzentrieren. Zukünftig kommt der Blick auf die Organisation als solche hinzu. Diese ‚Wiederentdeckung’ fokussiert auf das Organisieren von Kommunikation. Über die Strukturierung von Kommunikation lässt sich die Grundlage dafür schaffen, die vielfältigen Themen ökonomischer Effizienz, organisationaler Strukturierung, professionaler Standards und relationaler Identifikation der Beteiligten produktiv zu verknüpfen. Auf diese Weise können Krankenhäuser die Hera...

Die Grenzen der Organisation – Aktuelle Perspektiven der Organisationssoziologie

Soziologische Revue, 2018

Die Grenzen der Organisation: Einleitung Die Grenzen der Organisation werden ungenauso ein mögliches Fazit der Analyse aktueller organisationssoziologischer Arbeiten. Unordnung, Ungewissheit, Unplanbarkeit und Scheitern erscheinen als neue wichtige Begrifflichkeiten für eine Analyse organisationaler Prozesse auf der soziologischen Agenda. Anknüpfend an den Diskurs der reflexiven Moderne und der Vorstellung einer Gesellschaft, deren Institutionen durch die Produktion von "Nebenfolgen" ihre

Die institutionelle Ordnung der Massenkommunikation aus sozialethischer Sicht

1986

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