Die Habsburgermonarchie in der (deutsch)österreichischen Historiographie (original) (raw)

Die Habsburgermonarchie (1526-1918) als Gegenstand der modernen Historiographie, hrsg. von Thomas Winkelbauer (Wien 2022)

Die (deutsch)österreichischen, deutschböhmischen und deutschmährischen Historiker dürften nach der Auflösung der Habsburgermonarchie in deren Nachfolgestaaten beinahe die einzigen Angehörigen ihrer Profession gewesen sein, die den Zerfall Österreich-Ungarns intellektuell und emotional als den Untergang "ihres" Staates betrachteten und die Republik (Deutsch-)Österreich als deren Überrest 1. Der dem diktatorischen "Ständestaat" der Bundeskanzler Dollfuß und Schuschnigg eng verbundene, aus Nordböhmen stammende Melker Benediktinerpater und damalige Privatdozent für Geschichte der Neuzeit an der Universität Wien Hugo Hantsch (1895-1972), ein "volkstumsbewusste[r], föderalistische[r] Großösterreicher" 2 , bezeichnete im Bürgerkriegsjahr 1934 die ehemalige Republik und den nunmehrigen "autoritären" Bundesstaat Österreich als "das übriggebliebene Fundament des alten Baues", "das pulsierende Herz eines zerschlagenen Körpers" 3. Im Juli 1935, kurz vor seiner Ernennung zum außerordent-1 Die meisten ungarischen Historiker bedauerten indes kaum den Zerfall Österreich-Ungarns als vielmehr das Ende und die "Verstümmelung" des Königreichs Ungarn, besiegelt durch den Vertrag von Trianon 1920. Vgl. den Beitrag von Tibor Frank im vorliegenden Band.-"Phantomschmerzen" verspürten natürlich nicht nur Historiker, sondern auch viele andere Österreicher. So notierte sich beispiels