Amazon | ダンサー・イン・ザ・ダーク [DVD] | 映画 (original) (raw)

Den Film "Die Fahrraddiebe" von Vittoria de Sicca aus dem Jahre 1948 habe ich mit 10 bis 12 Jahren gesehen, es war bisher der einzige Film, der mich zu Tränen gerührt hat. Björk als "Dancer In The Dark" hat mir gegen Ende die Augen erstmals wieder glitzern lassen.

Lars von Triers Film von 2000 handelt von Selma Jezkova (Björk), einer alleinerziehenden Mutter, die in den 60ern aus der Tschechoslowakei in die USA gekommen ist.Sie hat eine Erbkrankheit, an der sie bald erblinden wird, und das Schicksal will sie ihrem Sohn ersparen. Trotz schon erheblicher Sehminderung arbeitet sie in einer Fabrik an einer Metallpresse, an der aus Blechen Waschbecken geformt werden. Sie gönnt sich und ihrem Jungen nichts, legt jeden Dollar und Cent beiseite, um dem Jungen bald eine OP bezahlen zu können, ehe es zu spät dafür ist. Eine liebe Freundin hat sie in der Mittvierzigerin Kathy (Catherine Deneuve), die manchmal Fehler aufgrund Selmas zunehmender Sehbehinderung verhütet, und schließlich hängt Selma noch eine Nachtschicht an. Da sie aber schon mehrfach die Maschine "geschrottet" hat, muss der Vorarbeiter ihr die Kündigung überreichen.

Ihr Vermieter Bill Houston (David Morse), der ihr einen Wohnwagen auf dem Grundstück seines Hauses vermietet hat, steckt ebenfalls in finanziellen Nöten, der Polizist hat sich für die Ansprüche seiner Frau Linda (Cara Seymour) verschuldet, ihm droht der Verlust seines Hauses.
Beide vertrauen sich ihre Sorgen an, einen Kredit kann Selma, die 2000 und wenige Dollar und 1o cent in einer Pappdose hinter dem Bügelbrett im Wandschrank versteckt hat, nicht geben, da der OP-Termin dringend ist. Deshalb stiehlt er das Geld, nachdem er die fast blinde Frau beim Verstecken heimlich beobachtet hat.
Selma stellt ihn zur Rede, bei einer Rangelei um die Börse mit ihrem Geld verletzt sie ihn unbeabsichtigt mit seiner Dienstwaffe, und da er offensichtlich lieber sterben als das Geld preisgeben will, muss Selma zu drastischeren Mitteln greifen.
Auch aufgrund von Falschaussagen wird sie zum Tode durch den Strang verurteilt, eine Revision mit einem neuen Anwalt, für die sich Cathy eingesetzt hat, lehnt Selma ab, da sie der Anwalt das Ersparte für die OP, die sie schon in die Wege geleitet hat, kosten würde, zum Entsetzen und Wut von Cathy. Selma stirbt durch Erhängen, glücklich!

Lars von Trier hat großartige Darsteller für seinen Film gewinnen können. Neben Catherine Deneuve überzeugend wie so oft sehen wir Peter Stormare als Jeff, einen zurückhaltenden Mann, der Selma für sich gewinnen möchte, David Morse als Polizisten und Dieb, der seine Rolle in der Zerrissenheit zwischen schlechtem Gewissen wegen der Tat und andererseits Schutz seiner Fanilie und seines bedrohten Besitzes vorzüglich spielt, des weiteren Udo Kier als Augenarzt, Stellan Skarsgard als Arzt und Paprika Steen als Kollegin in der Nachtschicht.

Ein absoluter Glücksgriff ist die Bestzung von Selma mit der 35jährigen isländischen sehr vielseitigen Sängerin Björk in ihrer ersten Filmrolle, und sie zeigt eine überwältigende Vorstellung, mit Recht mit der Goldenen Palme, dem Europäischen Filmpreis und einer Oscarnominierung belohnt, und für mich sind diese Würdigungen wertvoller als mancher Oscar z.Bwie die, die Di Caprio und Jennifer Lawrence erhielten, beide hätten ihn für andere als die prämierten Rollen bekommen müssen.

Björk mit ihrer Brille und ihrem meist etwas verstrubbelten Haaren wirkt wie ein kleines gerupftes Vögelchen, das man einfach liebhaben muss und beschützen will. Sie ist eine tragische Figur, sie hat ein Kind bekommen (von wem und und unter welchen Umständen bleibt offen), seit ihrer Kindheit von der drohenden Blindheit wissend, und neben ihrer fantastischen Mutterliebe mag auch ein Stück schlechtes Gewissen stecken, so dass sie sich jetzt abrackert und lieber stirbt als blind ewig in Haft zu sitzen, während der Sohn ebenfalls erblindet.

Auch der Polizist ist eine zerrissene Persönlichkeit. Aus Liebe und auch aus Schwäche hat er sich überschuldet und sieht keinen anderen Ausweg als den Diebstahl, um Heim und Ehe zu retten, er verhält sich bei dem Kampf um das Geld einerseits uns wegen unseres Mitleides mit Selma abstoßend, zeigt aber zugleich, welch Seelenqualen ihm seine Tat bereitet, ganz hervorragend auch von ihm gespielt während des heimlichen Ausspähens von Selmas Versteck und im selbstmörderischen Festhalten des Geldes nach dem versehentlich gelösten Schuss, Selma sieht nur das Geld und das Drohen, dass ihr Sohn nicht operiert werden kann, eine phantastische Vorstellung sowohl von Björk als auch von David Morse.

Wer Filme von Lars von Trier wie "Melancholia", "Antichrist" und "Nymphomaniac" (die beiden letzten mit der umwerfenden Charlotte Gainsbourg) kennt, weiß, das Lars von Trier das Publikum nicht schont und gradlinig seine Ideen durchsetzt, und mit ihm und Björk sind zwei starke Persönlichkeiten aufeinandergetroffen, sehenswert die Interviews mit beiden.
Björk hat Songs für den Film geschrieben, wir sehen wiederholt Tagtraumszenen von Selma, die als Musicals gestaltet sind, die erblindende Frau liebt dieses Genre und besucht mit Kathy mehrmals das Kino mit entsprechenden Filmen, lässt sich von der Freundin die Bilder erklären,. Diese wunderbaren Einschübe von Selmas Phantasien zeigen sie singend und mit Kollegen in der Fabrik tanzend, mit dem Verehrer und Arbeitern auf einen langsam fahrenden Zug mit Niederbordwaggons, im Gericht und sogar in Haft und auf dem Weg zur Hinrichtung.
Im ersten Moment mögen diese Szenen irritieren, bis man merkt, das sie einen Bezug zu Selmas Befindlichkeit haben und ganz und gar nicht deplatziert sind!
Und diese Szenen, ob von Lars von Trier so beabsichtigt oder nicht, lockern die bestürzende Stimmung und Lage, die der Film schonungslos zeigt, etwas auf: Wir sehen den Zusammenhang mit der Handlung, bei der Selma in diese Tagtraumszenen fällt, gleichzeitig verschaffen sie uns aber auch eine Art Atempause, ohne sie wäre dieses erschütternde Drama mit Sicherheit noch schwerer zu verdauen gewesen. Und wie anfangs gesagt stirbt Selma glücklich, singend, weil sie eine Botschaft schon mit der Schlinge um den Hals bekommen hat, dass ihr Leiden und Tod nicht vergebens gewesen sind.

Mal wieder habe ich mich über die Einstufung unserer Wächter über das seelische Wohl unserer Kinder (FSK 12 !) gewundert, Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sollten den Film nur zusammen mit volljährigen Bezugspersonen sehen.

Besonders Björks Darstellung und dieser Film gehören für mich zu den GROSSARTIGSTEN Kinoerlebnissen aller Zeiten.

Doc Halliday