Ewald Frie / Ute Planert (Hrsg.), Revolution, Krieg und die Geburt von Staat und Nation. Staatsbildung in Europa und den Amerikas 1770–1930. (Bedrohte Ordnungen, Bd. 3.) Tübingen, Mohr Siebeck 2016 (original) (raw)
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Historische Zeitschrift, 2017
Andererseits stellen die Autoren bisher wenig beachtete Zusammenhänge zwischen dem Siebenjährigen Krieg und dem Sklavenwiderstand her. "Tacky's Revolt" war wohl eine Reaktion auf die Unterversorgung in Sklaven in Kriegszeiten. Die Macandal und seine Anhängern zugeschriebenen Vergiftungen von 6000 Personen waren vermutlich die Folge von mit Pilzgiften verdorbenem Getreide während der britischen Blockade im Siebenjährigen Krieg. Weiße und Schwarze hielten sie aber für das Werk afrikanischer Magie, und die Folterung der Sklaven löste eine Denunziationskette aus. Nachdem der agency der Versklavten hier breiter Raum gewidmet wird, verwundert es, dass das Ende der Sklaverei auf Saint-Domingue so eng mit der Revolution im Mutterland und dem Agieren der freien Farbigen verbunden wird. Sicher wäre die Sklavenrevolution ohne das Machtvakuum im Mutterland und die Konflikte zwischen weißen und farbigen Sklavenhaltern nicht ausgebrochen (O. Gliech), aber dass die Versklavten ihre Freiheit gegen mehrere europäische Kolonialmächte verteidigten, ist afrikanischen politischen und religiösen Ideen sowie militärischen Erfahrungen zu verdanken (J. Thornton). Zum Schluss müssen zwei überraschende Kritikpunkte erwähnt werden. Das Buch endet ohne Zusammenfassung. Außerdem enthält die Studie Endnoten, aber keine Übersicht über die verwendeten Quellen und kein Literaturverzeichnis. Ohne die Auflistung der genutzten Aktenbestände und Historiographie sind die Forschungsergebnisse schwer nachvollziehbar.
English Translation: Bernhard H. Bayerlein: The Comintern and the Weimar Republic (1919-1933). New World Order Concepts and their Transformation (1919-1933). In: Andrea Braune, Michael Dreyer (eds.): Weimar and the New World Order. Politics, Economics, International Law after 1918, Stuttgart, Franz Steiner Verlag, 2020, pp. 165-191 Structure of the chapter 1 Comintern and Weimar Republic. 2 World revolution, conceptions of world order and transitory concepts – Changes and transitions 1918-1933. 3 1933 and its consequences: Perspectives.
Staaten und Ordnungen : die politische und Staatstheorie von Eric Voegelin / Hans-Jörg Sigwart (Hrsg.). -1. Aufl. -Baden-Baden : Nomos, 2016. -257 S. ; 23 cm. -(Staatsverständnisse ; 95). -ISBN 978-3-8487-3312-5 : EUR 39.00 [#5099] Der Politikdenker Eric Voegelin (1901 -1985) 1 ist heute im Grunde nur noch wenigen Interessierten bekannt, auch die Politikwissenschaftler beschäftigen sich bestenfalls am Rande mit seinem Werk. Das gilt auch trotz der Tatsache, daß in den letzten Jahren immer wieder Schriften Voegelins in deutschen Übersetzungen erschienen sind. 2 Das ist vor allem dann zu bemerken, wenn man, wie es auch im vorliegenden Band mehrfach geschieht, Hannah Arendt 3 zum Vergleich heranzieht, 4 die seit geraumer Zeit einen 1 Eric Voegelin zur Einführung / Michael Henkel. -2., erg. Aufl. -Hamburg : Junius, 2010. -212 S. ; 17 cm. -(Zur Einführung ; 176). -ISBN 978-3-88506-976-8 : EUR 16.90 [#1426]. -Rez.: IFB 14-4 http://ifb.bsz-bw.de/bsz328234486rez-1.pdf 2 Z. B. Die Natur des Rechts / Eric Voegelin. Aus dem Englischen, mit Anm. und einem Nachwort versehen von Thomas Nawrath. -1. Aufl. -Berlin : Matthes & Seitz, 2012. -219 S. ; 22 cm. -(Batterien ; N.F. 010). -Einheitssacht.: The nature of the law <dt.>. -ISBN 978-3-88221-617-2 : EUR 24.90 [#2639]. -Rez.: IFB 13-3 http://ifb.bsz-bw.de/bsz366356216rez-1.pdf -Realitätsfinsternis / Eric Voegelin. Aus dem Engl. von Dorothea Fischer-Barnicol. -1. Aufl. -Berlin : Matthes & Seitz, 2010. -158 S. ; 18 cm. -Einheitssacht.: Eclipse of reason
Eine Untersuchung nach Bestandteilen der "Volks-und Kulturboden"-Dogmatik oder Fritz Valjavec, der NS-Propagandist in Belangen "Südosteuropas III. Teil Fritz Valjavec (1909-1960) oder »Über die "deutsche Wissenschaft" als nachrichtendienstliche Aufklärungsarbeit« aus der Reihe: Die Totgeschwiegene Dimension« Die Entstehung der politischen Strömungen in Deutschland 1770-1815 (1951) Ausgewählte Aufsätze(1963) Die Publikation des Sammelbandes "Josephinismus zwischen den Regimen. Eduard Winter, Fritz Valjavec und die zentraleuropäischen Histotiographien im 20. Jahrhundert", hg. von Franz Leander Filafer und Thomas Walling (Wien Köln Weimar, 2016) veranlasst uns, unsere bereits vor einem Jahrzehnt im html-Format veröffentlichten Befunde über die Art des von Fritz Valjavec geübten historischen, historiographischen und geistesgeschichtlichen Diskurs der ausgewiesenen wissenschaftlichen Leserschaft zur Kenntnis zu bringen. Denn in genanntem Band liegen Studien vor, die sich durch eindeutige Verharmlosung des von Valjavec und gleichgesinnten Wissenschaftlern vor und nach der Jahrhunderthälfte -d.h. vor und nach 1950betriebenen und verbreiteten Geschichts-und Kulturverständnisses auszeichnen. Valjavec war ein Verfechter der VOLKS-und KULTURBODEN-DOKTRIN der völkisch und deutschnational, schliesslich nationalsozialistisch orientierten "Wissenschaft". Der Nennung und Betonung dieser Tatsache bleiben manche Autoren dieses Sammelbandes schuldig. Nicht nur, dass sie auf diese Weise dem politischen und ideologischen Extremismus der von Valjavec vertretenen Positionen die Spitze nehmen, sie bedienen sich zudem eines absolut inadequaten, neutralen Vokabulars, wenn es eigentlich Not täte die Realitäten des antihumanistischen, weil nur auf das Deutschtum und die
Landkarten stellen messbare räumliche der her und erzeugen einen Wahrheitsraum, in welchem sich natürliche, landschaftliche, soziale und Elemente regelhaft ordnen lassen. Die scheinbar wertfreie Formalität geodätischer Verfahren erlaubt es, alles was im Rahmen der topographischen Landesaufnahme gemessen und notiert, berechnet und kopiert, gesammelt und archiviert, gestochen und gedruckt wurde, als zentral verwaltetes, mobil verfügbares und beliebig vervielfältigbares Wissen zu behandeln. Dies eröffnet nicht nur neue Potentiale der Planung und der Entscheidung für wirtschaftliche und administrative Systeme, sondern ermöglicht in der nationalistischen Lektüre von Landkarten auch eine kartographische Reproduzierbarkeit der Nation. Die folgenden Überlegungen zielen darauf die Bedingungen einer solchen nationalistischen Lektüre von Landkarten zu untersuchen. Dabei gehe ich erstens von der Wirkung jenes «angemessenen Bildes» der Schweiz aus, welche die zusammengesetzte Karte des Landes 1883 auf der Landesaus-·~"U'""' in Zürich entfaltet hat. In einem zweiten Schritt werden die methodischen Voraussetzungen analysiert, an welche die Herstellung der Karte als trigonometrisch und kartographisch vereinheitlichte Darstellung des Landes und seiner Landschaft gebunden war. In einem dritten Schritt wird schliesslich die Frage beleuchtet, welche Konjunktur politischer, militärischer und wissenschaftlicher Interessenlagen dazu geführt hat, dass in der entscheidenden Formationsphase des schweizerischen Bundesstaates, genauer: zwischen 1832 und 1864, die Herstellung des nationalen Raumes im kartographischen Medium erfolgreich realisiert werden konnte. Dabei wird das Argument vertreten, dass die Karte dank ihrer einheitlichen Darstellungsweise das geodätisch gestützte mediale Fundament einer neuen bundesstaatlich-nationalistischen Ordnungs-und Wahrnehmungsform gebildet hat
Lübeck 1813-1830 Katherine B. Aaslestad Die wirtschaftliche Wiederbelebung und die andauernde Zusammenarbeit der Hansestädte nach dem Napoleonische Kriege erweckte den Eindruck, dass sie wie Phönix aus der Asche emporstiegen -der Asche, welche die achtjährige französische Besatzung und der Krieg hinterlassen hatten. Die Städte verbündeten sich nach 1815, um ihre Souveränität wiederzuerlangen und ihre finanzielle Unabhängigkeit vom Deutschen Bund zu sichern. 1819 gab Hamburg sich den Titel "Freie und Hansestadt", Bremen und Lübeck folgten kurz darauf. Die auf die Wirtschaft zielende Kriegführung hatte der Handelstätigkeit der einzelnen Stadtstaaten über Jahre schwer geschadet. Um den Handel in Norddeutschland wieder zu beleben, verbündeten sich Hamburg, Bremen und Lübeck beim Abschließen von günstigen internationalen Handelsverträgen. Da ihre Handelspartnern sie als eine Einheit behandelten, wurden die Schiffe der Städte im 19. Jahrhundert als Teil einer hanseatische Flotte angesehen. Das wirtschaftliche Wachstum der drei norddeutschen republikanischen Stadtstaaten nach den Jahren der Besatzung und wirtschaftlichen Kriegsführung erklärt jedoch nur einen Teil der Geschichte des Übergangs vom Krieg zum Frieden nach 1815. Um die Folgen des Krieges für die Stadtstaaten besser herauszuarbeiten, werden die Jahre nach 1815 im Folgenden dezidiert als Nachkriegszeit unter die Lupe genommen. Trotz der Wiedereinführung der herkömmlichen Regierungen und Verfassungen im Jahr 1814 in ganz Norddeutschland hatte sich die Gesellschaft durch die französische Besatzung, die Mobilmachung im Jahre 1813 und den Krieg von 1813 bis 1815 grundlegend verändert. In Hamburg zum Beispiel führte man öffentliche Debatten über die Reform der Justiz-, Verwaltungs-und Finanzorgane sowie die Reorganisation des Militärs. 1 Der Übergang vom Krieg zum Frieden in den Hansestädten zeigt, wie sehr die Kriege der Französischen Revolution und der napoleonischen Expansion zwischen 1792 und 1815 die Nachkriegsbeziehungen zwischen Militär und Zivilgesellschaft geprägt haben. Diese Transformation von der Kriegszur Friedensgesellschaft steht im Zentrum meiner laufenden Arbeit, die sich auf die Kriegserfahrungen der Hansestädter und der Soldaten sowie die öffentlichen Debatten konzentriert, die sie nach 1815 ausgelöst haben.
Bei allen Unterschieden in der Deutung der Ereignisse von 1848/49 herrscht in der modernen Historiographie eine relativ weitgehende Übereinstimmung in Bezug auf die außerordentliche Vielfältigkeit der Revolutionsbewegungen/1/, die im März1848 Preußen, Osterreich und die meisten Kleinstaaten des Deutschen Bundes erfassen. Die Ursachen der Erhebung sind je nach dem sozialen Status der Beteiligten oft grundverschieden, die Ziele der Handlungsträger nicht nur unterschiedlich, sondern oft auch einander widersprechend. Nicht zufällig enthüllen sich schon nach den ersten Siegen über die absolutistischen Regierungen grundlegende soziale Gegensatze, die schließlich zum Scheitern der Erhebung fuhren. Siemann formuliert (1985: 224) zugespitzt: ,,Der Landarbeiter stand gegen den Bauern, der Handwerksmeister gegen den Gesellen, der Fabrikarbeiter gegen den Tagelohner, der freiberuflich Selbständige gegen den Staats-bediensteten [...] und schwerwiegend überhaupt: das besitzende und beamtete Bürgertum gegen die Unterschichten." Damit wird einerseits eine der vom offiziellen Diskurs der DDR bis zuletzt auf-rechterhaltenen marxistischen These vom ,,Verrat der Bourgeoisie [am Volk] als die eigentliche Ursache des Scheiterns der Revolution" zurückgewiesen, andererseits aber auch eine klare Distanz gegeniiber der Hochstilisierung des liberalen Bürgertums zum einzig entscheidenden Träger der 48er Revolution, die in der Historiographie der Bundesrepublik noch bis in die 70er Jahre eine führende Rolle spielt, hergestellt./2/ 1