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MASTER THESIS Die Arbeit versteht sich als eine kulturtheoretische und musikanalytische Bestimmung des Phänomens des Grotesken für den Untersuchungsgegenstand des zeitgenössischen Musiktheaters. Das Groteske wird in der aktuellen... more

MASTER THESIS
Die Arbeit versteht sich als eine kulturtheoretische und musikanalytische Bestimmung des Phänomens des Grotesken für den Untersuchungsgegenstand des zeitgenössischen Musiktheaters. Das Groteske wird in der aktuellen Forschungsliteratur, wie auch hier, als interdependentes, relationales Phänomen verstanden, das sich einer klaren Beschreibung oder Abgrenzung zu anderen Phänomenen entzieht. Stark vereinfacht kann das Groteske als ein Verzerrungs - und Verfremdungsprinzip betrachtet werden, das durch die Verbindung heterogener, disparater Elemente entsteht. Dabei werden Erwartungen und Normen enttäuscht bzw. gebrochen und psychologische und philosophische Kategorien wie Angst, Unheimliches, Phantastisches, Tragikomisches, Lächerliches, Burleskes vermischt. Formal äußert sich das Groteske u.a. durch Verzerrung, Entstellung, Übersteigerung und spielerischem wie assoziativem Umgang mit moralischen, logischen oder physischen Gesetzen. Aufgrund der komplexen Relationen, die das Groteske ausmachen, wird es im ersten Abschnitt der Diplomarbeit als abstrakte theoretische Struktur erfasst, welche im zweiten Abschnitt, mit dem Ziel konkrete Merkmale aufzuzeigen, an ausgewählten Musiktheaterwerken der letzten Jahre analytisch überprüft wird. Hierzu wird anhand musik- und literaturwissenschaftlicher Texte eine theoretische, historische und begriffsgeschichtliche Annäherung an das Phänomen ausgebreitet, auf deren Basis die einzelnen Komponenten des Grotesken und deren Beziehungen zueinander als strukturelle Zusammenhänge beschrieben werden. Ausgangsthese für dieses Vorgehen ist die Annahme, dass das Groteske ein in der konkreten Manifestation variables, aber in den formalen und funktionalen Eigenschaften, weitgehend konstantes Phänomen ist, woraus sich auch dessen ausgeprägte Fähigkeit zur Aktualisierbarkeit und Anpassung ableitet, ebenso wie seine schwere Bestimmbarkeit.
Das Groteske war bereits Untersuchungsgegenstand musikwissenschaftlicher Forschung, blieb jedoch bis auf wenige Ausnahmen auf die Musik bis zur europäischen Moderne beschränkt. Erkenntnisse aus diesen Analysen können jedoch nur bedingt auf aktuelles Komponieren angewandt werden. Die theoretische Erarbeitung der Struktur, wie deren analytische Anwendung, dienen so auch einer systematischen Aktualisierung des Phänomens des Grotesken in der Musik. Hier gilt dies spezifisch für das zeitgenössische Musiktheater. Erkenntnisziel war die Erarbeitung konkreter musikalischer, dramaturgischer und formaler Manifestationen des Grotesken im zeitgenössischen Musiktheatergeschehen. Diese werden in der Arbeit ‚Konstruktionskoeffizienten des Grotesken‘ genannt.
Untersuchungsgegenstände sind sieben Musiktheaterwerke aus den letzten 15 Jahren. Dabei werden bewusst unterschiedliche Formen des Musiktheaters, zwischen Oper und szenischem Konzert, in die Analyse miteinbezogen. Untersuchungsmaterial sind dabei das Groteske in der Musik (Instrumentierung, vertikale und horizontale Zusammenhänge, Rhythmik, Form, Ästhetik) sowie das Groteske in der Beziehung zwischen Musik und Text bzw. Inhalt. Die Analyse erfolgt hinsichtlich dreier Ebenen: Im Kontext des zeitgenössischen Musiktheaters, im Kontext des jeweiligen Werks (Dramaturgie des Werks) und im Kontext des konkreten musikalischen Notenmaterials.
Die Konfrontation der theoretischen Struktur mit den Ergebnissen der Analyse trägt schließlich dazu bei, die vagen Konturen des Grotesken im zeitgenössischen Musiktheater etwas zu schärfen.