Mostviertel Research Papers - Academia.edu (original) (raw)
In den nun folgenden Ausführungen soll ein Überblick über das im Ort befindliche Mühlsteinbrechergewerbe gegeben werden. Die Wichtigkeit, des Mühlsteinbrechergewerbes für den Ort wird auf den folgenden Seiten veranschaulicht und soll als... more
In den nun folgenden Ausführungen soll ein Überblick über das im Ort befindliche Mühlsteinbrechergewerbe gegeben werden. Die Wichtigkeit, des Mühlsteinbrechergewerbes für den Ort wird auf den folgenden Seiten veranschaulicht und soll als Überblick dienen. 1. Geschichte und Verwendung der Mühlsteine Seit Beginn des Ackerbaues, welcher in Europa zwischen 7000 v. Chr. und 4000 v. Chr. angenommen wird, waren die Menschen auf Hilfsmittel angewiesen, mit welchen sie das Getreidekorn effektiv und ohne viel Kraftaufwand, zerkleinern bzw. mahlen konnten. Diese überlebensnotwendige Technik belegt schon ein Zitat aus dem alten Testament, im Buch Mose heißt es: "Man soll nicht Mühle noch Mühlstein pfänden; denn wer das tut, pfändet das Leben." Als erstes nutzte man hierzu einfache, möglichst handlich geformte Steine. Diese mühsame Form der Zerkleinerung konnte natürlich nur zur Aufbereitung kleinerer Mengen, des für die Menschen überlebenswichtigen Getreides, verwendet werden. Nach und nach entwickelte sich die Technik, mit welcher die Menschen ihr Getreide bearbeiteten weiter. Die erste große technische "Kraftmühle" fand man in Pompey, hier wurden Esel und Sklaven zum Antrieb benutzt. Wir überspringen an diesem Punkt die einzelnen Weiterentwicklungen und fahren bei den, für die Mühlsteine, wichtigen Einsatzzwecke fort. Der wohl wichtigste Verwendungsort, der uns bekannten Mühlsteine, waren die uns allen wohl bekannten Wassermühlen. Diese geniale römische Erfindung, mit zwei übereinander liegenden runden Mühlsteinen, wurde von den Römern, nach Mitteleuropa gebracht. Der römische Beamte Ausonius erwähnt in einem Reisebericht aus dem Jahr 368 n. Chr. erste Wassermühlen an Kyyl und Ruwer, Nebenflüsse der Mosel im heutigen Deutschland. Die Wassermühlentechnik war aber bereits um Christi Geburt auch in unseren Breitengraden eingeführt worden, und sicher auch angewendet worden, wie der Fund einer solchen bei Düren im Rheinland beweist. Wobei anzumerken ist, das der Abbau von Mühlsteinen auch in der Zeit unmittelbar nach der Völkerwanderung weiterging, wie Archäologische Ausgrabungen beweisen Windmühlen findet man in Europa erst viel später, nämlich ab dem 11. Jhdt., eingeführt von den damaligen Kreuzfahrern aus Persien. Das Mühlenwesen und die dabei verwendete Technik blieb vom frühen Mittelalter bis zu Beginn des 19. Jhdt. technisch weitgehend auf einer Stufe. Aufgrund der Bedeutung und der enormen Wichtigkeit dieser Technik und im Wissen um die Lebensnotwendigkeit für die Menschen, machten sich die Grundherrschaften diese zu nutze. Viele Grundherren erließen einen sogenannten "Mühlenzwang" auch "Mühlenbann" genannt, als grundherrliches Gewerbebannrecht ab dem 12. Jhdt. Dieses Bannrecht verpflichtete alle Untertanen eines Grundherren, ihr Getreide ausschließlich in den vorgesehenen herrschaftlichen "Bannmühlen" mahlen zu lassen. Dieses sicherte dem Müller über Jahrhunderte hinweg gleichbleibende Einkünfte, was ihn aber nicht unbedingt reicher machte, da oftmals die Abgaben, die er an den Grundherren zu zahlen hatte, sehr hoch waren. Der Müller war im Mittelalter und auch in der Neuzeit ein unverzichtbarer Berufstand, da es ohne Müller kein (gemahlenes) Getreide und somit auch kein Brot gab. Dies war den Obrigkeiten natürlich bewusst, und so veranlassten diese, das die Müller nicht in den Krieg ziehen durften. Im Mittelalter waren die Mühlen in den Augen der Bevölkerung oft geheimnisvolle, verrufene Stätten, nicht zuletzt weil sie oft abgelegen an einsamen Plätzen am Ufer eines Baches lagen. Erst in der Zeit der Romantik, zu Beginn des 19. Jhdt. erfuhren die Mühlen einen positiven Ruf in der Bevölkerung. Heißt es doch im Kinderlied von Ernst Anschütz idyllisch "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach".