Deutschlands sexuelle Moralpaniken (original) (raw)
Zwei Vorbemerkungen scheinen mir erforderlich, die eine betrifft die Überschrift: Natürlich ist im Folgenden nicht nur von Deutschland und Deutschen die Rede, und vermutlich wäre die Vokabel „sexualitätsbezogen“ grammatikalisch korrekter gewesen, aber ich konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen, den Titel eines einschlägigen Bestsellers zu persiflieren. Und zweitens: Vielleicht hat es ja etwas Entlastendes, auf die im Folgenden zur Besichtigung freigegebene Tragödie mit einer Satire einzustimmen, also etwa wie folgt zu beginnen: Ein Gespenst geht um in Deutschland, es trägt die ausgemergelten Züge sexueller Verwahrlosung, und aus seinem von Wollust verzerrten Munde spricht es fast à la Zarathustra, nämlich wie folgt: „Leib bin ich ganz und gar und Nichts außerdem!“ Unterhalten und ausgestattet wird dieses Gespenst von dem Theologen Thomas Schirrmacher, der davon redet, dass „[e]ine Tragödie […] ihren Lauf“ nähme, denn: „Die verheißene sexuelle Befreiung ist längst völlig aus dem Ruder gelaufen“, das „Böse“ erhebe erneut sein Haupt, aber es könne „überwunden“ werden, wenn man, „im Geist der christlichen Nächstenliebe“ „in die Realität hinabsteigt und den Menschen dort hilft, wo sie tatsächlich leben“ (Schirrmacher 2008: 8–9).
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