Auf dem Weg zu einer Psychologie des Helfens (original) (raw)

Die neue Kultur des Helfens

dIe neUe kULtUr deS heLFenS zUr SozIaLpoLItISchen InStrUmentaLISIerUnG deS ehrenamtS In der pFLeGe tIne haUbner tIne haUbner beschäftigt sich mit Ausbeutungsverhältnissen, sozialer Ungleichheit sowie mit der Soziologie von Sorgearbeit. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Kassel im Fachbereich Soziologie sozialer Disparitäten.

Kollektive Metaphern des psychosozialen Helfens

report psychologie, 1995

"Klären" wir die Probleme unserer Klientinnen? "Lösen" wir ihre "Verstrickungen"? Oder sollten wir sie besser nur "begleiten", damit sie ihren "Weg" selbst "finden"? Wir könnten allerdings versuchen, diese Prozesse (lat.: procedere, processi: vorwärts schreiten) zu "erleichtern", wenn die Menschen es zu "schwer" haben. Oder? Was machen wir eigentlich? "Machen" wir denn etwas? Es gibt sehr differierende Antworten auf diese Fragen; in sozialpädagogischen Handlungsanweisungen und psychotherapeutischen Fortbildungen, in vergleichenden Therapiestudien (z.B. Zimmer 1983, Thommen et al. 1988, Grawe et al. 1994) und qualitativen Untersuchungen des psychosozialen Helfens (Beerlage et al. 1989) werden sehr unterschiedliche Formen und Inhalte des psychosozialen Helfens diskutiert. Eine Antwort, die so sehr an der Oberfläche des Phänomens liegt, daß sie fast immer übersehen wird, besteht darin, dem Volk der HelferInnen "auf das Maul zu sehen" (Luther) 1. Die amerikanischen Linguisten und Sprachphilosophen George Lakoff und Mark Johnson behaupten, daß unsere sprachlichen Bilder nicht nur Oberflächenphänomene des Redens sind, sondern Modelle des Denkens und der Interaktion offenbaren 2. Die Untersuchung, die ich hier vorstelle, nutzte die Theorie der beiden Autoren, um in systematischer Weise kollektive Sprachbilder, sog. "Metaphern", im psychosozialen Bereich zu sammeln und zu analysieren. Ich fand neun verschiedene metaphorische Modelle des Helfens, die uns vor jeder Theorie schon vertraut sind, aus unserer Alltagspraxis stammen und unsere Interaktionen wahrscheinlich schon steuerten, als wir noch keine professionellen HelferInnen waren. Als Gegenstand wählte ich eine Form des psychosozialen Helfens, die sowohl von den Aufgaben wie von den Beschäftigten ein sehr breites Spektrum beruflicher Logiken versammelt: Einzelfallhilfe in der Form, wie sie in Berlin seit 1973 praktiziert wird. Das meint aufsuchende und oft im Milieu der Klienten stattfindende Hilfe für psychisch und sozial auffällige Kinder, bei körperlichen und geistigen Behinderungen und für Menschen, die an einer psychiatrischen Erkrankung leiden. Verschiedene Untersuchungen zeigen, daß sowohl sozialpädagogische wie psychologische bzw. therapeutische Herangehensweisen genutzt werden (Fritzsche et al. 1994, Schmitt 1995). Statt einer Einführung in die Theorie

Biblische Grundlagen einer Theologie des Helfens

2022

Veröffentlicht in: Protokolle zur Bibel 31 (2022) 44-61. Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Assistent:innen an bibelwissenschaftlichen Instituten in Österreich hg. v. Veronika Burz-Tropper, Agnethe Siquans und Werner Urbanz Peer reviewed

Begleitung zu einer Logik des Lebens

Diltheysche Lebensphilosophie schlägt vor, ein philosophischer Anfang zu sein. Ihre Begriffe beruhen auf inneren Spannungen, die ihren Anspruch, wie auch ihre Paradoxa bezeichnen. Eine dieser bedeutendsten Spannung liegt erst selbst im Begriff „Leben“.

Focusing in helfenden Gesprächen

Leidfaden, 2019

Der Artikel möchte Anregungen geben, wie eine focusing-orientierte Achtsamkeit helfende Gespräche vertiefen kann.

Verfolgten Helfen. Heuristiken und Perspektiven

Mass Violence & Resistance, 2015

In Kontexten kollektiver Gewalt wird und wurde nicht nur ausgeschlossen , misshandelt, geraubt, vergewaltigt, gefoltert und gemordet. Fast zu jeder Zeit und in jeder Konstellation ob im Lager, auf Todesmärschen oder in Folterkellern kam es auch zu Handlungen, die das Leid der Verfolgten minderte oder ihnen gar half, der Verfolgung zumindest zeitweise zu entgehen. Die Qualität, insbesondere Dauer und Intensität, der Erfolg und die Motivation dieser Hilfen, variierten stark. Ebenso übrigens wie die Intensität mit dem sich Menschen an der Verfolgung beteiligten und was die Gründe bzw. Ursachen dieser Art von Handlungen waren. Entsprechend sind Studien über das Helfen unverzichtbarer und im besten Fall nicht zu isolierender Teil einer integrativen, also möglichst umfassenden, Gewaltforschung. Schließlich ist es ein und dasselbe Handlungsfeld, genauer: eine historische Konstellation, in dem Menschen Verfolgten helfen oder diese töten. Beide Handlungsweisen finden sich in Ereigniszusammenhängen, die analytisch als Genozid, Massaker oder eben kollektive Gewalt bezeichnet werden.

Beihilfe – mittelbare Verantwortung in einer verflochtenen Welt

2019

Rechtliche Verantwortung ist in einer verstrickten Weltgesellschaft zunehmend umstritten. Insbesondere das Verhaltnis von mittelbarer und unmittelbarer Verursachung und daraus folgender Verantwortung scheint in Frage zu stehen, wo die Ermoglichung schadigender Handlungen zentral fur deren Geschehen ist, gleichzeitig aber in diffus verteilten aggregierten Einzelhandlungen nicht eindeutig zuzuordnen ist. In unterschiedlichen Rechtsgebieten zeigen sich unterschiedliche Interpretationen von ermoglichendem Handeln, die Willen, bzw. Intention, und Wissen fur die Zurechnung mittelbarer Verantwortung unterschiedlich gewichten. Dies deutet auf die Bruchigkeit unserer gegenwartigen Begriffe unmittelbarer und mittelbarer Verantwortung hin, und wirft die Frage auf, wie diese in einer zunehmend auch reflexiv verflochtenen Weltgesellschaft neu verhandelt werden.

Erste Schritte auf dem Weg zur modernen Psychologie?

Zusammenfassung Seit den 1970er Jahren ist die Psychologie eine der am stärksten expandierenden wissenschaftlichen Disziplinen. Auch ist ihr Gegenstand, die Psyche, aus alltäglichen wie medienöffentlichen Diskursen nicht mehr wegzudenken. Doch wie kam dieser Gegenstand in die Welt? Ein genauerer Blick auf die Anfänge der sich Ende des 18. Jahrhunderts entwickelnden Psychologie zeigt, dass die wissenschaftliche Konstruktion der Seele einer Logik folgt, die bis heute erfolgreich zu sein scheint. Menschliches Handeln scheint darin nicht schlicht einem je konkreten Willensinhalt zu folgen, der sich Gründen und Zwecken verdankt, die sich das Individuum setzt. Vielmehr werden hinter allen willentlichen Akten zugleich ganz unwillentliche Prozesse vermutet und es wird versucht, ihnen als das Handeln leitende Kräfte auf die Spur zu kommen. So etabliert und selbstverständlich dieser Gedanke gerade heute scheinen mag, so weitreichend sind die ihm eigenen Implikationen und Konsequenzen für die theoretische Bestimmung der menschlichen Individualität. Diese Logik bloßzulegen nimmt sich der Artikel am Beispiel von Karl Philipp Moritz' Erfahrungsseelenkunde vor.

Der Beitrag der Konversationsanalyse für ein realistisches Hilfeverständnis

Folgen sozialer Hilfen - Theoretische und empirische Zugänge. Publisher: Beltz Juventa. Editors: Hanna Weinbach et al., 2017

Interaktionen zwischen Professionellen und Klient/innen können als eine Art Blaupause des people processing (vgl. Hasenfeld 1972) aufgefasst werden. Aus Sicht der konversationsanalytischen Forschung erweist sich die institutionelle Praxis als ein komplexer Übersetzungs- und Transformationsprozess, der die lebensweltlichen Sachverhalte und Problemstellungen ihrer Adressatinnen und Adressaten in institutionell bearbeitbare Kategorien überführt und in den betreffenden Interaktionen kontinuierlich reproduziert. Indem sich das strukturelle Spannungsfeld von Hilfe und Kontrolle bis tief in die einzelnen Interaktionen des Hilfeprozesses transferiert, sehen sich die Fachkräfte entsprechend vor der Notwendigkeit, mitunter unvereinbare Strukturmuster fachlichen Handelns so zu gestalten, dass die Bereitschaft zur Mitarbeit im Hilfeprozess nicht untergraben und/oder das Engagement der Betroffen damit nicht hinfällig wird.