Für die "Reinheit des Volkskörpers". Systemischer Antiziganismus in Ungarn (original) (raw)

Antiziganismus in Ungarn

Vortrag am 26.09.2020., 2020

https://www.youtube.com/watch?v=Zx5SlnlMK9U&feature=youtu.be / Vortrag anlässlich der Online-Konferenz: Romengero Di 2020 - Romatag 2020 Tagung: Tradipe gejng o Roma – Gewalt gegen Roma: Rezeption und Umgang mit einem europäischen Phänomen, am 26.09.2020 - Oberwart/ Österreich

Völkische Esoterik und Transzendentalisierung der Nation als antisemitische Schuldabwehr in Ungarn

Zeitschrift für Religion, Gesellschaft u Politik, 2022

Die völkische Esoterik als Alltagsreligion ist gegenwärtig die prägnanteste Manifestation der antisemitischen Schuldabwehr in Ungarn. Als wahnhaftes Phantasma bekam sie Eingang ins neue Grundgesetz (2012) und bestimmt als staatsrechtliche Grundlage das politische und kulturelle Leben Ungarns. Da sie die Wirklichkeit zu entstellen vermag, wurde sie zur Norm einer destruktiven, negativen Integration, in der Menschengruppen durch gemeinsame Wutprojektionen zueinander finden. Ihr Ziel ist die Herstellung einer vorgestellten, letztendlich, durch die „heilige Krone“ kosmisch gesteuerten völkisch-arischen Harmonie, mit einem Ho- mogenitätsversprechen gleich, das nur durch die Entfernung der als nicht-identisch fantasierten „Lebensunwerten“ erfüllbar zu sein scheint. Im Beitrag werden die strukturellen Elemente der völkischen Esoterik in Ungarn herausgearbeitet und dargelegt, warum diese Ideologie mit der von der Orbán- Regierung beschworenen christlich-demokratischen Politik unvereinbar ist und der Antisemitismus in ihr immanent enthalten ist.

Neue völkische Bewegung und Antisemitismus im heutigen Ungarn

Auf die Frage, was Antisemitismus sei, haben viele eine einfache Antwort parat: Judenfeindlichkeit. Liest man jedoch Definitionen wie Antisemitismus sei ein "kultureller Code", eine "Weltanschauung" oder sogar "neuzeitliche irdische Metaphysik", so merkt man, dass es nicht einfach ist, dieses Phanomen zu bestimmen. Obwohl der Begriff Antisemitismus als eine gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Vertretern der Doktrin erfundene bewusste Selbstbezeichnung nicht unproblematisch ist, hat sich in den letzten Jahren in der Forschung ein Konsens um seinen Gebrauch herausgebildet. Demnach konnen die Ansatze, in denen er geistig-strukturell erkennbar ist, nur dann aufgedeckt werden, wenn man ihn als erweiterten anthropologischen Begriff interpretiert.

Die Wandlungen des ‚Antiziganismus‘ nach 1945

Konstellationen des Antiziganismus, 2016

Fast vergessen ist heute, dass nach dem Zusammenbruch des „real existierenden Sozialismus“ eine ethnonationalistische Welle der Gewalt uber die groste Minderheit Europas hereinbrach, deren Ausmas das „European Roma Rights Centre“ von der „grosten Katastrophe fur Roma seit dem Holocaust“ sprechen lies (Auer 2009, S. 251). In Reaktion auf die daraus resultierenden Fluchtbewegungen machte sich uberall auf dem Kontinent ein neuer Anti-Roma-Rassismus breit, in dem eine mehr als funfhundert Jahre alte Ressentimentstruktur fortlebt. Diesen geschichtlichen Zusammenhang muss begreifen, wer die Situation der europaischen Roma begreifen will.

Sträflich unterbelichtet: Antiziganismus im Film

mediendiskurs: 28. Jg., 4/2024 (Ausgabe 110), S. 42-48 , 2024

Ethische Kriterien des Filmemachens scheinen beim Thema „Sinti/Roma“ oftmals nicht zu existieren. Erst seit kurzer Zeit wird Antiziganismus im Film untersucht. Der Artikel zeigt Mechanismen und Rechtfertigungen des Antiziganismus auf, um die Selbstreflexivität des Mediums, soll heißen der Filmschaffenden, herauszufordern.