Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees u. seiner Umgebung 1921 (original) (raw)

Die Drachenstation am Bodensee. von Prof. Dr. E. Kleinschmibt. —o ctls bas erste Lustschiff bes Grafen 3eppelin im Bau roar (1901), galt es mittel unb Wege zu erproben, um ben Winb in ber Fahrhöhe bes Schiffes schon vor betn Huf stieg festzustellen. Das war bamals, wo bie heute allgemein übli­ chen Methoben ber höhenwinbmessung kaum in ihren Anfängen oorhanben waren, gar nicht so einfach. Der Graf unb sein meteorologischer Berater, Geheimrat Hergesell, entschlossen sich zur Dertoenbung von Drachen. Da solche infolge schwacher IDinbe von £anb aus häufig nicht hochzubringen waren, würbe ber Drachenhaspel auf ein Motorboot gesetzt unb mit seiner Hilfe ber EDinb nach Be- bürfnis verstärkt. Diese versuche bes Grafen Zeppelin im Jahre 1901 stellen bie Keime ber späteren Drachenstation auf bem Bobenfee bar. Die Drachenaufstiege würben vom nächsten Jahre ab ziemlich häufig wieber- holt, nackbem bie guten (Erfahrungen anberer Forscher auf bem Meere bekannt geworben waren. Graf Zeppelin stellte sein Motorboot unb seine Werkstätten, Geheimrat hergesell, bamals Direktor ber Meteorologischen Lanbesanstalt von Elsaß-Lothringen, Drachen unb Registrierinstrumente zur Verfügung. Große Der- bienfte burch Ueberwinbung aller technischen Schwierigkeiten erwarb sich ber ber- zeitige Direktor im Luftschiffbau Zeppelin, Dr. Dürr. Die versuche jener Zeit entbehrten im Gegensatz zu ber Nüchternheit bes heutigen Drachenbetriebes nicht einer gewissen Romantik: enbeten sie boch gar nicht selten nach zielbewußter Fahrt in Meersburg ober einem ber anbern ibyllischen Uferorte, bie mit ähnlichen Vorzügen wie biese Stabt gesegnet jinb. Dank ber Anteilnahme bes Königs von Württemberg unb bes Grotzherzogs von Baben konnten bie vorteile eines schneller fahrenben Schiffes — es würben wieberholt große Kursbampfer zur Verfügung gestellt — ausprobiert werben, von ben Herren, bie ben Arbeiten burch Rat ober Tat beistanben, seien nur Baron v. Bassus, Prof. Dr. be (Quervain, Geheimrat Dr. v. Schmidt unb Dr« R. Stolberg genannt. Bereits im herbst 1902 sah sich Geheimrat hergesell infolge ber günstigen (Erfahrungen veranlaßt, ben Reichskanzler in einer Denkschrift um Gewährung von Reichsmitteln zur (Erforschung ber freien Atmosphäre über bem Bobensee zu bitten. Nach längeren verhanblungen zwischen bem Reich unb ben sübbeutschen Staaten Baben, Bayern, Elsaß-Lothringen unb Württemberg kam schließlich ein Vertrag zustanbe, auf Grunb bessen bie „Drachenstation am Bobensee" aus ge= ge=