Sachsen und Lateinamerika. Begegnungen in vier Jahrhunderten (original) (raw)
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1974-2004: 30 Jahre Lateinamerika im Suhrkamp/Insel Verlag
Lateinamerikanische Literatur im …, 2007
Was ich hier möglichst kurz erzählen werde, ist zum einen die persönliche Bilanz meiner Arbeit, denn seit 1974 bin ich im Suhrkamp Verlag verantwortlich tätig im Bereich der spanischen, portugiesischen und lateinamerikanischen Literatur, d.h. seit 30 Jahren. Ich bitte also um Entschuldigung für die Beschreibung der eigenen Tätigkeit. Zum anderen ist es aber auch der Versuch, eine möglichst objektive Bestandsaufnahme vorzulegen, was der Verlag in dieser Zeit geleistet hat. Schließlich möchte ich noch die Lücken aufzeigen, die unverändert in der Rezeption der lateinamerikanischen Literatur bestehen, und auf einige größere Verlagsprojekte, die zur Zeit in Arbeit sind, hinweisen. Als ich im Sommer 1973 dank der Vermittlung eines Suhrkamp-Autors in Kontakt mit Siegfried Unseld trat, bat er mich um eine kleine Auflistung der wichtigsten Bücher des Kontinents. Ich schickte ihm am 28. August-Goethes Geburtstag, für den Verleger ein Datum von besonderer Bedeutung, was ich damals natürlich nicht wusste-einen Brief mit etwa einem Dutzend Titel und Autoren, die unübersetzt oder vergriffen, aber alle unverzichtbar waren. Die Liste umfasste Erstübersetzungen wie Rayuela von Julio Cortázar, Das kurze Leben von Juan Carlos Onetti, Paradiso von José Lezama Lima, Tres tristes tigres von Guillermo Cabrera Infante oder ein Buch des jungen Manuel Puig sowie Neuauflagen vergriffener Titel (Juan Rulfo, Augusto Roa Bastos, Octavio Paz, Alejo Carpentier) und Neuübersetzungen von gekürzten oder fehlerhaften "Versionen" bedeutender Romane (Carpentiers Die verlorenen Spuren existierte z.B. nur als grob gekürzte Flucht nach Manoa). Nach einem ersten Treffen mit dem Verleger während der Buchmesse 1973 wurde die Zusammenarbeit beschlossen, die am 1. Januar 1974 begann. Siegfried Unseld wollte sechs oder sieben große Romane aus Lateinamerika publizieren.
2005
Lateinamerika-Institut Rüdesheimer Str. 54-56 www.fu-berlin.de/lai LATEINAMERIKA ALS PASSION ÖKONOMIE ZWISCHEN DEN KULTUREN EIN INTERVIEW MIT MANFRED NITSCH Februar 2005 Die Fragen stellte Dr. Alrich Nicolas, Ökonom und ehemaliger Botschafter Haitis in Deutschland. Das Interview fand statt aus Anlass des 65. Geburtstages und der Emeritierung von Prof. Dr. Manfred Nitsch. 2 AN: Wie kommt man als Student der Wirtschaftswissenschaft in Deutschland auf Lateinamerika? Gibt es in deiner Biographie oder in deiner wissenschaftlichen Sozialisation einen Grund, warum du Lateinamerika-Spezialist geworden bist? MN: Ja. Meine Eltern hatten eine private Sprachenschule, und da habe ich gleich nach dem Abitur 1959, nach Englisch und Französisch eben auch Spanisch als Fremdsprachenkorrespondent gelernt. 1960 war das Jahr Afrikas und das Jahr der ersten Entwicklungsdekade. Ich war als Kind mit meinen Eltern in den 50er Jahren einmal in Genf gewesen, und da hatten wir gesagt: So, hier müsste man sich eigentlich beim Palais des Nations-und drum herum-um internationale Fragen kümmern. Es war so etwas wie der Traum meiner Eltern, die ja während des Dritten Reiches und nun auch in der Nachkriegszeit sich Derartiges gar nicht erfüllen konnten. Als ich dann mein Studium der Wirtschaftswissenschaften, insbesondere der Wirtschaftspädagogik, also als Handelslehrer, aufnahm, war es insofern nahe liegend, dass ich mich im Studium mit Entwicklungsfragen beschäftigte und auch ein Semester in Genf einlegte. Ich hatte dann ein Stipendium in den USA-ein Fulbright-Stipendium-; dort war das Semester im Juni zu Ende, und in München fing es im November erst wieder an, so dass ich Zeit hatte, mich ein wenig umzuschauen. Auf diese Weise bin ich 1963 als Student nach Kolumbien gekommen. AN: Warum gerade Kolumbien? MN: Das war Zufall: Eine Studentengruppe ging nach Kolumbien, und ich konnte mitgehen und erhielt dann auch noch einen kleinen Zuschuss, damit es eine internationale und nicht nur USamerikanische Gruppe war. Die eine Hälfte von uns war in den barrios populares von Cali und half mit, ein Fußballfeld zu planieren. Ich war mit der anderen Hälfte der Gruppe im Tiefland, d.h. im tropischen Regenwald an der Pazifikküste, und wir haben uns gegenseitig besucht. So habe ich zwei Monate lang als Student "Lateinamerika von unten" erlebt. Diese Erfahrung hat mich so gefangen, dass ich die Diplomarbeit und die Doktorarbeit über Lateinamerika geschrieben habe. Die Regionalstudien waren damals gerade im Kommen: die Volkswagen-Stiftung hatte Lehrstühle gespendet, Bielefeld wurde ausgebaut, das Lateinamerika-Institut an der FU Berlin wurde gegründet und anderes mehr. Das war damals die Konjunktur und der Weg, den man dann auch in der akademischen Wissenschaft einschlagen konnte. AN: Und warum dann später die starke Spezialisierung auf Brasilien? MN: Erst war ich in München Lehrassistent für Betriebswirtschaftslehre; dann fing ich im Max-Planck-Institut für Patent-und Urheberrecht mit einem Drittmittelprojekt der DFG über Markenrecht in Entwicklungsländern an, und dann ging ich zur Stiftung Wissenschaft und Politik. Ich war also erst ausgebildeter Pädagoge, dann wurde ich BWL-Assistent, dann war ich in einem juristischen Max-Planck-Institut und dann in einem politikwissenschaftlichen Institut,-das ist ja das Institut für internationale Beziehungen der Bundesregierung. Dort konnte man natürlich nicht über Jahre hin eine Studie allein über Guatemala oder sonst ein für die Politikberatung "kleines" Thema machen, und es war die Zeit des "brasilianischen Wunders". Als ich 1972 bei der UNCTAD-Konferenz in Santiago de Chile als Beobachter in der deutschen Delegation war, habe ich auf dem Rückweg in Brasilien Station gemacht, um dieses "brasilianische Wunder" als Ökonom mir genauer anzuschauen und darüber ein Buch, eine SWP-Studie (Stiftung Wissenschaft und Politik) zu machen.
Preußen und Lateinamerika. Im Spannungsfeld von Kommerz, Macht und Kultur, 2004
Preußen und Westindien. Die vergessenen Anfänge der Handels- und Konsularbeziehungen Deutschlands mit der Karibik und Lateinamerika 1800-1870, in: Carreras, Sandra; Maihold, Günther (eds.), Preußen und Lateinamerika. Im Spannungsfeld von Kommerz, Macht und Kultur, Münster: LIT-Verlag, 2004 (Europa-Übersee. Historische Studien, hrsg. von Gründer, Horst, Bd. 12), pp. 145-215.
Vom Nebeneinander zu neuem Miteinander Die deutsche Lateinamerika-Politik braucht neue Ansatzpunkte
Obwohl die Beziehungen Deutschlands und Europas zu Lateinamerika weithin als sehr eng gelten, hat sich in den letzten Jahren eine wachsende Distanz zwischen den Staaten eingestellt, die sich traditionell als »natürliche Partner« verstehen. Das Beziehungsmuster der »freundlichen Normalität« trägt nicht mehr für ein Miteinander in der heutigen Zeit. Dies liegt zum einen an den Prozessen politischer Neuordnung in vielen Ländern Lateinamerikas und der daraus folgenden regionalen Fragmentierung, zum anderen an dem nachlassenden Interesse in Deutschland und Europa an der Region. Auch sind neue Akteure wie China in Lateinamerika aktiv geworden, die möglicherweise für die Länder der Region attraktiver erscheinen und die das deutsche und europäische Interessenprofil überstrahlt haben. In dieser Phase interner Suchprozesse und eventueller Verschiebungen im Partnerspektrum muss die deutsche Lateinamerika-Politik Brücken bauen und tragfähige Ansatzpunkte identifizieren. Ein solcher neuer Handlungsrahmen muss darauf abzielen, ihr wieder eine Perspektive zu geben.
Denzel, Markus A.(ed.), Deutsche Eliten in Übersee (16. bis frühes 20. Jahrhundert). Büdinger Forschungen zur Sozialgeschichte 2004 und 2005, St. Katharinen: SCRIPTA MERCATURAE VERLAG, 2006 (Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit; Band 27), pp. 173-206., 2006
A los alemanes hay que pesarlos, no contarlos" [Die Deutschen muss man wiegen, nicht zählen] 1 "Deutsche Eliten" im ehemaligen Spanisch-Amerika und späteren Lateinamerika waren im 19. Jahrhundert, zumindest bis um 1890, meist weder "deutsch" noch "elitär". Die Kaufleute, Wissenschaftler und Reisenden kamen aus Preußen, Bayern, Baden, Oldenburg, Hamburg, Bremen, Sachsen oder anderen deutschen Territorien. Die Deutschen in Südamerika und in der Karibik zeichneten sich meist durch die ihr Fähigkeit des kulturellen Verständnisses, der Sprachbegabung und anderer soft skills aus, die anderen Eliten, zum Beispiel Spaniern, Franzosen oder Briten, die lange Zeit die Unterstützung eines Imperiums genossen hatten, abgesprochen wurden. Ich habe anderenorts die einzelnen Regionen der