Die „Bibel“ des japanischen Untergrundchristentums. Die Transformation biblischer Erzählungen im Spannungsverhältnis von Buddhismus, Shinto, Christenverfolgung und dem Erbe der jesuitischen Mission in 天地始之事 (Der Anfang von Himmel und Erde) (original) (raw)
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Studies in the Intercultural History of Christianity, 2024
Die vorliegende Studie untersucht, wie die jesuitischen Japan-Missionare in der frühen Neuzeit christliche Inhalte in einen fremden Kontext übertragen und übersetzt haben. Dies geschieht anhand von zwei japanischen Quellen: einem - ins Japanische übersetzten -portugiesischen Katechismus sowie einer Sammlung biblischer Geschichten, die japanische Christen während der beinahe dreihundertjährigen Verfolgungszeit im Untergrund bewahrt und weitergegeben haben. Teile dieser Quellen werden zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt.
SILENCE erschien am 02. März 2017 (Trailer, Eintrag IMDB) in den deutschen Kinos und gilt als das Herzensprojekt von Oscar- Preisträger Martin Scorsese (Regisseur). Basierend auf dem Roman „Schweigen“ von Shūsaku Endō, thematisiert der Film historische Ereignisse an Einzelschicksalen, die in eindringliche Landschaftsaufnahmen eingebettet sind. Im Zentrum steht Pater Sebastião Rodrigues (Andrew Garfield), welcher zusammen mit seinem Jesuitenbruder Pater Francisco Garpe (Adam Driver) im Jahr 1638 von Portugal aus nach Japan aufbricht. Dort versuchen sie ihren spirituellen Mentor und berühmten Bruder Cristóvão Ferreira (Liam Neeson) wiederzufinden. Auf diesem Weg begegnen sie dem christlichen Glauben in Japan und erleben die dortige Christenverfolgung mit. Gewidmet ist der Film den japanischen Christ_Innen und ihren Geistlichen.
Japans Verborgene Christen. Ihre Geschichte und gegenwärtige Situation
Münchener Theologische Zeitschrift, 2021
Bis zum heutigen Tag haben in Japan christliche Gemeinschaften, die während des Verbots und der Verfolgung des Christentums in Japan zwischen 1614 und 1873 im Untergrund fortbestanden, überdauert und sich nach der Öffnung Japans im 19. Jahrhundert nicht wieder in eine der Großkirchen integriert. In den zweihundertfünfzig Jahren ohne Kontakt zur kirchlichen Hierarchie und eingebettet in eine shintoistische, buddhistische und konfuzianische Umwelt, hat sich diese Form des außereuropäischen Christentums gewandelt und eine eigene Identität herausgebildet: die Verborgenen Christen. Bedingt durch die soziokulturellen Prozesse der Moderne in Japan ist es bloß noch eine Frage der Zeit, bis diese Form christlichen Glaubens verschwunden sein wird.
Umschlagbild: Darstellung des "Japoniorum Numen triceps" und des "Amida Numen Japoniorum" im Werk China lllustrata (Kathmandu: Ratna Pustak Bhandar, 1979 [1667, S. 144) des Jesuitenpaters Athanasius Kircher, S.J. (1602-1680), der Asien nie selbst bereist hat. Die Bilder in Kirchers Werk, das etwa zweihundert Jahre lang eine bedeutende Quelle für die Kenntnis Ostasien im Westen darstellte, drücken die pejorative Sicht eines Prolo-Orientalisten aus: Darstellungen fremdartiger Götter, z.T. mehrköpfig und vielarmig, die im Vergleich mit dem einen christlichen Gott dazu dienen können, die andere Religion lächerlich zu machen. Religiöse Details sind dabei von geringerer Bedeutung. So wird beispielsweise nicht ersichtlich, ob die links abgebildete Statue einen vielarmigen japanischen Avalokite5vara (Senju Kannon) oder eine nepalische Hindugottheit darstellen solloder gar eine eigenwillige Mischung aus beiden ist. Die (pseudo-)japanischen "Schriftzeichen" sind reine Ornamentik, unterstützen aber den Eindruck der Skurrilität, welche später ein Grundelement in den Konstruktionen des Orientalismus sein wird. Abstract Schalk, P. (ed.) 2003. Religion im Spiegelkabinett. Asiatische Religionsgeschichte im Spannungsfeld zwischen Orientalismus und Okzidentalismus. Acta Universitatis Upsaliensis. Historia Religionum 22. 410 pp, Uppsala. ISBN 91-554-5620-0.
Der Amida-Kult Japans : Pseudo-Buddhismus, Travestie des Christentums oder Gipfelpunkt des Mahāyāna?
2019
Was meinen wir, wenn wir von "Buddhismus" sprechen? Die meisten von Ihnen werden sich diese Frage vielleicht noch nie gestellt hahen, bevor diese Veranstal tungsreihe begonnen hat. Auf den ersten Blick scheint die Sache recht einfach zu sein. In 6ri Lanka, Thailand, Burma z.B. praktiziert man den Theravada-Buddhismus, ein Großteil der Tibeter und Mongolen hängt dem Vajrayana-Buddhismus an. Chinesen, Vietnamesen, Koreaner und Japaner bekennen sich in großer Zahl zum Mahäyana-Buddhismus. Und seit einigen Jahrzehnten iden tifizieren sich auch in Europa und Amerika viele Menschen mit einer dieser Spielarten des Buddhismus. Selten wird angesichts der Pluralität buddhistischer Lehrrichtungen die Frage gestellt: Ist diese oder jene unter dem Label "Bud dhismus" geführte Lehre oder Gemeinschaft wirklich buddhistisch? Einige von Ihnen mögen diese Frage als irrelevant zurückweisen und sagen, daß es nieman dem zustehe, jemandem das Buddhist-Sein abzusprechen, wenn dieser sich doch selbst als Buddhist sieht. Gerade für mich als Religionswissenschaftler ist die Sa che jedoch keineswegs so einfach. Lassen Sie mich zur Illustration des Problems ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit anführen: Ich nehme an, daß die meisten von Ihnen sich noch vage an die Vorgänge erinnern, die im Jahr 1995 Japan und die Welt erschütterten. Anhänger der neueren japanischen Religions gemeinschaft Aum-Shinrikyo T^A&Jf^ ("Om, Lehre der vollkommenen Wahrheit") verübten damals in der Tokyoter U-Bahn einen verheerenden Gift gasanschlag. In der Folge beschäftigten sich endlich auch Religionswissenschaft ler mit dieser Neureligion und stritten darüber, ob diese tatsächlich als Spielart des Buddhismus anzuerkennen sei, nur weil sie selbst dies zu sein beanspruchte und vom Dalai Lama scheinbar zuvor als solche anerkannt worden war. 1 Ich möchte die in der Debatte geäußerten Argumente hier nicht im einzelnen nach zeichnen. Grob gesagt kann man die kontroversen Positionen im Streit um Aum-Shinrikyo in zwei Kategorien zusammenfassen, die man unter Vorbehalt als (1) eine positivistische Position und (2) eine normative Position bezeichnen könnte.
2007
Über die Vielfalt der religiösen Landschaft des modernen Japan ist viel geschrieben worden. Speziell die seit Jahrzehnten anhaltende Hochkonjunktur der Neureligionen (shinshūkyō bzw. shinshinshūkyō), in denen Schätzungen zufolge bis zu 20% der japanischen Bevölkerung organisiert sind, beschäftigt zahlreiche in- wie ausländische Beobachter. Ein den Neureligionen in mancher Hinsicht verwandter Typus religiöser Bewegungen ist hingegen erst in jüngerer Zeit in den Blickpunkt der Forschung gerückt: die ‚indigenen christlichen Bewegungen’. Das mag an der im Vergleich zu anderen Strömungen geringen Mitgliederstärke liegen, dürfte allerdings zum Teil auch ihrem ambivalenten Charakter geschuldet sein. Denn sie vereinen in ihrer Sozialstruktur, ihren religiösen Lehren und ihrer rituellen Praxis Elemente sowohl der neureligiösen Bewegungen und anderer traditioneller japanischer Religionen als auch solche des kirchlichen Protestantismus in sich - und fallen so durch alle typologischen Raster der Forschung. Die vorliegende Arbeit möchte in ihrer Untersuchung des Lebens und Werkes des Religionsführers Teshima Ikurō, des Stifters der religiösen Gruppierung ‚Makuya’, eben diese ambivalente Natur der indigenen christlichen Bewegungen in den Mittelpunkt stellen. Unter den vielen möglichen Gesichtspunkten, unter denen sich Teshima und seine Anhänger betrachten ließen, interessiert sie sich vor allem für deren hybriden ‚christlich-japanischen’ Identitätsentwurf.