Das Planetarische Politisch(e) Denken (original) (raw)
Politische Vierteljahresschrift
Im Zuge der massiven Zunahme an Umwelt-und Naturkatastrophen breitete sich im Laufe der letzten Jahre ein Bewusstsein für die tiefgreifenden Einflussnahmen des Menschen auf die Erde und die damit einhergehende Zerstörung umfassender Lebensgrundlagen aus. In den Geowissenschaften wird dies seit ungefähr zwei Jahrzehnten unter dem Begriff des "Anthropozän" diskutiert. Dieser bezeichnet die gegenwärtige erdgeschichtliche Epoche, in welcher die "Spezies Mensch" mit dem Beginn des industriellen Kapitalismus im 19. Jahrhundert, spätestens jedoch seit Mitte des 20. Jahrhunderts, als geologische Kraft der relevanteste Einflussfaktor auf den fundamentalen und anhaltenden Wandel biologischer, ökologischer, geologischer und atmosphärischer Erdprozesse geworden ist (Crutzen und Stoermer 2000; Crutzen 2002). Der Rückgriff auf den naturwissenschaftlichen Gattungsbegriff "Mensch" beim Versuch, die klimapolitischen Herausforderungen sozial-und humanwissenschaftlich zu bearbeiten, evoziert kritische Denkschulen, die sich seit jeher mit der diskursiven Setzung "Mensch" auseinandersetzen. Die Fokussierung auf eine zentrale Kategorie der "Menschheit" birgt die Gefahr, soziale, ökonomische und politische Ungleichheiten zu verkennen. Damit gerät auch aus dem Blick, wie Menschen(gruppen) historisch entlang sozialer und politischer Differenzkategorien (Race, Class, Gender, Body) und beispielsweise auch im globalen Nord-Süd-Verhältnis hierarchisiert und unterdrückt wurden. So wird beispielsweise in Anbetracht einer drohenden Homogenisierung von Verantwortlichkeit für den anthropogenen Klimawandel dafür plädiert, den Begriff des Anthropozän durch den Begriff des "Kapitalozän" zu ersetzen (Haraway 2015; Malm 2016; Moore 2016), welcher den Kapitalismus als verursachendes und zu überwindendes Prinzip in den Blick rückt und zudem berücksichtigt, dass eben nicht alle Menschen gleichermaßen für die gegenwärtigen Krisen und ihre Überwindung verantwortlich (zu machen) sind. Ein weiteres Beispiel für die Kritik an der diskursiven Setzung "Mensch" ist die ontologische und epistemische Bedeutung eines in der Mo