Sozialphilosophie Research Papers - Academia.edu (original) (raw)

Wir Menschen sind soziale Wesen: unser alltägliches Leben steht in vielfacher Wechselwirkung/Über-schneidung (imbricación) mit dem Leben anderer. Und im allgemeinen lassen wir dies auch ohne Vorbehalte zu. Gleichzeitig sind wir jedoch... more

Wir Menschen sind soziale Wesen: unser alltägliches Leben steht in vielfacher Wechselwirkung/Über-schneidung (imbricación) mit dem Leben anderer. Und im allgemeinen lassen wir dies auch ohne Vorbehalte zu. Gleichzeitig sind wir jedoch auch einzelne Individuen: unser alltägliches Leben ist ein Prozeß nicht übertragbarer'individueller Erlebnisse. Und auch dies akzeptieren wir als etwas ganz Unumgängliches. So erscheinen das soziale und das individuelle Leben als widersprüchliche Bedingungen unserer Existenz. Und in der Tat hängt ein Großteil der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Geschichte der Menschheit, insbesondere die Geschichte der westlichen Welt der letzten 200 Jahre, mit diesem Dilemma zusammen. So betonen die verschiedenen politischen und ökonomischen Theorien, die auf unterschiedliche Ideologien des Menschlichen gründen, mal den einen und mal den anderen Aspekt dieser Dualität, sei es, daß sie die Unterordnung individueller unter soziale Interessen fordern, oder sei es, daß sie dem Menschen die Einheitlichkeit seines alltäglichen Erlebens bestreiten. Darüberhinaus konstituiert jede dieser Ideologien, auf denen die verschiedenen politischen und ökonomischen Theorien aufbauen, eine Vorstellung von der Natur der sozialen und individuellen Phänomene, die für sich beansprucht, eine wahre Beschreibung der biologischen, psychologischen und seelischen Verfassung des Menschen zu sein. Gründen diese Ideologien aber tatsächlich auf einem angemessenen Verständnis des Menschlichen? Gibt es tatsächlich einen grundlegenden Widerspruch zwischen dem Sozialen und dem Individuellen? Oder sind all diese Widersprüche Illusionen, die sich unserer Art der Beschreibung verdanken? Die ethnische Differenzierung der Menschheit liefert uns viele Beispiele dafür, daß es soziale Systeme gibt gegeben hat, deren Mitglieder scheinbar wider-' sprachliche gesellschaftliche und individuelle Interessen miteinander harmonisiert haben. Aber welche Theorie könnte dies erklären? In diesem kleinen Artikel beabsichtige ich, die sozialen Phänomene einmal auf eine nicht traditionelle Art und Weise zu analysieren, um zu zeigen, daß tatsächlich das individuelle Wesen des Menschen notwendigerweise sozial und das soziale Wesep des Menschen notwendigerweise individuell ist. Dies werde ich jedoch nicht durch philosophische, soziolo-gische oder psychologische Argumente, sondern durch biologische Überlegungen zu zeigen versuchen, d.h. durch eine Betrachtung der Grundlagen unseres eigenen Lebens. Dazu muß der Leser allerdings fünf Ausgangsbedingungen akzeptieren, die und deren Folgerungen ich hier aus Platzgründen ohne ihre vollständigen biologischen Begründungen anführen werde. I. Was ist eine akzeptable Antwort? Wann immer man eine Frage beantworten will, besteht die Hauptschwierigkeit darin, herauszufinden, wann man die Antwort gefunden hat. Woran erkennt man eine angemessene Antwort, wenn man nicht von vornherein weiß, wie sie zu lauten hat ? Die Wissenschaftler haben dafür eine Methode: wissenschaftliche Antworten, d.h. für Wissenschaftler akzeptable Antworten, stellen Vorschläge für Mechanismen (konkrete oder konzeptuelle Systeme) dar, die in ihrem Operieren (Funktionieren) alle in der