Steinzeugflaschen für in Stuttgart hergestellten "Aalfreien Rösel´s Gesundheits-Kräuter-Essig" (original) (raw)

Soßenflaschen aus Steinzeug der Firma Grimm & Triepel

Soßenflaschen aus Steinzeug der Firma Grimm & Triepel, 2018

Soßenflaschen der Firma Grimm & Triepel mit Sitz in Nordhausen a.H. sind aufgrund einer drei- bzw. vierzeiligen Prägung auf der Wandung zweifelsfrei erkennbar. Sie bestehen ausschließlich aus salzglasiertem Steinzeug mit grauem Bruch und brauner Oberfläche. Die bislang bekannten zylindrischen Flaschen sind zwischen 12,2 cm und 17,3 cm hoch und somit vergleichsweise kleinformatig. Obwohl sich keine Herstellermarken auf den Flaschen befinden, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie in einer oder mehreren im Westerwald ansässigen Steinzeug- bzw. Krugfabriken für die Firma Grimm & Triepel hergestellt wurden. Verwendung fanden Soßenflaschen in Kolonialwarengeschäften, Gaststätten oder Tabakwarenhandlungen, die „losen“ Kautabak in wohl meist keramischen Behältnissen zum Verkauf anboten. Die Flaschen enthielten Soßen zum Nachsoßen von in Töpfen angebotenem Kautabak. Der zeitliche Rahmen für die Produktion der Flaschen ergibt sich über die Herstellung der Gefäßkörper durch ab 1879 verwendete Krugpressen und der Verlegung der Firma Grimm & Triepel von Nordhausen nach Witzenhausen-Unterrieden nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Kautabaktöpfe der Firma Grimm & Triepel wurden bis um 1935 hergestellt und bis ca. 1945 genutzt. Daher ist davon auszugehen, dass Soßenflaschen dieses Unternehmens ebenfalls bis zu dieser Zeit verwendet wurden. Bislang sind nur noch von einer weiteren Kautabakfabrik Steinzeugsoßenflaschen bekannt geworden. Es handelt sich dabei um die ebenfalls zunächst in Nordhausen ansässige Fabrik G.A. Hanewacker. Die Anregung zur Nutzung dieser kleinformatigen Steinzeugflaschen als Behältnisse für Flüssigkeiten in der Kautabakindustrie, war sehr wahrscheinlich der Spirituosenindustrie, die in Nordhausen ebenfalls sehr präsent war, entlehnt.

Soßenflaschen aus Steinzeug der Kautabakfabriken Baum & Zeuch (Eschwege), Gebr. Ungewitter (Wanfried) und Stephan Niderehe (Marburg).

Berichte aus dem Arbeitskreis Tonpfeifen 5

Bislang waren ausschließlich Soßenflaschen der Kautabakfirmen Grimm & Triepel und Hanewacker bekannt geworden. Daher stellte sich die Frage, ob derartige Behältnisse auch von anderen Kautabakherstellern genutzt wurden. Mit den jüngst entdeckten Soßenflaschen der einst in Hessen ansässigen Firmen Stephan Niderehe, Gebr. Ungewitter und Baum & Zeuch konnte diese Frage nun beantwortet werden. Zudem ist davon auszugehen, dass sich auch künftig eindeutig identifizierbare Soßenflaschen von weitere Kautabakfabriken auffinden lassen.

Steinzeugflaschen für den Mineralwasserversand der Egerländer Bäder, III. Karlsbad.

Gmoibladl, Egerländer Gmoi z´ München e.V., 4-2019

Bernd Brinkmann Steinzeugflaschen für den Mineralwasserversand der Egerländer Bäder III. Karlsbad Der Sage nach wurden die heißen Quellen von Karlsbad während einer Jagd Kaiser Karls IV. im Jahre 1347 entdeckt. Ein Hund soll bei der Verfolgung eines Hirsches in eine heiße Quelle geraten sein und sich verbrüht haben. Durch sein Heulen sei die Jagdgesellschaft auf die Quelle aufmerksam geworden. Der Kaiser habe sodann das Wasser auf Anraten seines Leibarztes zur Heilung einer Verwundung benutzt. Da die Wunde sehr schnell abgeheilt sei, habe Kaiser Karl IV. aus Dankbarkeit an der Quelle eine Stadt errichten lassen, die seinen Namen erhielt. Soweit die Sage. Sie wird nicht bestätigt durch die Lebensbeschreibung, die uns der Kaiser hinterließ. Festzuhalten ist, dass die Ortschaft nicht von Kaiser Karl IV. gegründet, wohl aber nach ihm benannt wurde.

Steinzeugflaschen für den Mineralwasserversand der Egerländer Bäder, I. Eger / Franzensbad.

Gmoibladl, Egerländer Gmoi z´ München e.V., 2-2019

Mineralwasser ist heute ein Erfrischungsgetränk für jedermann. Auch als Heilmittel ist es allen zugänglich. Das war nicht immer so. Zwar wussten die Menschen schon zu vor-und frühgeschichtlichen Zeiten und auch im Mittelalter die Heilkräfte des Wassers zu nutzen, eine breitere und systematischere Anwendung erfuhr das Mineralwasser aber erst, nachdem sich einige Ärzte im 16. Jahrhundert eingehender mit den mineralischen Bestandteilen des Wassers und deren Wirkung auf den menschlichen Organismus auseinandersetzten. Hervorzuheben sind hier der berühmte Arzt Paracelsus, aber auch Tabernaemontanus, der 1581 die ersten Hinweise für eine sinnvolle, dem Qualitätserhalt dienliche Versandmethode gab.

Essigsäuli-Essigfässchen-baril à vinaigre-vinaigrier. Eine elsässische Keramik-Sonderform aus Steinzeug "Westerwälder Art".

Keramische Sonderformen sind im archäologischen Fundstoff des Mittelalters und der Neuzeit im Verhältnis zu oberirdisch in Sammlungen erhaltenen Objekten meist stark unterrepräsentiert. Dies gilt auch für die im Folgenden zu besprechenden Essigfässchen auf vier Füßen aus salzglasiertem, grauem Steinzeug (Abb. 1). Diese wurden mit großer Wahrscheinlichkeit in Betschdorf im Elsass oder in Töpfereien mit genealogischem Bezug zu Betschdorf hergestellt. Die Frage nach der Datierung, der Herkunft und der Verbreitung dieser Gefäßform wurde in der Literatur bisher nur selten behandelt. 1 Aufgrund der Gestaltung mit vier Füßchen, findet sich statt des Begriffs Essigfässchen gelegentlich auch die in der Region Aargau/Winterthur/Schaffhausen überlieferte mundartliche Bezeichnung "Essigsau" oder "Essigsäuli". 2 Der Begriff ist nicht im "Schweizerischen Idiotikon" verzeichnet. Der französische Begriff wäre "tonnelet à vinaigre", "baril à vinaigre" oder "vinaigrier" (s. u. Abb. 8). 3 Ausgangspunkt der Überlegungen sind Bodenfunde vom Kirchhügel in Gamprin-Bendern FL, die der Autor im Rahmen einer größeren Studie bearbeitet. 4 Von dort stammen acht charakteristische, kobaltblau bemalte Fragmente (Abb. 2), 5 die durchaus von mehr als einem Essigfass stammen können. Erhalten sind wichtige Gefäßzonen, die eine eindeutige Ansprache erlauben: das zugedrehte spitze Ende des Fässchens, ein Fragment der Oberseite mit randlich verstärkter Einfüllöffnung (Spundloch) und ein Bruchstück des planen Endes mit dem verstärkten Zapfhahn-oder Kranenloch. Diese Seite trägt noch die Schlingenspuren vom Abschneiden von der Töpferscheibe, da Essigfässchen zunächst als großes, eiförmiges Gefäß auf der Scheibe gedreht und dann für die Montage der Einfüllöffnung und der Füßchen auf die Seite gekippt werden. Die vorauszusetzenden vier Füßchen fehlen. Die Funktion der Steinzeug-Fässchen mit vier Füßen kennzeichnen am besten die Bilder des Berner Malers Albert Anker. Auf diesen stehen die Fässchen zwischen 1860 und 1888 regelhaft auf dem Kachelofen (Abb. 3). 6 Nach verschiedenen Darstellungen in der Literatur handelt es sich zweifellos um "Essigfässchen" zur häuslichen Herstellung von Obst-oder Weinessig. 7 Salzglasiertes Steinzeug eignete sich in diesem Zusammenhang besonders gut, da die Essigsäure den gesinterten Scherben nicht anzugreifen vermochte und sich die Fässchen zusätzlich gut reinigen ließen. Da zur Entstehung des Essigs vor allem im Winter Wärme notwendig war (optimal sind 20 bis 30 Grad Celsius), erklärt sich der Platz auf dem Kachelofen. Im ländlichen und städtischen Haushalt diente Essig bis weit ins 20. Jahrhundert hinein im Rahmen der Vorratshaltung zur Konservierung von Lebensmitteln. 8 Daneben kam ihm in der häuslichen Medizin auch heilende Bedeutung zu. Grundsätzlich lassen sich natürlich alle Fässchenformen auch zur Lagerung von Schnaps oder anderen Alkoholika verwenden. Typologisch lassen sich bei Fässchen aus grauem Steinzeug verschiedene Formen unterscheiden: 9 • Fässchen ohne Füße, liegend (Ablage auf einem hölzernen Fassbock), mit Auslass auf einer der Schmalund Spundloch auf der Breit-bzw. Oberseite (ab der zweiten Hälfte des 17. bis ins 20. Jh., Abb. 4 oben), 10 • Fässchen ohne Füße, nur mit einer flaschenartigen Einfüllöffnung auf der Breit-bzw. Oberseite (oberösterreichische Spezialität, 19. Jh.?), 11 • Fässchen, ohne Füße, auf dem flachen Fassboden einer Schmalseite stehend (spätes 19./20. Jh.), 12 • Fässchen mit Standringen, 13 • Fässchen mit stegartigen Standhilfen in der Längsachse des Fässchenkörpers, 19. Jh.), 14 • Fässchen mit stegartigen Standhilfen quer zur Längsachse des Fässchenkörpers (Abb. 4 unten) 19./20. Jh.) 15 • Fässchen mit drei bzw. vier Füßen (Abb. 5). 16 Die Gründe für die Ausstattung der Essigfässchen mit Füßen sind unbekannt. Möglicherweise wollte man gezielt die zusätzliche Anschaffung eines hölzernen Fassbocks einsparen, wie er bei den Steinzeugfässchen ohne Füße unumgänglich ist. Bodenfunde von Steinzeug-Essigfässchen mit Füßen sind große Seltenheiten. Neben den oben gezeigten Fragmenten gibt es bislang nur Bruchstücke aus dem Wassergraben von Schloss Hallwil AG. 17 Dabei sind die Fässchen mit Füßen in den privaten und musealen Essigsäuli -Essigfässchen -baril à vinaigre -vinaigrier.