Die Macht der Plattformen : Politik in Zeiten der Internetgiganten (original) (raw)
Related papers
2014
In this article, we explore the relation between platform activities and their usage practices. Taking departure from predefined activities offered by social media platforms, this paper inquires into what may happen if platform features cater to opposing user practices. The paper investigates whether the data they produce can be considered as ‘bad’ platform data, just as Harold Garfinkel conceptualized ‘bad’ clinical records, and does so by engaging with the socio-technical history of Facebook’s Like and Twitter’s retweet and favourite button and their associated cultures of usage. In a first step, we question popular bottom-up narratives that presenti platform features as appropriations of emergent user practices, such as in the case of the retweet button. In a second step, we draw on ethnographic research on the German Favstar sphere - a group of popular Twitter amateurs with specific cooperation practices - to trace the divergent and at points even contradictory user practices in...
Politik in der digitalen Gesellschaft
transcript Verlag eBooks, 2019
Der digitale Wandel hat längst auch den wissenschaftlichen Veröffentlichungsbetrieb erfasst: Wissenschaftliche Papiere zirkulieren auf elektronischen Wegen, werden auf digitalen Plattformen zugänglich gemacht, algorithmisch gefiltert und bibliometrisch ausgewertet. In Bibliotheken werden Regalmeter abund Computerarbeitsplätze aufgebaut. Und Verlage verkaufen immer häufiger Download-Pakete statt einzelner Buchtitel. In diesen Zeiten einen Sammelband zu veröffentlichen, ja sogar eine Buchreihe zum Thema »Politik in der digitalen Gesellschaft« zu etablieren, mag demgegenüber geradezu antiquiert erscheinen. Dennoch haben wir diesen Weg gewählt, und mit diesem Auftaktband erreichen wir das erste Etappenziel. Nicht nur, weil die einzelnen Bände sowohl als Druckfassung als auch »Open Access« erscheinen, glauben wir, dass eine solche Schriftenreihe Zukunft hat. Sie soll einen Ort bilden, an dem aktuelle und bemerkenswerte Arbeiten zum Thema »Politik in der digitalen Gesellschaft« für eine breite (sozial-)wissenschaftliche »Community« sichtbar werden. Dies können zentrale Ergebnisse aus großen Forschungsprojekten, Dissertationen und andere Monographien oder auch Tagungsbände sein. Es können Studien aus der Politikfeldforschung ebenso wie aus der Politischen Theorie, der Partizipationsforschung, dem Bereich der Politischen Kommunikation oder aus anderen Teilbereichen der Politikwissenschaft, der Soziologie oder der Kommunikationswissenschaft sein. Denn die Untersuchung digitaler Technologien überwindet auch die Grenzen etablierter Disziplinen und Forschungsfelder. Unter anderem auf dieses »Grenzgängertum« mag es zurückzuführen sein, dass sich auch rund zwanzig Jahre nach dem Beginn des »digitalen Zeitalters« 1 im deutschsprachigen Raum nur allmählich ein eigenständiges Forschungsfeld zur Analyse der neuen Technologien und ihrer gesellschaftlichen und politischen Implikationen etabliert (vgl. Kersting 2019a). Auch an (Publikations-)Foren, in welchen wissenschaftliche Diskurse vertieft geführt werden können, mangelte es lange Zeit.
Die Macht der Vielen. Über den neuen Kult der digitalen Vernetzung (2013)
2013
Die »Macht der Vielen« hat die Tektonik der Gegenwartskultur maßgeblich verschoben. Der Alltagsgebrauch der Sozialen Medien hat eine neuartige Beteiligungs- und Vernetzungskultur hervorgebracht – mit einer Vielzahl von partizipativen und kollaborativen Projekten, die sowohl ökonomisch verwertbar als auch normativ aufgeladen sind. Die derart in Prozesse der Medialisierung und Visualisierung eingebundenen Kollektive sind im populärkulturellen Mainstream verankert und können nur dann verstanden werden, wenn sie im (genealogischen) Kontext von Medientechnik und visueller Kultur thematisiert werden. Ramón Reicherts Studien zeigen, dass die »Macht der Vielen« der sozialen Funktion der digitalen Vernetzung entspringt. Folglich können Soziale Medien als Selbstbeschreibung gesellschaftlicher Ordnungsvorstellungen verstanden werden. Vor diesem Hintergrund entziffert er die Zusammenhänge der medientechnischen Operationen und ihrer repräsentationspolitischen Dimensionen und entfaltet so eine umfassende Zeitdiagnose der digitalen Welt, in der wir leben.
Das Internet Ist Ein Demokratischer Aktionsraum Mit Licht-Und Schattenseiten
Rechtsextreme und andere Menschenfeind_innen nutzen das Internet intensiv, um Abwer tung von Gruppen zu normalisieren und Bedrohung und Hass zu verbreiten. Wie tritt die digitale demokratische Zivilgesellschaft dem entgegen?-Mit Fakten und Argumentations strategien, der Stärkung von Gegenrede durch NGOs und Privatpersonen und digitaler Street work mit gefährdeten Jugendlichen. Ein 46-Jähriger aus Ingolstadt schreibt auf Facebook über Geflüchtete: "Die Endlösung ist das einzige, was Deutschland retten kann." Eine 36-jährige Mutter aus Chemnitz teilt eine Collage: ein Überraschungs-Ei, das zur Handgranate umfunktioniert wurde, mit dem Titel "Ausländer-Überraschung. Sonderedition Asylanten. Spannung, Spiel und weg." Sie sind keine Neonazis, keine organisierten Rechtsextremen, oft nicht einmal offenkundige AfD-Sympathisant_innen. Sie lesen online ‚alternative' Medien wie die "Epoch Times" oder "Russia Today", in denen sie zu lernen meinen, dass die Regierung in Deutschland sie belüge. Sie liken Facebook-Seiten wie "Tägliche Einzelfälle" oder diskutieren auf der PEGIDA-Seite mit. Bald kommen ihnen Geflüchtete gewalttätig und fremd vor. Dann schreiben sie offen hasserfüllte bis strafrechtlich relevante Kommentare im Internet. Sie haben bis zur Strafanzeige nicht einmal ein Unrechtsbewusstsein, weil sie sich für einen Teil einer "schweigenden" Mehrheit halten. Es ist die Klientel, die digitale Antidiskriminierungsarbeit im Jahr 2017 beschäftigt: Überzeugte Neonazis sind auch online leicht zu identifizieren; bürgerliche Rechtspopulist_innen sind gefährlicher, weil sie Abwertung und Hass zwischen Kinderbildern und Kochrezepten als vermeintliche Normalität erscheinen lassen.
Die 'Bildung des politischen Subjekts' im Netz?
kommunikation@gesellschaft
Der Beitrag reflektiert Fragen in Bezug auf die 'Bildung des politischen Subjekts' im Verhältnis zu 'Digitalität'. Dabei geht es um Prozesse 'politischer Bildung', für die nicht nur die Entwicklung und Ausprägung kritischen Urteilsvermögens ausschlaggebend sind, sondern auch die – Bildungsprozesse insgesamt kennzeichnende – Qualität der Selbst-Transformation. Gerade im Hinblick auf diesen Aspekt der Selbst-Transformation werden Dimensionen wie 'Erfahrung', 'Beziehung/Begegnung', 'Leiblichkeit/Körperlichkeit' und 'Präsenz' relevant. Der Beitrag spricht diese Dimensionen deshalb auch mit Bezug auf (kollektives bzw. verknüpftes) politischaktivistisches Handeln an – in der Spannung zwischen digitalen/digitalisierten und analogen Praktiken. Mit Bezug auf ein konkretes Beispiel, die „militanten Streifzüge durch die Kreisläufe der Prekarität“ der Precarias a la deriva, wird schließlich die politische Bedeutung einer auch analogen akti...
Affekt Macht Netz. Auf dem Weg zu einer Sozialtheorie der Digitalen Gesellschaft (Hg. Breljak/ Mühlhoff/ Slaby), 2019
Der Beitrag untersucht Facebook als Beispiel einer besonders eindringlichen Form „kybernetischer Gouvernementalität“. Das „soziale“ Netzwerk wird dabei als psychopolitisch wirksames System von Affekten und Aktivierungen in den Blick genommen. Vor allem soll die diesem zugrundeliegende »Sozialphysik des Anstoßes« und ihre implizite kybernetische Logik analysiert werden, um den so forcierten (behavioristischen) Subjektbegriff zu beleuchten. In diesem Konnex ist nicht nur darzustellen, wie das gouvernementale Unternehmen qua feedbacklogischer Programmatik die Entscheidungen, das Verhalten oder gar die Wünsche seiner Nutzer_innen antizipiert und auf diese Weise indirekt ›regiert‹, sondern auch, welche Konsequenzen die konsumtive Plattformlogik für das Politische selbst zeitigt. Schließlich wird vor diesem Hintergrund deutlich, dass digitale Apparaturen entgegen dem insb. im Silicon Valley populären und regelmäßig bedienten Narrativ von einer technologischen Neutralität keineswegs bloße Mittel, sondern zuallererst Machtinstrumente sind.
Twitterpolitik. Politische Inszenierungen in einem neuen Medium
2013
Die Studie untersucht über den Zeitraum vom 10.09.2012-16.11.2012 die Kommunikation von 13 deutschen Politikern und Politikerinnen unterschiedlicher Parteien und unterschiedlicher Position auf der Social-Media-Plattform Twitter. Hierzu wurden über vier Wochen die Kommunikationen der ausgewählten Politiker und Politikerinnen im Medium aufgezeichnet und unter Einsatz soziologischer Methoden ausgewertet. Als Ergebnis können wir verschiedene Typen der politischen Kommunikation auf Twitter vorstellen, die für unterschiedliche Umgangsformen deutscher Spitzenpolitiker mit dem Medium stehen. Zum einen sind dies Kommunikationen, bei denen die politischen Akteure ausschließlich in ihrer Berufsrolle auftreten. Wir nennen diese Inszenierungsform "strictly to the role". Zum zweiten wird Twitter als Instrument zur "Prozesstransparenz" genutzt. Drittens gewähren politische Akteure via Twitter zum Teil sanfte Einblicke in ihr Leben außerhalb des politischen Alltags, ohne jedoch zuviel zu verraten, weshalb diese Kategorie den Titel "unverfänglich menschlich" trägt. Viertens finden wir auch solche Inszenierungsformen, die dem Beobachter tiefe Einblicke ins Privatleben ermöglichen und daher als "publicly private" bezeichnet werden sollen. Das Medium Twitter ist von radikaler Echtzeitlichkeit geprägt. Dies hat Einfluss auf die Art und Weise, wie Menschen es benutzen und bringt besondere Vorteile, aber auch Nachteile mit sich, die wir ausführlich und im Hinblick auf zivilgesellschaftliche und politische Praktiken reflektieren wollen. Vorwort Von Lutz Hachmeister Die politische Wirkung publizistischer Aussagen hängt nicht von ihrer Differenziertheit oder formalen Ausfeilung ab, sondern viel häufiger von ihrer Verkürzung auf Slogans, Claims oder originelle Überschriften. Dafür stehen Luthers Thesenanschlag, die Forderungen zur Rolle des "Dritten Stands" beim Abbé Sieyès in der französischen Revolution oder die "Krüger-Depesche" des Monarchen Wilhelm II. von 1896. Interessant ist nun, jenseits aller inuitiven Einsichten der Propaganda-Praktiker, dass auch oder gerade die publizistische Reduktion von Komplexität mit mehr oder weniger Überlegung ins Werk gesetzt werden kann, und diese durch die Verschränkung oder Überlagerung mehrerer medialer und kommunikativer Umwelten noch einmal verkompliziert wird. Wilhelms antibritisches Telegramm an den Burenführer Ohm Krüger wird nur mit der anschließenden Interpretation durch die Tagespresse und die diplomatische Eskalation wirksam. Twitter, ganz gleich ob man es als Medium, Medienform, kommunikative Umwelt oder individuellen Kommunikationsakt fassen will, gewinnt im politischen und soziologischen Sinne erst durch seine unbegrenzte planetarische Öffentlichkeit 1 und seine publizistischen Mehrebeneneffekte an Bedeutung. Gerade durch seine im Vergleich zu Facebook verkürzte Form ist es nicht nur das härtere, schnellere und direktere Social Network, sondern eben auch ein genuin politisch-publizistisches Instrument. Dies musste etwa Valerie Trierweiler erfahren, die im Pariser Journalistenmilieu sozialisierte Freundin des französischen Präsidentin Francois Hollande, als sie via Twitter ihre Rivalin Ségolène Royal eher indirekt, aber deutlich beleidigte. Diese eine Kurzbotschaft, Le Tweet, "which shocked the political class" (The Guardian) wuchs sich 2012 zu einer halben Staatsaffäre aus; Hollande musste seine Lebensgefährtin rüffeln lassen, diese hatte sich wiederum bei der Mutter von Hollandes Kindern, also bei Royal, zu entschuldigen. Und so mancher Politiker kann sich abends nach dem Genuss eini-1 Abgesehen von Zensurstaaten wie China, wo das eigene, überwachte Microblogging-System Sina Weibo dominiert. Natürlich ist Twitter wie auch Facebook, im Sinne der "dark side of the internet"-Theorie Evgeni Morozovs, Teil der kybernetischen Kontrollnetzwerke. Die Frage ist, wer diese Netzwerke mit welchen Wirkungen letztlich kontrolliert. plexes "Supermedium" werden könnte, "das alle Funktionen und Logiken bisherigen Medien in sich vereinigt". Damit verweisen die Autorinnen auch auf die verschärfte medienökonomische Konkurrenz zwischen dem (Noch-)Social Media-Marktführer Facebook und Twitter Inc., wo man offensichtlich danach strebt, als Medienform immer audiovisueller zu werden -mit gewissen Risiken für die Identität des eigenen Produkts 3 . Erste Ergebnisse der Studie von Jasmin Siri und Katharina Seßler, die konkrete Kommunikationsforschung mit einer qualitativ-sozialwissenschaftlichen Sichtweise auf die Kultur politischer Verständigung verbindet, wurden bei einem gemeinsamen Colloquium der Stiftung Mercator/ Projektzentrum Berlin und dem Institut für Medienund Kommunikationspolitik (IfM) im Januar 2013 am Hackeschen Markt in Berlin vorgestellt. 4