2022. "Die filmische Leinwand. Semipermeable Projektionsfläche und ephemeres Ding." (original) (raw)
Dinge im Film. Stummer Monolog, verborgenes Gedächtnis. Hg. Roman Mauer, Oksana Bulgakowa.
Siehe die gute Zusammenstellung von Texten über Dinge aus verschiedenen theoretischen Perspektiven bei Candlin und Guins (2009). Einleitung Käfer, das Eingangstor des Konzentrationslagers Auschwitz 2 Es folgen zahlreiche andere Ausstellungen dieser Art, und das Weltmuseum Wien (früher das ethnographische Museum) präsentiert 150 Dinge, die ihre Geschichte mitteilen sollen: "Sharing Stories. Dinge sprechen". 3 Die Zeitschrift der deutschen Bahn Mobil veröffentlichte 2018 in jedem Heft eine Annonce: "Täglich landen rund 650 verlorene Dinge im zentralen Fundbüro. Wir bitten in jeder Ausgabe einen Schriftsteller, sich eines davon auszusuchen und uns dessen fiktive Geschichte zu erzählen". Die Kunstgeschichte kann auf die Welt der Dinge entspannt zurückblicken-mit ihren Lexika der symbolischen Bedeutung der Dinge, mit Stillleben und Genrebildern, diversen Mimesis-Theorien und Erwin Panofsky Unterscheidung zwischen ikonografischen und ikonologischen Analysen (1975). Die Kunst im 20. Jahrhundert hat einen langen Weg zu den Dingen zurückgelegt: von Eugène Atgets Fotografien der Objekte, sowjetischen Produktionskünstlern mit ihren Ideen einer neuen gegenständlichen Welt, der Literatur des Fakts und der Biografie des Dings (Sergej Tretjakow), dem europäischen Konstruktivismus, der Neuen Sachlichkeit, dem Bauhaus, Marcel Duchamps Readymade, die surrealistische Poetik der objets trouvés, Pop Art und Konzeptkunst mit Andy Warhols Suppendosen, bis hin zu Joseph Beuys Fettstuhl oder Claes Oldenburgs Giant Objects. Diese Entwicklungen führen zu Diskussionen über das Objekt und Subjekt in der Kunst der Moderne, in denen Dinge als Ersatz für Subjekt und Subjektivität (sowohl des Protagonisten als auch des Künstlers) auftreten. Von da aus ist es nur ein Schritt bis zum spekulativen Realismus des Amerikaners Graham Harman, des Franzosen Quentin Meillassoux und des Deutschen Markus Gabriel, die sich auf das Objekt fokussieren, welches vor, außerhalb und unabhängig von der Notwendigkeit eines Subjekts existiere. Die Ding-Debatte wird aus der Soziologie, Technik-und Wissenschaftsgeschichte, Ethnographie, Kunstgeschichte, Philosophie und psychoanalytischen Interpretation in literarische Studien übernommen. Der geistige Vater der Thing Theory in der Literatur, Bill Brown, versucht zu verstehen, wie unbelebte Objekte menschliche Subjekte darstellen, animieren, sie motivieren und bedrohen, ihre Beziehungen formieren oder deformieren, unterstützen oder untergraben (2004).