Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland 2013 (original) (raw)

Im Osten viel Neues. Deutsche Ostpolitik aus polnischer Perspektive

Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik, 2014

Zusammenfassung Seit dem Euromajdan rückte die Ukraine ins Zentrum nicht nur der deutschen oder polnischen Ostpolitik, sondern der gesamten EU. In dieser Situation wurden die alten Dilemmata der 80er Jahre wieder erkennbar: Wie soll den Emanzipationsbestrebungen in Russlands "nahem Ausland" und der Bereitschaft dieser lädierten Großmacht, sich auch mit Gewalt dort durchzusetzen, begegnet werden? Dieser Beitrag diskutiert die deutsche und gesamteuropäische Reaktion auf diese Krise aus polnischer Perspektive. In den Protesten sah man in Polen eine zeitverschobene Fortsetzung jener ostmitteleuropäischen Revolution, die 1989 letztlich zum Kollaps des Kommunismus und der Sowjetunion führte.

Die polnisch-russischen Beziehungen im Kontext der neuen Ostpolitik der Europäischen Union

Russland-Analysen

Die Erfahrungen mit der russischen und sowjetischen Hegemonialpolitik im Allgemeinen und mit der Polenpolitik Moskaus im Besonderen haben im Gedächtnis der Polen tiefe Spuren hinterlassen. Sie spielen bei Polens Beitrag zur Gestaltung der Wende in Kiew Ende 2004 wie auch bei der Forderung an die EU, einen neuen Ansatz gegenüber den osteuropäischen Staaten zu wagen, eine wichtige Rolle. Für die polnische Staatsräson ist Ostpolitik nicht nur eine an Russland orientierte Außenpolitik der EU. Ihr besonderer Akzent liegt auf der Einbeziehung der Ukraine, Moldawiens und Belarus bis hin zur Berücksichtigung des Kaukasus und Zentralasiens. Hinzu kommt das Interesse der polnischen Regierung an der Diversifi zierung der Energielieferungen und der Verringerung der Abhängigkeit von russischen Gas-und Öllieferungen. Die erneute Störung der Energiebeziehungen zwischen Russland und der EU infolge der Belarus-Krise off enbarte die Fragilität der Energiepartnerschaft mit Russland. Die östliche Dimension der EU-Nachbarschaftspolitik muss zunächst die Leistungsfähigkeit der gesamteuropäischen Integration berücksichtigen. Sie fordert von der ganzen EU die Ratifi zierung des EU-Verfassungsvertrags oder die Umsetzung dessen institutionellen Teils, was überhaupt erst die Handlungsfähigkeit der EU-27 ermöglichen würde. Hier muss die polnische Regierung ihre bisherige Haltung überdenken und eine pragmatischere Position einnehmen, wenn Polen weiterhin eine wichtige Rolle jenseits der östlichen Grenze der EU spielen möchte. Kostenlose E-Mail-Dienste der Forschungsstelle Osteuropa Russlandanalysen Die "Russlandanalysen" bieten wöchentlich eine Kurzanalyse zu einem aktuellen Th ema, ergänzt um Grafiken und Tabellen. Zusätzlich gibt es eine Wochenchronik aktueller politischer Ereignisse.

Die Beziehungen zwischen Polen und Russland und unsere Ostpolitik

Die Beziehungen zwischen Polen und Russland kann man als sehr schwierig beschreiben. Die Polen hassen alles was russisch ist. Sie hassen den russischen Präsidenten Putin (nennen ihn Gangster und Räuber, Dieb), russische Eliten, russische Politik und russische Waren. Die östlichen Nachbarn nennt man in Polen einen russischen Mafiastaat, räuberisches Moskau oder korrupter Kreml. Die Russen haben auch eine sehr schlechte Meinung von Polen. Sie denken, dass wir uns an den Westen verkauft und andere slowenische Völker verraten haben. Sie sind überzeugt, dass wir alles machen nur um Russland zu schaden. ("Kreml kicken"). Obwohl wir eine gemeinsame Grenze mit dem Kaliningrad Bezirk haben (220 km), gibt es kaum Kontakte. Unsere Politiker halten sich auf der internationale Ebene für Experten von Russland, da Polen lange Zeit unter russischer Herrschaft war. Sie belehren andere europäische Politiker, wie gefährlich und unberechenbar Russland ist. Die Russen sagen, dass wir die tragischen Ereignisse in unserer Geschichte dazu ausnutzen, um Russland in einem schlimmen Licht auf EU-Ebene darzustellen. Das russische Außenministerium spricht offen über eine antirussische Psychose in unserem Land. Das führt dazu, dass sich die Politiker beider Staaten bei internationalen Treffen aus dem Weg gehen. Viele von Ihnen stehen auf der schwarzen Liste, was mit einem Einreiseverbot verbunden ist. Beide Seiten belegen sich mit Sanktionen. Die gegenseitige Aversion ergibt sich aus der dramatischen Geschichte. Die Polen werfen Russland vor, dass es im XVIII Jahrhundert polnische Gebiete annektiert hat. 1920 machte es das Gleiche. In 1939 hat sie zusammen mit A. Hitler unseres Land attackiert. Die Zeit der Sowjetunion beschreibt man in Polen als graue Zeit, in der Moskau in unserem Land regierte und die polnische Wirtschaft wurde für russische Ziele ausgenutzt. Polnische Politiker erinnern sich auch an Katyń wo 22.000 polnische Soldaten und Intellektuelle auf Stalins Befehl ermordet wurden. Die Russen haben uns auch nicht beim Warschauer Aufstand

Weronika Kundera Die Beziehungen zwischen Polen und Russland und unsere Ostpolitik

Die Beziehungen zwischen Polen und Russland kann man als sehr schwierig beschreiben. Die Polen hassen alles was russisch ist. Sie hassen den russischen Präsidenten Putin (nennen ihn Gangster und Räuber, Dieb), russische Eliten, russische Politik und russische Waren. Die östlichen Nachbarn nennt man in Polen einen russischen Mafiastaat, räuberisches Moskau oder korrupter Kreml. Die Russen haben auch eine sehr schlechte Meinung von Polen. Sie denken, dass wir uns an den Westen verkauft und andere slowenische Völker verraten haben. Sie sind überzeugt, dass wir alles machen nur um Russland zu schaden. ("Kreml kicken"). Obwohl wir eine gemeinsame Grenze mit dem Kaliningrad Bezirk haben (220 km), gibt es kaum Kontakte. Unsere Politiker halten sich auf der internationale Ebene für Experten von Russland, da Polen lange Zeit unter russischer Herrschaft war. Sie belehren andere europäische Politiker, wie gefährlich und unberechenbar Russland ist. Die Russen sagen, dass wir die tragischen Ereignisse in unserer Geschichte dazu ausnutzen, um Russland in einem schlimmen Licht auf EU-Ebene darzustellen. Das russische Außenministerium spricht offen über eine antirussische Psychose in unserem Land. Das führt dazu, dass sich die Politiker beider Staaten bei internationalen Treffen aus dem Weg gehen. Viele von Ihnen stehen auf der schwarzen Liste, was mit einem Einreiseverbot verbunden ist. Beide Seiten belegen sich mit Sanktionen. Die gegenseitige Aversion ergibt sich aus der dramatischen Geschichte. Die Polen werfen Russland vor, dass es im XVIII Jahrhundert polnische Gebiete annektiert hat. 1920 machte es das Gleiche. Die Zeit der Sowjetunion beschreibt man in Polen als graue Zeit, in der Moskau in unserem Land regierte und die polnische Wirtschaft wurde für russische Ziele ausgenutzt. Polnische Politiker erinnern sich auch an Katyń wo 22.000 polnische Soldaten und Intellektuelle auf Stalins Befehl ermordet wurden. Die Russen haben uns auch nicht beim Warschauer Aufstand 1944 geholfen, obwohl die russische Armee vor der Stadt war. Die 1

Im Osten nichts Neues. Was der Westen übersah – oder ignorierte (Editorial Title)

AUS POLITIK UND ZEITGESCHICHTE, 2022

HERFRIED MÜNKLER DIE EUROPÄISCHE NACHKRIEGSORDNUNG-EIN NACHRUF Der russische Angriff auf die Ukraine hat die europäische Friedensordnung buchstäblich zertrümmert. In mancher Hinsicht ähneln die neuen Konstellationen denen der Zwischenkriegszeit, es gibt aber auch bedeutende Unterschiede. Es droht eine Aufrüstungsspirale ohne absehbares Ende. Seite 04-09 CLAUDIA MAJOR • CHRISTIAN MÖLLING VON DER FRIEDENS-ZUR KONFLIKTORDNUNG Russlands Angriff hat eine tektonische Verschiebung in Gang gesetzt: Europa geht über von einer kooperativen in eine konfrontative Sicherheitsordnung. Der Westen muss sich neu aufstellen. Es gilt, den Konflikt mit Russland zu gestalten, anstatt ihn ertragen zu müssen.