„Bornholmer Straße“-Stars Ludwig Trepte und Frederick: Die Mauer steht noch zwischen uns | Unterhaltung (original) (raw)

Es ist der deutsch-deutsche Film des Jahres zum 25-jährigen Jubiläum des Mauerfalls.

In „Bornholmer Straße“ (ARD, 20.15 Uhr) erzählt Grimme-Preisträger Christian Schwochow (36, „Der Turm“) die Nacht des 9. November 1989 als Tragikkomödie – sehr bewegend, aber auch saukomisch!

BILD traf die Hauptdarsteller Frederick Lau (25) und Ludwig Trepte (26) zum Doppel-Interview über Ost und West.

BILD: Herr Lau, Sie sind in West-Berlin aufgewachsen. Sie, Herr Trepte, in Ost-Berlin. Ist das 25 Jahre nach dem Mauerfall überhaupt noch ein Thema für Sie?

Frederick Lau: „Wir diskutieren tatsächlich oft darüber...“

Ludwig Trepte: „Manchmal auch sehr lebhaft. Obwohl wir ja die Nachwende-Generation sind.“

Lau: „Nicht nur das. Ich glaube, dass es auch heute noch Unterschiede zwischen Ost und West gibt. Auch, wenn sich vieles davon nur im Kopf abspielt. Ich kenne mich zum Beispiel in Ost-Berlin immer noch nicht aus. Und du im Westen auch nicht, wenn wir mal ehrlich sind ...“

Trepte: „Ach ja? Das stimmt so aber nicht ganz.“

BILD: Was ist typisch Ost und was typisch West?

Trepte: „Wir Ossis rufen nicht die Hausfrau an, wenn uns mal der Reifen platzt ...“

Lau: „Spinner! (lacht) Meinen Reifen kann ich auch allein wechseln ...“

Trepte: „Wir hatten im Osten eben keine Mittel. Wir mussten uns immer selbst helfen.“

Lau: „Und wir im Westen waren alle Bonzen?“

Trepte: „Genau ... (lacht) Nein. Das war ironisch gemeint! Ich glaube, die Strukturen waren einfach anders. Ich bin durch meine Familie ganz klar ostdeutsch geprägt.“

Lau: „Und trotzdem unterscheiden wir uns heute menschlich doch nicht wirklich.“

BILD: Wo unterscheiden sich Ost und West doch noch?

Trepte: „Ich erlebe das nur an meinen Eltern. Mein Vater ging mit der Mauer unter. Seine Karriere, seine Existenz und seine Identität waren mit der Wende beendet. Die Generation meiner Eltern hat sich nun mal mit der DDR identifiziert. Keiner wusste, wie es nach dem Mauerfall weitergeht. Das ist aus heutiger Sicht durchaus spannend, gerade auch für Filmstoffe. Aber mir persönlich ist es ganz egal, ob jemand aus dem Osten oder Westen kommt.“

Lau: „Mein Vater ist Antiquitätenhändler. Für ihn hat die Wende viele berufliche Möglichkeiten gebracht. Für uns im Westen hat sich eine neue Welt geöffnet. Wir hatten nie eine Mauer im Kopf.“

BILD: War der Mauerfall für Ihre Generation eine Chance?

Trepte: „Ja klar. Ohne den Mauerfall wäre ich wahrscheinlich kein Schauspieler geworden. Wenn die Mauer noch stehen würde, hätte ich es vielleicht meinem Vater gleichgetan. Ein Rockstar mit 'ner Menge Weiber im Arm und sehr viel Alkohol.“ (lacht)

Lau: „Das würde mir aber auch gefallen!“

Trepte: „Im Ernst: Ohne den Mauerfall sehe ich mich ohne meine wunderbare Tochter und Frau, ohne diesen tollen Beruf und ohne diese ganzen Erfahrungen, die ich machen durfte. Das wäre schrecklich.“

BILD: „Bornholmer Straße“ (ARD, 5. November, 20.15 Uhr) erzählt den Mauerfall auch als Komödie. Darf man das erst nach 25 Jahren?

Lau: „Ich glaube schon, dass es eine gewisse Zeit brauchte, um den 9. November komisch zu erzählen. Man darf nicht mit den Gefühlen der Menschen spielen.“

BILD: Haben Sie sich jemals die Was-wäre-wenn-Frage gestellt? In der DDR bleiben oder flüchten?

Trepte: „Ich bin ein sehr neugieriger Mensch. Schon deswegen hätte ich mich für die Welt hinter der Mauer interessiert. Ich denke, ich hätte mir einen Weg in den Westen gesucht. Ob ich dort geblieben wäre, weiß ich aber nicht.“

Lau: „Ich glaube, solche Entscheidungen hängen immer von zwischenmenschlichen Beziehungen ab. Ich kann jetzt nur spinnen – aber für den richtigen Menschen wäre ich sicher auch zum Fluchthelfer geworden.“

BILD: Sie zählen zu den erfolgreichsten Schauspielern Ihrer Generation. Wollten Sie jemals etwas anderes machen?

Trepte: „Nein! Mit jeder neuen Rolle beschäftige ich mich mit mir selbst und lerne auch mehr über mich. Das ist toll.“

Lau: „Und klingt auch ziemlich anstrengend ...“ (lacht)

Trepte: „Aber das ist doch spannend.“

Lau: „Ich stand mit 10 zum ersten Mal am Set. Seither wollte ich nichts anderes machen. Es gibt nichts, das ich mit einer ähnlichen Leidenschaft und Liebe machen könnte.“

BILD: Sind Sie eigentlich Freunde oder Konkurrenten?

Trepte: „Keine Konkurrenten! Wir mögen uns privat sehr und haben auch Achtung vor der Schauspielleistung des Anderen.

Lau: „Ich betrachte uns als Freunde! Wir kannten uns schon, als wir zehn oder elf waren und uns bei Castings getroffen haben.“

BILD: Würden Sie wollen, dass Ihre Kinder Schauspielerinnen werden?

Trepte: „Ich würde schon gerne irgendwann einmal mit meiner Tochter zusammen spielen. Also schauspielen.“

Lau: „Ich glaube, es wäre mir nicht unbedingt lieb, dass meine Tochter eine verhätschelte Schauspielerin wird. Bei Frauen ist das ja immer anders als bei Männern. Ich würde ihr den Erfolg gönnen, aber ob sie den Beruf wählt, soll sie selbst entscheiden.“

BILD: Sie haben beide Erfahrungen mit Negativ-Schlagzeilen gemacht. Wie gehen Sie damit um?

Lau: „Das ist leider eine Begleiterscheinung der Bekanntheit. Das war nie mein Ziel.“

Trepte: „Ich würde gerne sagen, dass mir alles wurscht ist, was über mich in der Zeitung steht. Aber das ist es nicht. Oftmals wird ein falsches Bild von einem wiedergegeben, und leider hat man nicht immer die Möglichkeit, das wieder richtig hinschieben zu können. Was gedruckt ist, ist gedruckt. Und das liest dann auch jeder erst mal so, wie er es lesen möchte. Aber in dieser schnelllebigen Zeit ist so eine Schlagzeile doch auch wieder sofort vergessen.“

Lau: „Wenn ich auf der Straße verprügelt werden würde, dann rufe ich ja auch nicht die Zeitung an. (lacht) Aber im Ernst: Ich würde nie daran denken, jemandem über die Öffentlichkeit Schaden zuzufügen. Ich kann mich nicht daran gewöhnen. Und ich will es auch nicht.“