Archaeology of the Iberian Peninsula Research Papers (original) (raw)

Das Buch hat eine starke These: Andrew C. Johnston postuliert für den Westen des Imperium Romanum, was für den Osten gemeinhin gilt -die Perseveranz lokaler Identität unter römischer Herrschaft. Als Fallstudien dienen ihm Gallien und... more

Das Buch hat eine starke These: Andrew C. Johnston postuliert für den Westen des Imperium Romanum, was für den Osten gemeinhin gilt -die Perseveranz lokaler Identität unter römischer Herrschaft. Als Fallstudien dienen ihm Gallien und Spanien, seine Ausführungen gliedert er schlicht in fünf Kapitel, die er geradezu lakonisch tituliert ("Selves", "Others", "Local Pasts", "Roman Pasts", "Performances of Identity"), nachdem er sie kurz eingeleitet hat (S. 1-9) und noch kürzer beschließt (S. 277-282). Bei den "Söhnen des Remus" handelt es sich um den Stamm der Remi, einen der mächtigsten in vorrömischer Zeit in Gallien, der im Gebiet zwischen den heutigen Flüssen Aisne und Marne siedelte. Die porta Martis in Durocortorum (Reims) wohl aus der Zeit der Severer führt in ihrem Statuenschmuck anschaulich vor Augen, wie die Remi ihren lokalen Gründungsmythos und den Roms zusammenführten: in Mars Camulus -in Mars als dem Vater von Romulus und Remus und in Camulus als ihrer traditionellen Kriegsgottheit. Noch in der ersten Hälfte des 10.Jahrhunderts berichtet der Chronist Flodoard von Reims in der Gründungslegende seiner Stadt, diese sei aller Wahrscheinlichkeit nach von den Gefährten des Remus gegründet worden, denn er selbst könne ja aus den bekannten Gründen nicht als Städtegründer fungiert haben. Diesen Befund macht Johnston zum Ausgangspunkt seiner Ausführungen: die Remi hätten sich nicht einfach akkulturiert und wären zu "Enkeln des Romulus" geworden (Catull 49,1), und ihr Verhältnis zu Rom sei auch nicht durch "resistance vs. collaboration" zu charakterisieren. In Gallien und Hispanien sei das Verhältnis zu Rom grundsätzlich "komplexer und interessanter" gewesen. Das zeigten die Analysen der literarischen und epigrapischen Evidenz: Die Identität der Provinzialen gründete in der kollektiven Erinnerung ihrer vorrömischen Vergangenheit, Interaktionen mit anderen Gemeinschaften folgten häufig Mustern aus der vorrömischen Zeit und orientierten sich z.B. auch hinsichtlich der Grenzziehung entsprechend, vorrömische Ämter bestanden auch weiterhin. Das ist sicherlich korrekt, aber Johnston ist nicht der erste, der diese Phänomene in diesen beiden Regionen konstatiert. Insofern ist seine Studie weniger als eine fundamentale Kritik an der aktuellen Bereitgestellt von | Casa de Velázquez Angemeldet | Sabine.Panzram@uni-hamburg.de Autorenexemplar Heruntergeladen am | 31.10.18 10:22 NEUE HISTORISCHE LITERATUR / BUCHBESPRECHUNGEN ALTERTUM 797 Forschung zu verstehen -wie er suggeriert -denn als deren Ergänzung. Offen bleiben zudem die Fragen, innerhalb welchen Zeitraums er diese Kontinuitäten verortet wissen möchte oder woher Stimmen wie die Strabons rühren, die Turdetaner hätten nicht gezögert, den römischen Lebensstil anzunehmen und bis zu einem Grade zu verinnerlichen, dass sie sich ihrer eigenen Sprache nicht mehr erinnerten (3,1,6; 3,2,15). Oder die des Florus -eines Angehörigen der sozialen Elite Tarracos (Tarragona) -, der schlussfolgerte, diese Provinz habe ihre Kräfte erst erkannt, nachdem sie besiegt worden sei (epit. 1,33,4). Doch auch wenn man entgegen aller geweckten Erwartungen abschließend nicht das Fazit "becoming Roman, staying local" ziehen möchte, um Greg Woolfs Statement für den Osten des Imperium Romanum aus dem Jahre 1994 -"becoming Roman, staying Greek" -zu bemühen, wird man konzedieren müssen, ein sehr anregendes Buch gelesen zu haben. Katharina Greschat, Gelehrte Frauen des frühen Christentums. Zwölf Porträts.