Sächsische Landesgeschichte Research Papers - Academia.edu (original) (raw)

südlichen Teil des Schlosshofes lag das ehemalige Abrissniveau noch einmal etwa 0,1 m tiefer. Dem entsprechend wurden die Mauerstümpfe der Burg in unterschiedlichem Maße von den Ausgrabungen erfasst und in dem stärker reduzierten Bereich... more

südlichen Teil des Schlosshofes lag das ehemalige Abrissniveau noch einmal etwa 0,1 m tiefer. Dem entsprechend wurden die Mauerstümpfe der Burg in unterschiedlichem Maße von den Ausgrabungen erfasst und in dem stärker reduzierten Bereich nur noch bruchstückhaft bei der Aushebung von Leitungsgräben freigelegt. An der Nordseite (Abb. 2) fallen zunächst zwei parallel verlaufende Außenmauern ins Auge (Mauern 14, 54 und 49), die von einem 3,85 m breiten Tor vor der Schlosskapelle unterbrochen werden (Mauer 52). Zwischen beide Außenmauern sind Mauer 50 und der renaissancezeit-liche Mauerblock 13 eingefügt worden. Innen sind westlich und östlich des Tores Gebäude an die Mauern 14 und 54 angesetzt (Mauern 12/15, 51, 56 sowie 55 und 75). Innerhalb des nordwestlichen Gebäudeflügels können mit den jeweils anblendenden Mauern 64 und 120 weitere Binnengliederungen erfasst werden. Vor dem Nordtor der Augustusburg (Abb. 3) wurde der Stumpf des runden Bergfriedes angetroffen (Mauer 62), an welchen an der Südseite ein größeres Gebäude (Mauern 71/72 und 73) angesetzt worden war. Letzteres wird von einer Filterzisterne (Mauern 74 und 81) gestört. 162 Abb. 1: Gesamtplan der im Schlosshof der Augustusburg freigelegten Mauerzüge. Blau -Phase I; Grün -Phase II. M 1: 400 An der Südwestseite der Burg (Abb. 4) wurde nur eine Außenmauer ergraben (Mauer 93). An diese war nach innen ein großer mehrteiliger und wenigstens teilweise unterkellerter Gebäudeflügel angeblendet; dessen älterer Teil ist das rechteckige Gebäude (Mauer 94/95), an welches im Nordwesten sekundär das Bauwerk 100/101 angefügt wurde. Letzteres überlagert im Norden einen älteren Mauerzug (Mauer 102). Gegen die Ostecke des Gebäudes 94 war ferner das ovale Fundament eines mutmaßlichen Treppenturmes (Mauer 98) sowie im Zwickel der Mauern 93 und 94 ein winkelförmiges Fundament (Mauer 96) gesetzt, welches von dem unregelmäßigen Fundament des "Märchenbrunnens" aus dem Jahre 1907 (Mauer 99) gestört wird. Südöstlich von Mauer 96 stößt der Mauerzug 97 an die Außenmauer 93 an. Im südlichen Schlosshof konnten lediglich zwei Mauerzüge ohne Verbindung zu anderen Gebäudeteilen partiell ergraben werden (Mauern 90 und 121). Mauer 12/15: Außenmauern eines Gebäudeflügels; Stärke etwa 1,55 m; gegen Mauer 15 setzt mit Baufuge Mauer 64; OK 514,87 m üHN; UK 513,23 m üHN (16) Mauer 13: Fundamentverstärkung für das nördliche Eckhaus der Augustusburg; Stärke maximal 2,15 m; mit Baufuge zwischen die Mauern 14 und 35 gesetzt; OK 514,92 m üHN; UK 514,1 m üHN (Sohle nicht erreicht) Mauer 14: innere Außenmauer auf der Nordostseite nördlich des Tores; Stärke 1,6 m; gegen Mauer 14 setzen mit Baufuge die Mauern 13, 50, 51, 52 und 56; OK 514,6 m üHN; UK 513,14 m üHN (Sohle nicht erreicht) Mauer 35: gegen die äußere Außenmauer auf der Nordostseite angelehnter Mauerzug; Stärke 0,96 m; mit Baufuge gegen Mauer 49 gesetzt; an Mauer 35 blenden mit Baufuge die Mauern 13 und 50 an; OK 514,77 m üHN; UK 513,17 m üHN (Sohle nicht erreicht) Mauer 49: Teil der äußeren Außenmauer auf der Nordostseite; Stärke 1,4-1,6 m; gegen Mauer 49 ist sekundär Mauer 35 gesetzt; OK 514,85 m üHN; UK 511,45 m üHN Mauer 50: Zwischenmauer im Zwinger; Stärke 1,04 m; mit Baufuge zwischen die Mauern 14 und 35 gesetztes Bogenfundament; OK 514,75 m üHN; UK 513,9 m üHN (Sohle nicht erreicht) Mauer 51: Außen-oder Zwischenmauer im nordöstlichen Gebäudeflügel; Gesamtstärke 1,8 m, auf diesem Fundament sitzt im Süden das 0,82 m breite aufgehende Mauerwerk; setzt mit Baufuge gegen Mauer 14; gegen Mauer 51 ist mit Baufuge Mauer 120 gesetzt; OK des aufgehenden Mauerwerkes 514,52 m üHN; OK des Fundamentes 514,36; UK 513,72 m üHN Mauer 52: nordwestliche Torwange; Stärke 1,0 m; setzt mit Baufuge gegen Mauer 14; OK 513,88 m üHN; UK 513,44 m üHN (Sohle nicht erreicht) 163 Abb. 2: Der Grabungsbereich im Osten des Schlosshofes; links unten die Ringmauer 49 mit der daran angeblendeten Mauer 35, in der Bildmitte die Zwingermauer 14, hinten der Torbereich mit der Quermauer 52; Blick nach Süd Mauer 54: innere Außenmauer auf der Nordostseite südlich des Tores; Stärke über 0,86 m; gegen Mauer 54 setzten mit Baufuge die Mauern 55 und 75; OK 514,52 m üHN; UK 513,6 m üHN (Sohle nicht erreicht) Mauer 55: Rest eines Gebäudeflügels im Südosten; Stärke 1,4 m; mit Baufuge gegen Mauer 54 gesetzt; OK 513,75 m üHN; UK 513,6 m üHN (Sohle nicht erreicht) Mauer 56: Außen-oder Zwischenmauer im nordöstlichen Gebäudeflügel; Stärke etwa 1,0 m; sitzt mit Baufuge gegen Mauer 14; OK 514,44 m üHN; UK 514,06 m üHN (Sohle nicht erreicht) Mauer 62: runder Bergfried; Gesamtstärke etwa 3,55 m, nach Rücksprüngen innen und außen 2,9 m; gegen Mauer 62 sind mit Baufuge die Mauern 71/72 und 73 gesetzt; OK 514,78 m üHN; UK 513,06-513,16 m üHN Mauer 64: Zwischenmauer im nordöstlichen Gebäudeflügel; Stärke 0,84; Türdurchgang 0,57 m südlich von Mauer 15; sitzt mit Baufuge gegen Mauer 15; OK 514,69 m üHN; UK 513,74 m üHN (Sohle nicht erreicht) Mauer 71: nordwestliche Außenmauer eines Gebäudes; Stärke 1,05 m; mit Baufuge gegen Mauer 62 gesetzt; gegen Mauer 71 sitzt mit Baufuge Mauer 72; OK 514,49 m üHN; UK 512,9 m üHN Mauer 72: Vorsatzschale an der nordwestlichen Außenmauer eines Gebäudes; Stärke 0,45 m; in Lehm verlegt; mit Baufuge gegen Mauer 71 gesetzt; OK 513,77 m üHN; UK 512,9 m üHN Mauer 73: nordöstliche Außenmauer eines Gebäudes; Stärke 1,1 m; mit Baufuge gegen Mauer 62 gesetzt; Mauer 73 wird von Mauer 74 geschnitten; OK 514,76 m üHN; UK 513,75 m üHN (Sohle nicht erreicht) Mauer 74: Fundament eines runden Zisternenhäuschens; Gesamtdurchmesser etwa 7,4 m; Stärke 0,6 m; schneidet Mauer 73; OK 514,72 m üHN; UK 514,19 m üHN Mauer 75: Rest eines Gebäudeflügels (?) im Südosten; Stärke 1,0 m; setzt mit Baufuge gegen Mauer 54; OK 513,55 m üHN; UK 513,33 m üHN (Sohle nicht erreicht) Mauer 81: ovaler/runder Schöpfschacht der Filterzisterne; Durchmesser 1,9/2,1 m an der Oberfläche und 1,5 m an der Sohle; im oberen Teil bis 514,07 m üHN vermörtelt, darunter Trockenmauerwerk; endet 0,25 m über der Sohle des Schöpfschachtes; OK 514,77 m üHN; UK 508,2 m üHN Mauer 90: einzelner Mauerzug Stärke etwa 1,05 m; OK 514,5 m üHN; UK 514,02 m üHN (Sohle nicht erreicht) Mauer 93: Außenmauer auf der Südwestseite; Stärke 1,6 m; gegen Mauer 93 setzten mit Baufuge die Mauern 94, 95, 96, 97 und 101; OK 514,77 m üHN; UK 512,0 m üHN (Sohle nicht erreicht) Mauer 94: rechteckiges Gebäude; Mauerstärke 1,1 m; setzt mit Baufuge gegen Mauer 93; gegen Mauer 94 sitzen mit Baufuge die Mauern 95, 96, 98, 100 und 101; OK 514,81 m üHN; UK 513,42 m üHN (Sohle nicht erreicht) Mauer 95: Auflager für das Tonnengewölbe in Gebäude 94; Stärke 0,4-0,5 m; Gewölbe alt zerstört; setzt mit Baufuge gegen die Mauern 93 und 94; OK 514,88 m üHN; Scheitelhöhe des Gewölbes 514,21 m üHN; UK 511,95 m üHN Mauer 96: Treppenanbau (?); Stärke 1,3 bzw. 2,4 m; setzt mit Baufuge gegen die Mauern 93 und 94; wird von Mauer 99 geschnitten; OK 514,92 m üHN; UK 513,18 m üHN (Sohle nicht erreicht) Mauer 97: einzelner Mauerzug; Stärke nicht zu ermitteln: setzt mit Bau-164 Abb. 3: Der Grabungsbereich im Norden des Schlosshofes; vorn in der Mitte der Bergfried 62, dahinter die Mauer 73 und das runde Zisternenhäuschen 74, rechts vorn die Zwingermauer 14 und dahinter die Gebäudeecke 12/15; Blick nach Süd fuge gegen Mauer 93; OK 514,02 m üHN; UK 513,59 m üHN (Sohle nicht erreicht) Mauer 98: Treppenanbau (?); maximale Breite 3,1 m; OK 514,77 m üHN; UK 513,49 m üHN (Sohle nicht erreicht) Mauer 99: Fundament des 1907 errichteten Märchenbrunnens; Stärke 1,1-1,2 m; OK 515,2 m üHN; UK 514,53 m üHN Mauer 100: nordöstliche Außenmauer eines Gebäudeflügels; Stärke 1,1 m; überlagert die ältere Mauer 102; setzt mit Baufuge gegen Mauer 94; gegen Mauer 100 setzt die Mauer 101; OK 514,88 m üHN; UK etwas unter 512,15 m üHN Mauer 101: Auflager für das Tonnengewölbe in Gebäude 100; Stärke 0,55 m; in Lehm verlegt; Gewölbe vollständig erhalten; setzt mit Baufuge gegen die Mauern 93, 94 und 100; OK 514,92 m üHN; UK etwas unter 512,15 m üHN Mauer 102: einzelner Mauerzug, Stärke nicht zu ermitteln (über 1,2 m); in Lehm verlegt; wird von Mauer 100 überlagert; OK 514,47 m üHN; UK 514,06 m üHN (Sohle nicht erreicht) Mauer 120: Zwischenmauer aus Backsteinen im nordöstlichen Gebäudeflügel; Stärke 0,26 m; OK 514,09 m üHN; UK 519,93 m üHN Mauer 121: einzelner Mauerzug; Stärke 1,13 m; OK 514,56 m üHN; UK 513,81 m üHN Profilbeschreibungen (17) Die Anlegung von Profilschnitten erfolgte zielgerichtet an solchen Stellen, die einen möglichst hohen Erkenntnisgewinn hinsichtlich der baugeschichtlichen Entwicklung der Burg erwarten ließen. Die Profile werden hier nicht in der zeitlichen Abfolge ihrer Herstellung und Dokumen-tation des Schellenberges logischen Ordnung, d. h., es werden zuerst die für die Frühzeit der Anlage wichtigsten Profile vorgestellt, danach diejenigen, die jüngere Ausbauphasen belegen. Die während der Grabung vergebenen Profil-und Befundnummern werden jedoch beibehalten. Die in den Profilbeschreibungen vorgenommene zeitliche Einordnung der Befunde erfolgt zunächst ausschließlich anhand der archäologischen Funde, um so eine von den Schriftquellen unabhängige Datierung zu erhalten. In der sich aus den einzelnen Befunden ergebenden nachfolgenden Bauphasengliederung wird dann versucht, die jeweiligen archäologischen Datierungen mit den schriftlichen Überlieferungen in Einklang zu bringen. Profil 9 (Abb. 5) Das Profil wurde in der Innenraummitte des Bergfriedes angelegt. Das auffallend unregelmäßig gefügte und nur teilweise vermörtelte, 0,6-0,7 m hohe und innen gegenüber dem Aufgehenden etwa 0,35 m vorspringende Fundament des Turmes war dem anstehenden Felsen aufgesetzt. Im Bereiche des Fundaments war der Turminnenraum mit lockerem steinigen Material (Schicht 80) verfüllt worden, das oben ein lehmiger Laufhorizont abschloss. Diese Schicht muss gleichzeitig mit der Errichtung des Bauwerkes eingebracht worden sein, da das vergleichsweise lockere Fundament ohne den so entstandenen Gegendruck...