Geschichte und Kritik des ‘Bodenmarktes’ in der Schweiz (original) (raw)
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Sündenböcke auch in unserer Schweizer Geschichte
Wir können die Schweizer Geschichte nach Episoden abklopfen, in denen bestimmte Teile der Gesellschaft zu Sündenbücken gemacht werden. Warum aber danach Ausschau halten? Dafür gibt es zwei gute Gründe: Einmal, um sich schlicht auch in dieser Variante bewusst zu werden, was es mit der Schaffung von Sündenböcken auf sich hat. Und zum anderen, um zu zeigen, dass es solche soziale Mechanismen auch und sogar in der Schweiz gibt. Auch und sogar -warum eigentlich nicht? Wenn wir feststellen, dass die Schweiz diesbezüglich keine Ausnahme bildet, dann dämpft dies ein wenig die problematische Vorstellung, dass die Schweiz ein perfektes Musterland sei. Die unzutreffende Idee eines derartigen Exzeptionalismus
Der «Schweizer Monat» – reaktionär seit 1921
Mit einem neuen Layout feiern die «Schweizer Monatshefte» ihr neunzigjähriges Bestehen. Ihre Vergangenheit als germanophiles und zeitweise faschistisches Blatt blenden sie dabei weitgehend aus. Dabei sind in den Spalten der Zeitschrift in den letzten Jahren wieder vermehrt antidemokratische Töne zu hören. Die «Schweizer Monatshefte für Politik, Wirtschaft und Kultur» (SMH) erscheinen ab diesem Monat in neuer Aufmachung und unter dem kürzeren Namen «Schweizer Monat». Trotz des Faceliftings gibt man sich traditionsbewusst als «älteste, seit 1921 durchgehend erscheinende Autorenzeitschrift der Schweiz». Betont wird die Kontinuität auch damit, dass dem neuen Titel ein «seit 1921» beigefügt wird. Doch etwas erscheint seltsam an diesem Traditionsbewusstsein: Die Angaben zur eigenen Geschichte sind in der Zeitschrift wie auf ihrer Website auffällig kurz gehalten. Zum ersten Vierteljahrhundert ist auf der Website nichts zu lesen ausser: «Von Anfang an wandte sie sich an einen Kreis engagierter Leser, die sich kritisch mit dem Zeitgeist auseinandersetzten.» Etwas ausführlicher wird man erst zur Phase danach: «Nach dem Zweiten Weltkrieg boten die ‹Schweizer Monatshefte› vielen Autoren die Möglichkeit, ihre der Idee der Freiheit verpflichteten Beiträge im deutschen Sprachraum zu publizieren.» Erwähnt werden Karl Popper, Ludwig von Mises, Wilhelm Röpke und Friedrich August von Hayek. Die Vordenker des Neoliberalismus haben also offensichtlich den Redaktionskurs der Nachkriegszeit bestimmt, und dies zu betonen, scheint den Herausgebern auch heute wichtig zu sein.
Die Schweizergeschichte – ein Endlager gewesener Begebenheiten?
dass Geschichte entweder in unseren Vorstellungen oder tatsächlich ein Endlager sein könnte, ist naheliegend. Endlager im Sinne eines sicheren Depots von Erlebtem und Erfahrenen, wie gelbe Fässer, wie Archivschachteln gut beschriftet in den Stollen der hinter uns liegenden Zeit. Tot, weil vorbei, und doch lebendig, strahlend in die Gegenwart. Der lebendige Anteil mit seiner Strahlung würde freilich voraussetzen, dass Geschichte eine eigene feste Grösse wäre, die sich selber meldet und Gegenwart beeinflusst. Die nicht unberechtigte Gegenmeinung dazu ist, dass Geschichte tot ist, gar nicht strahlen kann und ihr ganzes dennoch bestehendes Leben einzig von unserer gegenwärtigen Wahrnehmung und Bereitschaft zu Beachtung und Rezeption abhängt. Geschichte ist keine feste Grösse, weil sie -wie individuelle und kollektive Erinnerung -zeitlich und inhaltlich variiert. Wir können diese Frage am Beispiel von »Kaiseraugst« durchgehen, Kaiseraugst nicht mit einer Postleitzahl, sondern mit Anführungszeichen. Gewiss ein Ortsname, aber auch ein Name für einen Ort im Land der Geschichte, ein Ort, wo sich Widerstand gegen ein Kernkraftwerk mehr oder weniger erfolgreich manifestiert hat und vor allem für die damaligen Aktivisten ein Erinnerungsort ist, für heutige Wesen der Anti-AKW-Szene ebenfalls ein Vertrauen vermittelnder Bezugsort, für Historiker, Politologen und ein paar wenige Medienschaffende (die sich noch ein Gedächtnis leisten können) ein Ort, von dem man weiss, dass es ihn einmal gegeben hat, wie Fessenheim und Wyhl, das man vielleicht schon nicht mehr kennt. Und dann gibt es ganz viele Menschen, die von dem allem überhaupt nichts wissen und trotzdem Vor genau 35 Jahren: der berühmte Anti-AKW-Autor Robert Jungk, Verfasser des Buches »Heller als tausend Sonnen«, an einer Protestkundgebung in Gösgen (Basler Zeitung vom 12. November 2013).
«Schweiz hatte immer mehr Mühe, Getreide zu kaufen»
Interview im Bund mit Simon Wälti im Zusammenhang mit seinem Artikel "Aufmarsch gegen das Hungergespenst" im Bund vom 11. März 2017. In der Onlineversion und der nun aufgeschalteten pdf-Version wurde der in der Zeitungsversion enthaltende Fehler im Untertitel des Interviews (Zweiter Weltkrieg statt Erster Weltkrieg) korrigiert.
Die Schweiz – eine Pfahlbauernation
Erinnert man sich angesichts einer realen Szene an ein entsprechendes Bild oder reproduziert die heutige Realität das 140 Jahre zuvor imaginierte Bild, das Teil unseres kollektiven Gedächtnisses geworden ist? Albert Ankers »Die Pfahlbauerin« aus dem Jahre 1873 (heute im Museum von la Chaux-de-Fonds) und die Archäologin Nina Künzler Wagner 2007 in einer Pause der Dreharbeiten der Re-enactment-Produktion von SRF »Pfahlbauer von Pfyn«.