Schleppender Start für PayPal-Alternative Wero (original) (raw)
Kaum jemand kennt den EU-Bezahldienst
Wero soll die europäische Antwort auf PayPal sein, doch viele Deutsche kennen es nicht.
Foto: iStock.com/fizkes
Vor vier Monaten ist der Bezahldienst Wero gestartet - als Alternative zu PayPal und Co. Doch laut einer Umfrage kennen ihn die meisten Deutschen nicht.
Rund vier Monate nach Markteinführung ist der Bezahldienst Wero, mit dem die europäischen Banken den Zahlungsverkehr unabhängiger von großen US-Anbietern wie PayPal, Visa und Mastercard machen wollen, bei den Deutschen weitgehend unbekannt. Sieben von acht Menschen kennen Wero nicht, nur zwei Prozent haben den Bezahldienst schon genutzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Vergleichsportals Verivox.
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88 Prozent wissen nicht, was Wero ist
Nur 12,2 Prozent der Befragten konnten aus fünf vorgegebenen Antwortmöglichkeiten die richtige auswählen und wussten, dass es sich bei Wero um einen Zahlungsdienst handelt, mit dem sich Nutzer gegenseitig Geld senden und in Zukunft auch bezahlen können. Fast drei von vier Befragten (72,6 Prozent) haben noch nie von Wero gehört. Jedem Zehnten (9,7 Prozent) kommt zwar der Name bekannt vor, aber die Befragten konnten diesen nicht zuordnen. Insgesamt 5,5 Prozent haben eine falsche Antwort ausgewählt und hielten Wero entweder für eine App zum Handeln mit Währungen, eine Geldanlage-App, eine Kreditkarte aus Holz oder einen Legitimierungsdienst.
Fast niemand hat Wero schon genutzt
Verfügbar ist Wero in Deutschland bislang für Kundinnen und Kunden der Sparkassen, der Volks- und Raiffeisenbanken sowie einiger PSD- und Sparda-Banken. Die Postbank soll bald folgen, der ursprünglich für den Spätsommer und dann für Ende Oktober angekündigte Starttermin steht aber noch aus. Wer ein Girokonto bei einer der teilnehmenden Banken hat, kann dieses für Wero freischalten und anderen Nutzern dann per Echtzeit-Überweisung (Instant Payment) über das Smartphone Geld senden.
Bislang ist die Resonanz bei den Verbrauchern überschaubar: Von insgesamt 1.000 Befragten in der Verivox-Studie haben 22 Wero bereits genutzt. Das entspricht einem Anteil von 2,2 Prozent. Insgesamt gibt es bei den Sparkassen rund 36 Millionen private Girokonten. Die deutschen Genossenschaftsbanken betreuen nach eigenen Angaben gut 30 Millionen Kunden. "In der aktuellen Ausbaustufe bietet Wero nur die Geldsende-Funktion und damit nahezu keinen Mehrwert gegenüber der Konkurrenz", sagt Oliver Maier von Verivox. "Geld senden können sich Nutzer mit PayPal schon seit vielen Jahren – und das ohne die Einschränkung, dass Zahlungssender und -empfänger dafür jeweils ein Konto bei einer bestimmten Bank benötigen und dieses auch schon für einen noch weitgehend unbekannten Zahlungsdienst freigeschaltet sein muss."
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Zwischen Vision und Wirklichkeit klafft eine Lücke
Hinter Wero steht die European Payment Initiative (EPI), ein Zusammenschluss europäischer Banken. Sie will mit Wero langfristig eine eigenständige europäische Bezahllösung im Markt etablieren, mit der sich Verbraucher in Zukunft nicht nur gegenseitig Geld senden, sondern auch im Internet und an der Ladenkasse bezahlen können.
Bislang existieren im europäischen Zahlungsverkehr zahlreiche nationale Bezahlverfahren nebeneinander, die aber im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr und bei Online-Zahlungen auf außereuropäische Anbieter angewiesen sind. Mit der deutschen Girocard etwa können Verbraucher nur deshalb im Ausland bezahlen, weil die Karten dafür mit einer Zusatzfunktion, einem sogenannten Co-Badge, ausgerüstet sind, den einer der beiden großen US-Anbieter Mastercard oder Visa bereitstellen. Beim Bezahlen von Online-Einkäufen dominiert mit PayPal ebenfalls ein amerikanisches Tech-Unternehmen den Markt.
"Ein eigenes europäisches Bezahlverfahren, das sowohl grenzüberschreitend als auch online wie offline funktioniert, wäre ein großer Fortschritt und würde Europa von amerikanischen oder asiatischen Zahlungsanbietern unabhängiger machen", sagt Oliver Maier. "Nach heutigem Stand ist Wero davon aber noch weit entfernt. Zwischen Vision und Wirklichkeit klafft noch eine große Lücke."
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Mehrheit glaubt nicht an einen nachhaltigen Erfolg
Die Mehrheit der Befragten in der Verivox-Umfrage ist skeptisch, dass es den europäischen Banken gelingt, diese Lücke künftig zu schließen und mit Wero ein ernsthaftes Gegengewicht zu den großen US-Zahlungsanbietern im Markt zu etablieren. Vier von zehn Befragten (39,3 Prozent) können sich vorstellen, dass Wero den bislang übermächtigen US-Anbietern wie PayPal ernsthaft Konkurrenz machen kann. 60,7 Prozent der Befragten glauben nicht daran.
Noch am besten schätzen die jüngeren Befragten das Marktpotenzial von Wero ein: Unter den 18- bis 29-Jährigen sieht eine knappe Mehrheit von 50,9 Prozent gute Chancen, dass Wero sich nachhaltig einen festen Platz neben Konkurrenten wie PayPal und Co. erobern kann.
Vorbild Schweiz?
Dass es bei einem ausreichend großen Kundennutzen möglich ist, einen neuen Zahlungsdienst im Markt zu positionieren, beweist die Schweiz. Dort nutzen inzwischen rund 60 Prozent aller Verbraucherinnen und Verbraucher regelmäßig den Dienst Twint, um sich gegenseitig Geld zu schicken, mit ihrem Smartphone an der Ladenkasse oder in der Tiefgarage zu bezahlen, für wohltätige Zwecke Geld zu spenden oder den eigenen Online-Einkauf zu begleichen.
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