DFG-Projekt "Medieval Maritime Predation: A Database Supported Analysis of Mediterranean Violence" (original) (raw)

Gewaltraum Mittelmeer? Strukturen, Erfahrungen und Erinnerung kollektiver Gewalt im Zeitalter der Weltkriege

Zeitschrift für Genozidforschung, 2019

Introduction by Medardus Brehl and Kristin Platt Man muss Timothy Snyders These der »bloodlands« nicht folgen, um die Frage nach dem Mittelmeer als »Gewaltraum« des frühen 20. Jahrhunderts zu stellen. Als eine ganz besondere, einmalige ›Geschichtsregion‹, die drei Kontinente – je nachdem – trenne oder vereine, ist der Mittelmeerraum spätestens seit dem 19. Jahrhundert gerade auch im deutschsprachigen Raum wissenschaftlich wie populär festgeschrieben worden, und selbst heute beginnt kaum eine Publikation über mediterrane Themen ohne diese Setzung. Bezeichnenderweise mangelt es – ebenfalls wiederum besonders in der deutschsprachigen Forschungslandschaft – an Perspektiven, die die Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts für die mediterrane Region zusammenhängend beleuchten. Das Beispiel Griechenland zeigt, dass selbst längst existierende Forschung zu Teilaspekten einer mediterranen Gewaltgeschichte bislang kaum wissenschaftliches Wissen in den öffentlichen Raum, ins ›allgemeine Wissen‹ der (deutschen) Gesellschaft transferieren konnte. Den Deutschen, so scheint es, bleibt das Mittelmeer entweder (in seinem nördlichen Teil) ein touristischer ›Sehnsuchtsraum‹ oder (in seinem südlichen Teil) neuerdings wieder ein Raum der Krisen und Konflikte (und zwar die ›der Anderen‹). Die Beiträge nehmen eine ›Geschichtsregion‹ in den Blick und untersuchen zu und anhand dieses Zuschnitts Strukturen kollektiver Gewalt: Es gilt, die einzelnen gewaltvollen Umwälzungen des Mittelmeerraums zwischen Kolonialismus, Weltkriegen und Dekolonisation in eine größere zusammenhängende Perspektive zu rücken, die Kontinuitäten aufzeigt und auch heutige politische und soziale Ereignisse in ihrer historischen Bedingung verortet und beleuchtet. Die vorliegende Zeitschrift wird herausgegeben vom Institut für Diaspora- und Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum.

The Mediterranean Sea: Power Claims and Rivalries in the 17th Century - Das Mittelmeer: Machtansprüche und Rivalitäten im 17. Jh.

Guillaume Calafat: Une mer jalousée Contribution à l'histoire de la souveraineté (Méditerranée, XVIIe siècle) Paris: Seuil 2019, 453 pp., illustr., index The Mediterranean, regarded with jealousy – in this context the French historian Guillaume Calafat (University Sorbonne-Panthéon Paris) shows how this region has made history of conflict and cooperation. He describes the broad spectrum of competing concepts of maritime borders and "territorial" waters as the property of the particular city or state. The most important legal concepts of modern political thought revolve around the quastion: Woh owns th eMediterranean? It is striking that the ethnic background or the religious beliefs of their often dangerous conflict and cooperation partners played hardly any role among the politically powerful neighboring states and the maritime cities. The predominant political goals were the expansion of sovereignty over the Mediterranean, the increase of property, and economic profit. The legal texts saved in the museums, the maps and nautical charts, the (philosophical) treatises, the political pamphlets and protest letters signal how this sea was highly controversial in its legal status. Therefore this sea remains uncertain till today. Calafat has delivered an exciting story of this sea between Europe, Africa and Asia. Today's politicians must become highly thoughtful in the face of such paralyzing fragmentation.