Ostia im 2. Jahrhundert n. Chr. Beobachtungen zum Wandel eines Stadtbilds (original) (raw)
Ostia im 2. Jahrhundert n. Chr. Beobachtungen zum Wandel eines Stadtbilds Im folgenden wird versucht, bestimmte Aspekte der städtebaulichen Situation Ostias im 2. Jh. n. Chr. zu beschrei ben. Doch zunächst müssen einige Bemerkungen zur Arbeitsweise vorausgeschickt werden. Ostia gehört, so hat es einmal der damalige Soprintendente Fausto Zevi ausgedrückt, zu den wenig beneidenswerten Ausgrabungsstät ten, die großräumig freigelegt, aber nicht in gleicher Weise publiziert wurden 1. Diese Äußerung liegt über fünfzehn Jahre zurück, ist aber bis heute gültig. Sie gilt vor allem für die älteren, bis in das Ende des 1. Jhs. n. Chr. reichenden Bauphasen. Zwar sind an zahlreichen Stellen Sondagen vorgenommen worden, aber die Ergebnisse meist nicht bekannt gemacht oder nur, kaum überprüfbar, kurz erwähnt. Das gilt aber auch für die spätantike Architektur, die in weit stärkerem Maße als bislang angenommen aus wiederverwendeten, umgebauten und ergänzten Teilen besteht. Außerdem sind offenbar nicht unwesentliche Teile der am Flußufer gelegenen Stadtteile weggeschwemmt worden und können damit ebenfalls nicht in die Untersuchung einbezogen werden. Besonders bei Inschriften, die wichtige Tempel erwähnen, von denen aber keine Spur erhalten blieb, wird das deutlich. Bei diesem Stand der Dinge schien es daher sinnvoll zu sein, sich weitgehend auf die beiden grundlegenden OstiaPu blikationen zu stützen: einerseits auf den 1. Band der OstiaReihe und darin vor allem auf die Beiträge Becattis und Blochs zur städtischen Entwicklung; andererseits auf das unverzichtbare 'Ostia' von Russell Meiggs. Zunächst wird deshalb die Baugeschichte Ostias bis in iulischclaudische Zeit skizziert (Abb. 60). Vergleiche vor allem mit den Vesuvstädten werden dabei zeigen, welchen urbanistischen Standard Ostia bis zu diesem Zeitpunkt erreichte und welches die offensichtlichen Defizite waren. Erst vor diesem Hintergrund können die Veränderun gen ab domitianischer Zeit richtig gewertet werden. Dabei zeigt sich, daß Ostia keineswegs eine Stadt wie alle anderen gewesen ist, und daß sich das auch in seiner architektonischen Entwicklung widerspiegelt. Seine enge Verbindung mit Rom, seine zwar wechselnde, aber doch stets von der Kapitale aus bestimmte Rolle als Verbin dungsglied zur Welt haben seine Eigenart geprägt. Auf die folgenden städtebaulichen Aspekte soll, wenn auch nicht immer systematisch, das Augenmerk gerichtet werden: den öffentlichen Raum und seine Gestaltung, die Bedeutung öffentlicher Bauten und Monumente im Der vorliegende Beitrag behält weitgehend den Charakter des in Xanten gehaltenen Referats bei. Er will als Thesenpa pier verstanden werden, das mehr auf eine neue Akzentuie rung der Dinge zielt, als auf die ausführliche Diskussion des Einzelfalls. Deshalb wird die Literatur auch nicht vollstän dig zitiert, sondern nur auf bequem zugängliche oder beson ders wichtige Beiträge verwiesen. Für Zeichenarbeiten dan ke ich S. Hutzier und H. Tichai. Abgekürzt werden zitiert: HiM P. ZANKKR (Hrsg.), Hellenismus in Mittelitalien. Abh. Göttingen III, 97 (1976). Ostia Scavi di Ostia I ff. (1953 ff.). MANDERSCHEID H. MANDERSCHEID, Bibliographie zum römischen Bade wesen (1988).