Verfluchen im Frauendiskurs (original) (raw)
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GENDER – Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 2016
Je größer die Erfolge der Gleichstellungspolitik, der Genderforschung und im Diversity Management, desto vehementer die rhetorische Abwertung durch ihre Gegner: Damit lässt sich zwar die derzeitige publizistische Tendenz des Anti-Genderismus benennen, aber im hermeneutischen Sinn zu verstehen sind diese Reden und ihre Ziele deshalb noch nicht. Besonders die Autorinnen und Autoren tagesaktueller Kolumnen und Glossen haben während der letzten Jahre rhetorisch aufgerüstet. Auch in antifeministischen Foren und Blogs wird gegen Gender Studies und Gleichstellungspolitik gehetzt. Die Debatte hat sich dabei in eine Generationenfrage unterschiedlicher medialer Dispositive gewandelt, die analogen Konservatismus in Buchform gegen den Aktivismus der digital natives auszuspielen scheint. Der Beitrag versucht eine Bestandsaufnahme aus literaturwissenschaftlicher Perspektive und analysiert den Diskurs unter semiotischen und kollektiv-symbolischen Gesichtspunkten.
Verirrungen der bundesdeutschen Diskussion - Eine Polemik
Verirrungen der bundesdeutschen Diskussion - Eine Polemik, 2019
Zusammenfassung: Die empirische Therapie-Forschung ermittelt, dass formale Diagnosen (DSM, ICD) wenig relevant für das therapeutische Handeln sind. Sie zeigt uns genau, dass Psychotherapie individualisiert praktiziert wird, dass der Interaktion, insbesondere der Kunst respektlosen Respekts eine erhebliche Rolle zukommt und damit der Person der Psychotherapeutin, die es fertigbringen muss, intime Themen anzusprechen, ohne intim zu werden. Sie bestätigt, wichtig genug, was jede Psychotherapeutin, egal welcher Richtung, seit Jahren wissen kann und weiß. Doch die Politik tut so, als ob ein technokratisches Modell der Psychotherapie das Non-Plus-Ultra der Zukunft zu werden hätte. Gegen den empirischen Stand der Forschung, die das Gespräch, Kontextualisierung, Lebensstil, Alter, persönliche Weltanschauungen-sog. transdiagnostische Variablen-für wesentlicher hält für das, woran Psychotherapeutinnen sich orientieren, als die Diagnose. Die Politik möchte Prüfungs-und Ausbildungsformen der Medizin angleichen, während die Forschung zeigt, dass Medizinalisierung eher Problem als Lösung ist.
Frau - verrecke! Die Trockenlegung der roten Flut im häuslichen Konzentrationslager
Es gibt kein Entkommen -erbarmungslos wiederholt sich die deutsche Geschichte des Dritten Reichs in Rolf Dieter Brinkmanns Roman Keiner weiβ mehr. Ein Konzentrationslager entsteht im Hier und Jetzt -in einer Zweizimmerwohnung in der Innenstadt Kölns. Der namenlose Erzähler reduziert den Körper seiner Frau auf reine Materie und degradiert sie somit zu -in Giorgio Agambens Worten -"Bare Life". Meines Erachtens nimmt die männliche Hauptfi gur gleichzeitig die Rolle des Täters und des Opfers ein. Der Erzähler will Abstand von Deutschland in der Vergangenheit und in der Gegenwart: "Deutschland, verrecke […]. Verrecke, auf der Stelle, sofort" 1 . Doch er ist gefangen im geschichtlichen Diskurs, aus dem er erfolglos auszubrechen versucht. Er wird somit zum Opfer der deutschen Vergangenheit. Die faschistische Männerpsychologie unter dem Nationalsozialismus, die das Judentum und den Kommunismus zu ihren Erzfeinden erklärte, wird in Brinkmanns Roman wiederverwertet als ein Kampf gegen Frauen. Der namenlose Erzähler ist gefangen in einer vor allem in den fünfziger Jahren politisch weit proklamierten konservativen Familiensituation. Er ist verheiratet und hat ein Kind. Aggression und Wut auf sein eingeengtes Leben bestimmen seinen Alltag. Das Ventil für seine Frustration bildet die Ehefrau und macht den Protagonisten in diesem Kontext zum Täter. Im offensichtlichen Kampf gegen den Faschismus entsteht wieder Faschismus -jedoch als ein ungewolltes Endprodukt. Diese Arbeit wird sich nicht auf eine oberfl ächliche feministische Lesart des Romans fokussieren, die lediglich die Gewalt an Frauen durch den Protagonisten verurteilt. Meine Analyse soll tiefer reichen -es geht um die Wurzeln des aggressiven Verhaltens, das meines Erachtens mit den Nachwirkungen des Zweiten Weltkrieges zusammenhängt. Der Mann unternimmt zahlreiche Versuche, aus dem Kreislauf der Geschichte auszubrechen, wodurch die Zerstörung seiner Frau in Gang gesetzt wird. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass der Protagonist kein Faschist ist, sondern sich unbewusst faschistischer Handlungsweisen bedient, die ihm der geschichtliche Diskurs aufzwingt. Der Protagonist gibt den Kampf nicht auf, aus dem Teufelskreis zu entfl iehen. Tief im Inneren sucht er eine echte Nähe zu seiner Frau. Klaus Theweleit sieht die Wurzeln faschistischer Handlungsweisen in einer Urangst des Mannes vor Frauen. In seiner zweibändigen Monographie unter dem Titel Männerphantasien 2 analysiert Theweleit die Literatur von Freikorps-Soldaten und deckt eine gestörte männliche Körperwahrnehmung auf, die zu einer Unterdrückung von sexuellen Beziehungen zu 1 Brinkmann, Rolf Dieter. Keiner weiß mehr. Hamburg: Rowohlt, 2005, S. 186. Alle weiteren Seitenangaben im Text beziehen sich auf die eben genannte Ausgabe.
Frauen dienen nach biblischer Norm genauso in der Kirche in allen Ämtern und Diensten wie die Männer.
SlutWalk - Resignifizierung von Feminismen
In: Gender. Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft. Jg. 5 Nr. 1 2013 Seit 2011 fanden weltweit Demonstrationen statt, die sich unter der Bezeichnung SlutWalk artikulierten. Diese neue feministische Interventionsform nutzt dabei die ambivalente Strategie, sich den Begriff der slut visuell und sprachpolitisch anzueignen, um gegen Geschlechternormen zu protestieren. Der Beitrag skizziert das soziale Phänomen der SlutWalks und strebt an, diese Protestform feministisch zu kontextualisieren und die visuellen und sprachlichen Strategien als symbolische Politikformen zu erfassen. Hierzu wird Judith Butlers sprachpolitisches Modell der Resignifizierung hinsichtlich der Selbstbezeichnung slut erörtert. Diese Theoretisierung der sprachlich-subversiven Strategie wird auf der Ebene visueller und körperpolitischer Interventionen erweitert. Daran anschließend wird die Einbindung feministischer Diskurse in die neoliberale Ideologie unter dem Topos des Postfeminismus diskutiert. Rallies called SlutWalks have been held around the world since 2011. This new form of feminist intervention uses the ambivalent strategy of reclaiming the term 'slut' in order to protest against hegemonic gender norms. This article sketches this social phenomenon and aims to contextualize the protest within feminisms and to capture the visual as well as linguistic strategies, which then become forms of symbolic political action. Judith Butler's linguistic-political model of resignification will be elaborated in regard to the self-designation slut. The approach applied to theorizing this linguistic-subversive strategy is extended to the level of visual and body political interventions. Subsequently, the integration of feminist discourses in neoliberal ideology is explored with respect to the topos of postfeminism.
in: M. Tellenbach/R. Schulz/A. Wieczorek (eds), Die Macht der Toga. Exhibition Catalogue, Roemer- und Pelizaeus-Museum, Hildesheim/Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim, 189-193, 2013