Joseph Roths „Hiob“ in Wien: Wächter seiner Schmerzen (original) (raw)
Wieder ein Abend, an dem man schmerzlich fühlt, was verlorengeht, wenn ein Text, der eigentlich erzählt werden will, auf der Bühne nur nachgespielt wird. Joseph Roths 1929 in Paris geschriebener „Hiob“-Roman lebt nicht von seinen Dialogen. Die Geschichte des russischen Ostjuden Mendel Singer, der seine Familie nach und nach an Krankheit, Wahnsinn und Tod verliert, wird erzählt von einer Stimme im alttestamentarischen Tonfall, die das Geschehen distanziert, aber nicht unbeteiligt schildert. „Vor vielen Jahre lebte in Zuchnow ein Mann namens Mendel Singer“, so hebt sie im Märchenstil an und endet mit dem Satz: „Und er ruhte aus von der Schwere des Glücks und der Größe der Wunder.“