"unterwegs mit zehn Fingern". Manfred Peter Hein: Lyrik - Prosa - Übersetzung (2006) (original) (raw)
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Die Welt des Manfred Peter Hein. Notizen zu Leben und Werk des deutschen Dichters aus Finnland
Convivium. Germanistisches Jahrbuch Polen, 2009
The work of Manfred Peter Hein, who was born in East Prussia two years prior to Hitler’s accession to power, studied in West Germany and emigrated to Finland in the late 50s, has primarily been analysed from the perspective of how he – for example in the wake of Johannes Bobrowski – deals with the process of coming to terms with the past, or rather the, in a Polish-German context, highly sensitive theme of „flight and expulsion“. This essay should demonstrate that thislimited view is not justified given the richness of themes and perspectives found in his poetry, in particular; that his world consists of other regions than „only“ the eastern neighbouring countries of Germany.
Gesten der Berührung, Zonen des Transfers – Josephine Prydes "Hands (Für mich)"
Curatorial Studies – Statements // ART-Dok, 2020
Die Geste der Berührung begleitet eine gewisse Vorstellung von Relationalität – denn wer/was berührt wen/was? Inwiefern konstituieren sich Beziehungen erst durch haptischen Austausch und was fühlen wir dabei? Der Essay widmet sich der fotografischen Serie "Hands (Für mich)" (2014-2016) der Künstlerin Josephine Pryde und fokussiert diejenigen Fotografien, welche die spezifische Verbindung zwischen Fingerspitzen und berührungssensiblen Technologien zeigen. Die Berührung wird darin als Mittlerin des Kontakts verstanden – sie lässt Dichotomien zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Körperlichkeit und Virtualität, zwischen Abstoßen und Affizieren fluide werden. Touch as a gesture is associated with a certain conception of relationality—for, who/what touches whom/what? To what extent can relationships be said to be constituted only through a haptic exchange and what do we feel when this is the case? The essay is devoted to the artist Josephine Pryde’s series of photographs "Hands (Für mich)" (2014–2016), focusing on those photographs that depict the specific connection between fingertips and touch-sensitive technologies. Touch is understood in these photographs as being a mediator of contact—thus making dichotomies between subject and object, the physical and virtual, repulsion and affection, to become fluid.
Acta Neophilologica, 1991
»Ich empfinde den Beruf eines Schr;iftste1leDs als den eines Berichterstatters, eines Chronisten. Ich bin ein Schreiber von Chroniken, mit literarischen Mitteln natlirlich [ ... ]« (A, 203).1 Dieses Selbstverstandnis Christoph Reins, geau£ert .in einem lnterv,iew fiir das Neue Deutschland vom 2./3. 12. 1989, enthalt mehr als das Bekenntnis zum Ristorischen, zum Schreiben »iiber mich und meine Welt« (ebda.) als Leitthemen seines Iiterarischen Wirkens. Es ist eine Poetik in nuce. Im Gegensatz zum Ristoriker lebt der Chronist namlich aus der Zeitgenossenschaft mit dem erzahlten Geschehen, er befindet sich nach A. C. Danto folglich logisch in derselben Ordnung der Ereignisse, die er beschreibt 2 • Es fehlt •ihm die restrospektiv wertende Sicht des Ristor1kers, in Heins Worten: »Der Berichterstatter hat eigenthlch nur etwas mitzuteilen und mu£ sich weitgehend der momlischen Wertung enthalten« (ebda.). Diese reduktionistische Position bestiJmmt Heins Realismuskonzept, das keinen Anspruch auf epische Breite, Auktorial:itat und Beherrschbarkeit stellt, sowie keine konkreten Utopievorstellungen prasentiert. Weiters bestimmt sie die dominierende Bedeutung des Blickpunkts fiir die Wirklichkeitskonstruktion von Reins Welten, die Identitatsbildung seiner Figuren sowie die enggefiihrte Erzahlhaltung (0, 157). Ablesbar ist sie gleich£alls an einer Motivik, die traditionellerweise Sichtverengung und Selbstbezogenheit zum Ausdruck bringt: Spiegel und blinde Scheiben, Fotoapparate und Kameras, Fotogmfieren und Sich-Spiegeln signa1isieren vom Film inspirierte Schreibverfahren. Dieser (selbst)beschrankenden Position gilt es hier nachzugehen; ausgeklammert werden demnach bewu£t aktuell geschicht1iche und regional beschrankte, d. h. auf die DDR-eingegrenzte politische Interpretationsmoglichkeiten.
Lyrik vom ‚Dritten Ort‘. Zu, Rainer Maria Rilkes Florenz-Gedichten (1898)
GEM: Germanistica Euromediterrae
Rainer Maria Rilke’s poetry from 1898 is not held in high esteem by connoisseurs. Scholars focus rather on the ‘Florence Diary’, published posthumously in 1942. As a journal from an educational trip to Florence and Viareggio in the spring of 1898, it records visits to Renaissance artworks, great collections and famous churches, but it does not contain any poetical and lyrical traces. Nevertheless, poems do emerge but their motifs deviate from picturesque vedutas and classical forms; their objects are neither the great examples of art nor the everyday world of tourists but they rather moves to so-called ‘third places’, topographically recognizable in the city periphery and surrounding landscapes as well as the choice of ordinary people as poetic characters, insignificant young girls on their pilgrimage to sacred sites of the Madonna, and remote rituals of popular religion. From these ‘new’ contexts Rilke tries to create a poetry and poetics of his own, which contrasts with the epigon...
2009
Peter Handke verdankt den Ruhm bis heute seinen sprachkritisch-experimentellen Werken aus den 60-70er Jahren. Nach einem mutigen Auftritt bei der Tagung der Gruppe 47 im Jahre 1966 in Princeton gegen eine Literatur, die "alles Wirkliche, auch das Engagement zu Stil" und "alle Wörter unbrauchbar" 2 mache, ist er als "Kritiker der geläufigen Sprachbehandlung" berühmt geworden. In der Folge versuchte er die konventionellen Sprach-und Formeinstellungen der Rezipienten zu demontieren, weil diese die Vermittlung von neuen Erkenntnissen und Erfahrungen verhindern. Die Sprache soll bis zu den tiefsten Strukturen, bis zur formalen Isolation der sprachlichen Zeichen, abgebaut und kritisch durchleuchtet werden. Die theoretisch begründeten sprachkritischen Experimente führte er konsequent in allen drei Gattungen durch. In dem Roman Die Hornissen wurden Gewohnheiten der literarischen Wahrnehmung verstört, im Roman Die Hausierer richtete sich die Dekonstruktionsarbeit gegen traditionelle Erzählmuster des Kriminalroman. Diese Ansätze wurden dann in Die Angst des Tormanns beim Elfmeter fortgeführt, wo nicht nur alle formal-inhaltliche Gattungsmerkmale vom Kriminalroman aufgehoben, sondern auch die einzelnen Sprachelemente von einander isoliert und auf ihre denotative Funktion reduziert wurden. Die Texte im Band Die Außenwelt der Innenwelt bewegten sich im Grenzgebiet der Lyrik. Handke spielte hier mit Phrasen-Konstellationen, die die Formelhaftigkeit traditioneller Dichtung sichtbar machen sollten. Auf ähnlicher Weise wurden Sprachklischees und leer gewordene Metaphern in den Theaterstücken Weissagung und Kaspar endarvt. In Publikumsbeschimpfungim wohl radikalsten experimentellen Versuch, wurde über die sprach-und gesellschaftskritischen Ansätze hinaus sogar die soziale Form des Theaters selbst in Frage gestellt. Neben der literarischen Provokation erregte Handke mit seinen kritischen Äußerungen gegen Osterreich oft Missfallen beim Publikum. Die spektakuläre "Auswanderung" aus dem Land, in dem er sonst "verkümmern" würde, reizte die zeitgenössische Öffentlichkeit zu bissigen Ausfällen gegen den Autor.