Imperium sine fine dedit : Kaiser-Ikonographie am Abend des Barock. Zur malerischen Ausstattung der Villa Poggio Imperiale in Florenz unter Großherzog Pietro Leopoldo von Toskana (1768-1778) (original) (raw)

Das Bildprogramm, das hier vorgestellt werden soll, hat über den lokalen Rahmen hinaus bisher wenig Beachtung gefunden, obwohl es einen Wendepunkt im Umgang mit der Verbildlichung von imperialer Macht markiert und sich noch dazu an einem prominenten Ort befindet. 1 Tatsächlich kann der malerische Dekor, den die in der Nähe von Florenz gelegene und seit 1624 als Poggio Imperiale bezeichnete Villa in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erhielt, als epochale Zäsur zwischen der allegorisch und mythologisch argumentierenden Bildsprache des Barock und einem durch die historische Perspektive und das politische Kalkül geprägten Bildverständnis modernen Stils gelten. Aber dieser Umstand ist nicht die einzige Erklärung dafür, dass das im Folgenden zu erläuternde Ensemble im Rahmen des Bandes zur Deckenmalerei des Barock im Alpenraum durchaus in einem ihm angemessenen Kontext steht. Durch ihre mit Maria Magdalena von Österreich eng verknüpfte Vorgeschichte bot diese Villa unter den nach 1765 in Florenz gegebenen politischen Verhältnissen nahezu ideale Voraussetzun gen für eine wirkungsvolle Instrumentalisierung. Als Gemahlin von Cosimo II. de'Medici war die Großherzogin für den 1618 begonnenen Ausbau der Villa verantwortlich gewesen, der sie nicht nur durch den neuen Namen Poggio Imperiale zu übersetzen als "Kaiserlicher Hügel" habsburgi sches Gepräge gab, sondern auch durch die Ausmalung der Repräsentationsräume, die 1623 und 1624 durch den Florentiner Maler Matteo Rosselli und seine Werkstatt realisiert wurde. 2 Die acht Wandbilder der ehemaligen Anticamera des Großherzogs Cosimo II. sind signifikanten Taten der Kaiser Rudolph I., Maximilian I. Karl V. und Ferdinand II. gewidmet. Im Audienzsaal der Groß herzogin stellt der Deckenspiegel eine Allegorie auf das Sacro Romano Imperium dar, während die Lünettenbilder Herrscherinnen und weibliche Heilige zeigen, die sich durch ihre Taten für das Christentum verdient gemacht haben. 1 Adam Wandruszka hat dieses Bildprogramm als eine Veranschaulichung der damals aktuellen und unter gegenreformatorischem Vorzeichen stehenden Ornella PANICHI, Villa Mediceo-Lorenese del Poggio Imperiale, Ville della Provincia di Firenze (Hrsg. Luigi Zangheri), Milano 1989, S. 148-169; Ornella Panichi arbeitet zurzeit an einer vollständig dokumentierten Monographie über den Poggio Imperiale, weswegen hier auf die Wiedergabe der dokumentarischen Belege für die malerische Ausstattung verzichtet wird. Weitere benutzte Literatur: Fiammetta FAINI,