Ugaritic Language Research Papers - Academia.edu (original) (raw)
Markaris kennt, wird sofort verstehen, warum ich ein «Kleines Wörterbuch des Ugaritischen» des in Berlin lehrenden Altorientalisten Josef Tropper nicht nur einem Fachpublikum empfehlen möchte, sondern allen Bibellesenden, die den Ehrgeiz... more
Markaris kennt, wird sofort verstehen, warum ich ein «Kleines Wörterbuch des Ugaritischen» des in Berlin lehrenden Altorientalisten Josef Tropper nicht nur einem Fachpublikum empfehlen möchte, sondern allen Bibellesenden, die den Ehrgeiz haben, über die Ursprache den Textsinn zu ergründen. Den anderen sei es hiermit verraten: Weil es keine beruhigendere und zugleich inspirierendere Lektüre gibt als Wörterbücher. Die Textfunde der nordsyrischen Hafenstadt Ugarit in der Nähe des heutigen Latakia gehören zu den Sternstunden der Archäologie des Vorderen Orients. Sie haben ein ganzes Corpus der kanaanäischen Sprache und Kultur zum Vorschein gebracht, darunter die berühmten Epen von Baal und Danil. Sich auf die Sprache dieser Texte einlassen heißt demnach auch in die kanaanäische Mutterkultur der Bibel eintauchen, die dort allzu oft kritisiert wird ohne dass deutlich würde, wie sehr die hebräische Kultur ein Teil von ihr ist. Dies wird sehr schnell klar, wenn man zum Beispiel Verbwurzeln vergleicht, die in Troppers übersichtlichem Nachschlagewerk mit Wurzelzeichen gekennzeichnet sind. Viele sind auf Ugaritisch und Hebräisch identisch, z.B.: nšq (küssen), qrʾ (rufen), rḥṣ (waschen), rpʾ (heilen), rqṣ (sich schwingen, tanzen), spd (klagen), ṣḥq (lachen, lustig sein) etc. Tropper listet in äußerst gebraucherfreundlicher Darstellung zu jedem Wort verwandte Wörter in antiken Sprachen auf, wobei der Horizont vom Akkadischen über das Eblaitische, Altkanaanäische, Amurritische, Hebräische, Aramäische und Ägyptische bis hin zum Punischen, Sabäischen, Ätiopischen, Mandäischen, Syrischen und Arabischen reicht. Man könnte die Etymologien noch weiterziehen -was Tropper allerdings nicht tut. Es gibt nämlich sogar ugaritische (kanaanäische) Worte, die es bis ins Deutsche geschafft haben: Aus dem akkadischen kitinnû für «Leinen» wurde ugaritisch kut(t)ānu, hebräisch kuttonaet, englisch cotton und deutsch Kittel. Das akkadische šaqqu wurde ugaritisch ṯq geschrieben und hebräisch saq ausgesprochen und findet sich im Deutschen noch immer in seiner ursprünglichen Bedeutung als «Sack». Yaynu wurde über griechisch oinos und lateinisch vinum zum deutschen «Wein». Hbn findet sich im deutschen «Ebenholz» wieder. Zu Beginn sehr vieler Einträge steht zwischen Schrägstrichen die vermutete Aussprache des Wortes, was eine große Hilfe ist, weil das Ugaritische für unsere Begriffe äußerst sparsam mit den Buchstaben umging. Dadurch können wir Lautverschiebungen bzw. dialektale Varianten, die es in der Levante gab, nachvollziehen: So wird zum Beispiel aus ʾulmāanu hebr. ʾalmon (Witwenschaft), aus dagu hebr. dāg (Fisch), aus kišpu hebr. kǝšāpîm (Zauberei), aus laḥmu hebr. laeḥaem (Brot), aus maṭṭû hebr. maṭṭaeh (Stock, Stab), aus nûru hebr. ner (Licht, Lampe), aus panû hebr. pānaeh, aus patḥu hebr. paetaḥ (Tür, Öffnung), aus ruḥu hebr. rûaḥ (Wind[hauch]) etc. Dann folgt in Fettdruck die Übersetzung. Da finden sich auch originelle, anregende Vorschläge. Etwa das Wort «Mutterinstinkt, Mitgefühl» für raḥ(i)mu, das dem hebräischen raeḥaem (Mutterleib) entspricht. Eine «Kultfeier bzw. ein Club» für marziḥu mit dem hebräischen Äquivalent marzeaḥ (vgl. Jer 16,5; Am 6,7). «Kastagnetten» für die aus Elfenbein hergestellten mrqdm, wörtlich «Hüpfer» etc. Dank den aufgelisteten verwandten Worte bbs 10/2011