Schriftsteller Hermann Lenz: Ein Mann, der stört, immer noch (original) (raw)

„Wenn Sie vom Bahnhof kommen und am Königsbau vorbei gehen, sehen Sie nichts vom Kleinen Schlossplatz, bis derselbige ,schlagartig’, wie man heute sagt, als Monument auf Beton-Stelzen vor Ihnen auftaucht.“

Dieses Stelzenungetüm, von dem der Dichter Hermann Lenz in seinen Stuttgart-Porträts der Nachkriegszeit schreibt, entstand 1968 als Betonplatte zur Abdeckung eines Verkehrsknotens im Rahmen des sogenannten Planie-Durchbruchs, für den bereits 1956 das an Stelle des heutigen Kunstmuseums stehende Kronprinzenpalais abgerissen worden war. Städtebauliche Großprojekte sind Stuttgart noch selten gut bekommen; Hauptsache, der Verkehr rollt unten durch. Damals fanden wir den Kleinen Schlossplatz freilich super schick, denn es gab einen nagelneuen „Mövenpick“ und dazu Kunst von Otto Herbert Hajek, der immerhin mit Bundeskanzler Willy Brandt, unserem Helden, befreundet war.