Die paulinische Rede von der Selbstversklavung in 1 Kor 9,19 vor dem Hintergrund jüdischer Identität im Sklavenstand o/a: https://www.cambridge.org/core/journals/new-testament-studies (original) (raw)

Die paulinische Rede von der Selbstversklavung in 1 Kor 9,19 vor dem Hintergrund jüdischer Identität im Sklavenstand

New Testament Studies

Paul's reference to his adaptability to different groups in 1 Cor 9.19–23 is central to recent discussions about Paul's Jewishness. This paper argues that the crucial context for Paul's metaphor of self-enslavement (1 Cor 9.19) is not to be found in anthropological passages such as Rom 6 or Gal 5, but rather in the conditions of a slave's life in antiquity. This leads to an interpretation that combines essential concerns of a Paul within Judaism perspective with those of more traditional exegesis.

Avriel Bar-Levav, “‘Ganz so wie zu meinen Lebzeiten’: Jüdische ethische Testamente als Egodokumente,” in Birgit E. Klein and Rotraud Ries, eds., Perspektivenwechsel: Ego-Dokumente. Selbst- und Fremddarstellungen frühneuzeitlicher Juden (Berlin: Désirée Schostak, 2011), 27-46

Jüdische ethische Testamente als Ego-Dokumente * Ebenso wie die Schwerkraft bereits vor Newton existierte, gab es auch Ego-Dokumente, einschließlich der jüdischen, schon bevor der niederländische Wissenschaftler Jacques Presser Mitte des 20. Jahrhunderts den Terminus technicus "Egodocuments" prägte. 1 In einer bestimmten Form lassen sich Ego-Dokumente sogar schon in der Hebräischen Bibel finden. So stellt z. B. das Buch Nehemia, das sich als eigenhändige Aufzeichnung Nehemias über die Bemühungen um eine jüdische Neuansiedlung in Jerusalem ausgibt, einen Text dar, der sicherlich mit Rudolf Dekkers Definition von Ego-Dokumenten * Die Originalfassung dieses Aufsatzes erschien unter dem Titel "When I was Alive": Jewish Ethical Wills as Egodocuments, in: Rudolf Dekker (ed.), Egodocuments and History. Autobiographical Writing in its Social Context since the Middle Ages, Hilversum 2002, S. 45−59; hebräische Version: Jewish Ethical Wills as Egodocuments, in: Amir Horowitz u. a. (eds.), The Past and Beyond: Festschrift for Elazar Weinrib, Raanana 2006, S. 263-282 [hebr.]. Wiederabdruck mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers, dt. Übersetzung: Désirée Schostak. Der Begriff Egodocuments/ Ego-Dokumente ist hier nach dem im englischen Sprachraum üblichen Verständnis ver wendet und in der Übersetzung beibehalten worden. Zu den Begriffen siehe die Einführung von Gabriele Jancke in diesem Band. 1 Mit jüdischen ethischen Testamenten habe ich mich zuerst im Rahmen eines Seminars unter Leitung meines Lehrers Professor Zeev Gries an der Hebrew University of Jerusalem befasst. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um Professor Gries meine tiefe Dankbarkeit auszudrücken für alles, was ich von ihm gelernt habe, sowie für seine stetige Großzügigkeit, Unterstützung und Ermutigung. Professor Gries war auch so freundlich, einen Entwurf des vorliegenden Aufsatzes zu lesen und mit wertvollen Kommentaren zu versehen. Der erste Teil des Titels ist ein Zitat aus dem ethischen Testament des Rabbi Naftali ha-Kohen Katz: Naftali ha-Kohen Katz, Testament, Berlin 1729, fol. 20v [hebr.]. 28 Av ri e l Ba r -L evav in Einklang steht: "Texte, in denen ein Autor über seine oder ihre eigenen Taten, Gedanken oder Gefühle schreibt". 2 Es stellt sich natürlich die Frage, ob dieses Buch von dem "echten" Nehemia verfasst wurde (und in diesem Fall ein authentisches Ego-Dokumente darstellt), oder diesem Autor nur zugeschrieben wird (in welchem Fall es sich um Fiktion handelt). Die Grenzen zwischen Ego-Dokumenten und anderen, vor allem fiktionalen Gattungen, sind in der jüdischen Literatur (wie auch in anderen Literaturen) unscharf. Das Buch Nehemia dient als Beispiel für die komplexe Stellung von Ego-Dokumenten in der traditionellen jüdischen Literatur. Einerseits liefert es gewissermaßen ein Modell für die theoretische Möglichkeit eines solchen Textes, in dem eine Person über sich selbst spricht; andererseits wird jedoch die Existenz dieses Textes legitimiert durch die Bedeutung von Nehemias Geschichte für jüdische nationale und religiöse Belange, und nicht durch die Vorstellung, dass persönliche Erfahrungen von Natur aus von Interesse sind. Im Falle der frühesten jüdischen Ego-Dokumente ist die Rechtfertigung des Verfassers (und nur sehr viel später auch der Verfasserin), über sich selbst zu sprechen, in ein größeres Gesamtbild eingebettet. Heine bemerkte einmal, für Juden sei das (heilige) Buch ein "portatives Vaterland". 3 Vielleicht schrieben Juden deshalb sehr wenig direkt über sich selbst, weil sie stattdessen bemüht waren, mithilfe ihres literarischen Schaffens die Grenzen dieser imaginären Heimat abzustecken? Die jüdische Kultur ist zum großen Teil von Texten bestimmt, und der Umfang der traditionellen jüdischen Literatur ist enorm, aber Ego-Dokumente sind darin äußerst selten. Bis zur Epoche der Moderne finden sich (von wenigen frühneuzeitlichen Ausnahmen abgesehen) 4 so gut wie keine jüdischen Auto-