Geschichte und Erhalt der ehemaligen Busgarage der »Aktion T4« in Hadamar. Baudenkmal der NS-Krankenmorde (original) (raw)
2023, GedenkstättenRundbrief 209, S. 3-12.
Die Busgaragen der »Aktion T4« in den Tötungsanstalten Für die Durchführung der Transporte in die Tötungsanstalten der »Aktion T4« griff die Zentraldienststelle in Berlin auf Omnibusse zurück, die von der eigenen Transportabteilung, der »Gemeinnützigen Krankentransportgesellschaft« (Gekrat), betrieben und die späterhin als »graue Busse« berüchtigt wurden. Jede der insgesamt sechs Tötungsanstalten in Grafeneck, Brandenburg, Hartheim, Pirna-Sonnenstein, Bernburg und Hadamar besaß eine eigene Transportstaffel dieser »Gekrat«-Busse. Bis auf Brandenburg, zu der Näheres nichts bekannt ist, erhielten die anderen Tötungsanstalten zudem eine Garage für die dort stationierten Busse.2 Die Herrichtung der Garagen gehörte-mit der vermuteten Ausnahme Brandenburgs-zum Standard-Bauprogramm der »Aktion T4«.3 In den »T4«-Tötungsanstalten in Bernburg, Hartheim und Hadamar waren diese Garagen keine reinen Fahrzeughallen mehr, sondern sie wurden in die Tötungsabläufe selbst eingebunden. Sie waren der zentrale Ankunftsort der Patientinnen und Patienten. Im Inneren der verschlossenen Garage verließen sie die Busse und begannen ihren letzten Weg.4 Während in Pirna-Sonnenstein eine aus dem 19. Jahrhundert stammende Anstaltsscheune in eine Busgarage umgewandelt wurde, die noch heute besteht, wurden die Garagen in Grafeneck, Bernburg, Hartheim und Hadamar eigens für die »T4« errichtet. Von ihnen ist nur noch jene in Hadamar erhalten geblieben.5 Als letztes Bauwerk, das von der »T4« in Auftrag gegeben und extra konstruiert wurde, ist sie ein einmaliges Zeugnis der »Euthanasie«-Verbrechen. Allein aufgrund ihrer räumlichen Ausmaße von rund 150 qm Fläche bei einer Höhe von über 4,50 m ist sie das größte bauliche Zeugnis der »T4« in Hadamar überhaupt. Nach 1945 wurde sie als landwirtschaftliche Remise genutzt und überdauerte die folgenden Jahrzehnte. Anfang der 2000er-Jahre war die ehemalige Busgarage vom Verfall bedroht und konnte nur in letzter Minute vor dem Einsturz gerettet werden. Mit Mitteln des Bundes, des Landes Hessen und des Landeswohlfahrtsverbandes wurde sie schließlich bis 2006 aufwendig restauriert. Die Geschichte der »T4«-Busgarage in Hadamar, ihre Nutzung nach 1945 sowie ihre Rettung und Restaurierung in den 2000er-Jahren werden im Folgenden dargestellt.