2021_01_04: 3D-Dokumentation und Visualisierung antiker Objekte des Archäologischen Universitätsmuseums Innsbruck (Stuttgart) (original) (raw)
Vom Schrank ins Netz. 3D-Digitalisierung wissenschaftlicher Sammlungen – gewusst wie? Abschlusstagung des Projekts „Gyrolog – Aufbau einer digitalen Kreiselsammlung für historische und didaktische Forschung“, Universität Stuttgart (4.-5.1.2021) Im Vortrag soll das im letzten Jahr gestartete Projekt „3D-Dokumentation und Visualisierung antiker Objekte des Archäologischen Universitätsmuseums Innsbruck“ vorgestellt werden. Ziel dieses Projektes ist eine schrittweise dreidimensionale Aufnahme und Visualisierung der Sammlung von antiken Originalen mittels Photogrammetrie und eine letztendliche Einbindung der Daten im Rahmen eines virtuellen Kataloges in die zu erstellende Museumsdatenbank. Die Originalsammlung umfasst etwa 350 Einzelobjekte und besteht aus vollständigen antiken Keramik- und Glasgefäßen, bemalten Scherben, Objekten der Kleinkunst, antikem Schmuck, insbesondere aber auch Marmorreliefs und Resten von Architekturteilen und Bauschmuck. Die Dokumentation von archäologischen Befunden und insbesondere Einzelobjekten stellt eine der zentralen Herausforderungen an die Archäologie dar. Eine solche erfolgte bislang jedoch großteils immer noch nach „klassischen“ Methoden, d.h. möglichst genauen verbalen Beschreibungen, Zeichnungen und Fotografien. Dies ist zeit- und arbeitsaufwendig, personal- und kostenintensiv sowie abhängig vom jeweiligen Bearbeiter mit einer gewissen Ungenauigkeit behaftet. Daher wurde auch in der Archäologie der Bedarf an schnellen, exakten aber auch kostengünstigen Methoden zur Dokumentation von Grabungen vor Ort aber auch insbesondere einzelne Fundstücken erkannt. Gerade die Möglichkeiten der Photogrammetrie sind durch leistungsfähige Hardware und Software in den letzten Jahren immens gestiegen. Dies führte dazu, dass sich nun mit relativ geringem Aufwand Objekte maßstäblich und detailgenau erfassen lassen. Teure Ausrüstungen vor Ort wie beispielsweise 3D-Laserscanner sind nicht mehr nötig und die Dokumentation kann mit einer guten Fotoausrüstung durchgeführt werden. Zentrale Herausforderung ist jedoch die Entwicklung exakter, den jeweiligen Aufgabenstellungen angepasster Arbeitsmethoden bzw. -abläufe und einer daraufhin adaptierten Software. Im Rahmen eines ersten Projektes zur photogrammetrischen Erfassung von ausgewählten archäologischen Objekten des Archäologischen Universitätsmuseums und der Erstellung von 3D-Modellen anhand einer Fotoserie sollen daher konkrete auf archäologische Fragestellungen angepasste und adaptierte innovative Methoden im Bereich der Dokumentation entwickelt und erprobt werden. Erstes Ziel war daher die Etablierung eines Verfahrens zur detailgenauen Aufnahme, Dokumentation und dreidimensionale Visualisierung des Zustandes von archäologischen Einzelobjekten. Da auch diese in ihren Eigenschaften (Material, Größe, Oberflächenbeschaffenheit, Detailreichtum, usw.) keinesfalls einheitlich sind und somit unterschiedlichen Anforderungen an die jeweilige Dokumentation stellen (z.B. bemalte Gefäße, Bronzestatuetten, Glas,…) mussten von den unterschiedlichen Objekttypen Referenzobjekte ausgewählt werden. Anhand der sich daraus ergebenden Problemstellungen musste die optimale Dokumentationslösung für die konkreten bedarfsorientierten Ergebnisse gefunden werden. Auch Fragen der weiteren Nutzung und insbesondere Zugänglichmachung der Daten wurden in dem Projekt behandelt. Bei exakter und detailgenauer Dokumentation können auf diesem Wege archäologische Originalobjekte Forscherinnen und Forschern genauso wie Studierenden überall auf der Welt zur weiteren Auswertung zugänglich gemacht werden, ohne dass diese die Objekte im Rahmen aufwendiger und teurer Reisen einer persönlichen Autopsie unterziehen müssen. Auch ein kostspieliger und konservatorischer aufwendiger Transport von gefährdeten, beispielsweise leicht zerbrechlichen Einzelobjekten kann so vermieden werden. Aber auch potentielle Besucherinnen und Besucher des Museums können die Objekte zunächst virtuell studieren und somit wird ein Anreiz geschaffen das Archäologische Universitätsmuseum zu besuchen um mehr über archäologische Forschung zur antiken Kunst und Kultur zu erfahren. Das Archäologische Universitätsmuseum würde somit weiter gleichsam seiner Funktion als „Scharnier“ zwischen Öffentlichkeit und Universität gerecht werden.