Northwest Semitic Epigraphy Research Papers (original) (raw)
Mit diesem Band ist das "Theologische Wörterbuch zum Alten Testament" (ThWAT) nach fast einem halben Jahrhundert vollendet. Der Schlussstein soll den Wortschatz der aramäischen Stücke Esras und Daniels in ihrem sprach-und... more
Mit diesem Band ist das "Theologische Wörterbuch zum Alten Testament" (ThWAT) nach fast einem halben Jahrhundert vollendet. Der Schlussstein soll den Wortschatz der aramäischen Stücke Esras und Daniels in ihrem sprach-und kulturgeschichtlichen Kontext verorten und dabei das Biblisch-Aramäische aus seiner Rolle als Anhang der Hebräischen Bibel befreien. Statt dessen erscheint es als das, was es ist: Teil einer übergreifenden Schrifttradition, die sich im Laufe des ersten Jahrtausends v.Chr. von Syrien aus nach Mesopotamien, Palästina, Ägypten, Arabien, Anatolien und sogar bis Zentralasien verbreitet hatte und unter verschiedenen örtlichen Gestalten in Literatur, Verwaltung oder täglichem Verkehr bis in die Spätantike lebendig blieb. Mehr noch als das Hebräische bezeugt das Aramäische die Einbettung des Alten Testaments in seinen weiten kulturellen Rahmen. Wegen der anspruchsvollen Zielsetzung hat das Aramäische Wörterbuch im ThWAT seine eigene Geschichte. Als erster Herausgeber sollte im Januar 1986 Klaus Beyer (1929-2014 gewonnen werden; dieser sagte aber aus verschiedenen Gründen ab, von denen gerade die zu jener Zeit noch viel ungünstigere Forschungslage für ein solches Projekt leicht nachvollziehbar ist. In konkreter Form angekündigt wurde der Band dann ein knappes Jahrzehnt später in der Zeitschrift für Althebraistik 8, 1995, 80f., von Ingo Kottsieper, der auch die erste Lieferung von 2001 verantwortet hat. Doch erwies es sich als kompliziert, Autoren zu finden, die einmal das ganze über mehrere Sprachformen, Teilcorpora und wissenschaftliche Spezialgebiete verstreute aramäische Material, das erst die verschiedenen Konnotationen und Bedeutungsschichten der biblisch-aramäischen Begriffswelt freilegt, mit der nötigen philologischen Souveränität beherrschen und es zum anderen mit den exegetischen und religionsgeschichtlichen Fragen verbinden können, die an ein Theologisches Wörterbuch gestellt werden dürfen. Nach Jahren des Stillstands wurde das Vorhaben dem Unterzeichner anvertraut. Die Schwierigkeiten blieben zunächst unvermindert. Bei der Übernahme lag nur eine sehr kleine Handvoll Artikel für die zweite Lieferung überhaupt oder wenigstens in veröffentlichungsreifer Form vor; weitere Zusagen kamen trotz allem Bemühen selten und haben auch nicht in allen Fällen zu Manuskripteinsendungen geführt. Hin-und hergerissen zwischen der undankbaren Aufgabe und dem Widerwillen gegen Fahnenflucht hat sich der Herausgeber schließlich dazu durchgerungen, alle ausstehenden Artikel selbst zu verfassen und ist deshalb hier präsenter, als man es sonst erwarten würde. Immerhin konnte so jedoch eine weitgehende Einheitlichkeit in Zugang und Darstellung erreicht sowie der neueste Forschungsstand direkt eingearbeitet werden. Besonderer Wert wurde gelegt auf die Berücksichtigung der Fortschritte in der Gliederung der einzelnen aramäischen Sprachstufen mit ihren unterschiedlichen Bezügen zueinander, der semitistischen wie linguistischen Analyse und der zahlreichen erst jüngst erschlossenen Quellen: der übrigen Handschriften vom Toten Meer, der Clermont-Ganneau-Ostraka, aller Samaria-Papyri, vieler neuassyrischer Wirtschaftsurkunden und der Dokumente aus dem baktrischen Provinzarchiv. Der Herausgeberwechsel und Erfahrungen mit der ersten Lieferung haben zu einigen Änderungen im Profil ab Spalte 129 geführt. Es wurde bei gleicher theologischer Relevanz eine höhere philologische Tiefenschärfe durch die Untersuchung der Synonymik, der unterschiedlichen Nuancen grammatischer Konstruktionen sowie der verschiedenen Register und eine straffere Beschränkung auf die dem Biblisch-Aramäischen sprachlich und kulturell nächsten Varietäten des Aramäischen angestrebt, aber innerhalb dieses Rahmens eine möglichst vollständige und ausgewogene Darstellung. Semantische Felder und der eigentliche Sprachgebrauch sind also hier für das ältere Aramäisch zum ersten Mal auf breiter Basis beschrieben. So wird zugleich einigen wesentlichen Wandlungen in der alttestamentlichen Wissenschaft seit den ersten Bänden des ThWAT Rechnung getragen, vor allem der stärkeren Konzentration auf das direkte syro-palästinische Umfeld der Literaturtraditionen Altisraels, ihrer Transformation unter achämenidischer Herrschaft und ihrer in den Schriften aus Qumran gespiegelten frühen Rezeption. Verweise auf das Aramäische der hellenistisch-römischen Zeit schlagen zudem eine Brücke in die Umwelt des Neuen Testaments und des Urchristentums. Auch konnte die Auswahl des Stoffes genau auf das inzwischen weit fortgeschrittene "Theologische Wörterbuch zu den Qumrantexten" (ThWQ) abgestimmt werden, dessen Redaktion stets bereitwillig Einblicke in den aktuellen Stand der Dinge gestattet hat. Da die Arbeit an diesem Buch durch keinerlei Hilfskräfte, Forschungsfreisemester oder andere Annehmlichkeiten erleichtert wurde, kann das Dankwort kurz ausfallen. Nicht verschweigen darf man freilich die Engelsgeduld des Verlages, der Autoren und des ThWAT-Herausgebers Heinz-Josef Fabry. Dieser und Christian Stadel haben auch bei der Fahnenkorrektur tatkräftig geholfen und damit zu einem guten Ende beigetragen. Die gewaltigen Manen Klaus Beyers mögen die Fertigstellung durch alle widrigen Umstände einer ignoranten Hochschulpolitik gefördert haben. Zum Schluss ist es in Hände zurückgekehrt, denen er einst manchen neuen Griff gezeigt hat. Es fällt dem Unterzeichner leichter, ein Buch den Toten zu widmen als den Lebenden, denn "die Ewigstummen, Ewigbleichen verheißen und versagen nie". An dieser Stelle muss eine Ausnahme sein: Georg Müller und Christian Wirz sei das Werk nach mehr als fünfzehn Jahren treuer und tiefer Freundschaft herzlich zugeeignet! Amsterdam, am Fest des Heiligen Ignatius von Loyola 2015 Holger Gzella VI Hinweise zur Benutzung Außer den Präpositionen, Konjunktionen, Pronomina und Partikeln ist der biblisch-aramäische Wortschatz im Gesamt der Haupt-und Nebenlemmata fast vollständig erfasst, zugleich ein großer Teil des theologisch relevanten Wortschatzes des älteren Aramäisch überhaupt. Den Ausgangspunkt bildet wie im hebräischen Teil des ThWAT der kanonische Text der BHS, daher haben im Regelfall nur Lexeme oder Wurzeln, die im Biblisch-Aramäischen vorkommen, eigene Hauptlemmata. (Die Artikel jmī und ʿljm weichen davon ab. Der erste wurde noch vom Herausgeber der ersten Lieferung in Auftrag gegeben und lag beim Wechsel vor; der zweite war aus ebenfalls nicht mehr zu eruierenden Gründen Teil der ursprünglichen Lemmaliste und gehörte zu den wenigen, die sofort einen Bearbeiter gefunden hatten, weshalb auch ihm ein selbständiger Eintrag gewidmet ist.) Freilich hat die im Vorfeld getroffene und in der ersten Lieferung bereits durchgeführte Entscheidung, das Wörterbuch auf der Grundlage des biblisch-aramäischen Lexikons zu erstellen, zur Folge, dass selbst sonst häufige aramäische Lexeme, die in den nicht sehr umfangreichen und ganz bestimmten Genres verpflichteten Teilen Esras und Daniels zufällig nicht bezeugt sind, Hauptlemmata mit sinn-und sachverwandten Begriffen untergeordnet wurden. Nach dem Herausgeberwechsel wurde die in der ersten Lieferung sehr weitgehende Anordnung nach Sachgruppen stärker einer alphabetischen nach den aramäischen Wurzeln angeglichen, wie sie sich in der klassischen Semitistik bewährt hat, auch wenn die Reihenfolge in manchen Fällen bereits durchbrochen war (so steht z.B. ʾmr unter mll). Durch regelmäßige Querverweise und die Diskussion von Synonymen und Antonymen sowie ihrer jeweils unterschiedlichen Schattierungen wurde aber darauf geachtet, das weitere semantische Feld jedes Lexems wenigstens ansatzweise auszuleuchten. Die für jede eingehende Beschäftigung mit literarischen Texten wichtigen Nuancen, nach Möglichkeit auch unterschiedliche Stilstufen und Register (wie besonders die oft theologisch umbesetzte Rechts-und Verwaltungsterminologie), sollen damit trennscharf differenziert werden. Auch machen es eine vollständige alphabetische Wortliste sowie ein deutsch-aramäisches Verzeichnis im Anhang selbst im Umgang mit Wurzellexika Ungeübten leicht, das gesuchte Wort zu finden. Verbalwurzeln und nominale Formen im st.abs. sind nach ihrer reichsaramäischen Schreibung angeordnet, da diese auch für das Biblisch-Aramäische bestimmend war. Vokalisch auslautende Wurzeln stehen ihrer Form nach unter -ī, nicht ihrer Schreibung nach unter -h (das reiner Vokalbuchstabe ist); bei Wurzeln, die vorreichsaramäisch auf -ʾ auslauteten, wird die ältere Gestalt angegeben, weil sie sich oft in historischer Schreibung noch länger erhalten hat. Bei den Nomina wird im Kopf zwischen Schrägstrichen zugleich die nach dem heutigen Forschungsstand rekonstruierte reichsaramäische Lautung genannt, da diese einer historischen Perspektive eher entspricht als die späte (und für die Verhältnisse des ersten Jahrtausends v.Chr. sicher anachronistische) Vokalisierung und eine einheitliche Behandlung sowohl von biblisch-aramäischen Lexemen als auch von solchen erlaubt, für die sich keine kanonische Aussprachetradition erhalten hat. Lautliche Entwicklungen vor und nach dem hier als Archimedischen Punkt angesetzten achämenidischen Reichsaramäischen werden im Haupttext der einzelnen Lemmata knapp behandelt. Damit ergibt sich nach dem, was man heute wissen kann, ein ungefährer Eindruck von der Aussprache um 500 v.Chr. Zugleich werden so auch in der unvollkommenen konsonantischen Schrift identische Wörter klar unterschieden. Die Umschrift biblisch-aramäisch vokalisierter Zitate wurde gegenüber der in der ersten Lieferung und sonst im ThWAT verwendeten Mischung aus Transkription der Aussprache und Transliteration (etwa von Vokalbuchstaben durch Zirkumflex) präzisiert, š und ś stets differenziert. Alle Einträge beginnen mit einem kurzen Überblick, der Angaben zur Etymologie, zum weiteren Wortfeld und, wo sinnvoll, zu den verschiedenen grammatischen Konstruktionen (wie dem Gebrauch von Verben mit und ohne Objekt, mit unterschiedlichen Präpositionen oder in unterschiedlichen Stämmen) enthält. Der...