Die HBO/BBC/Arte France-Dokumentation „Kabul Airport“ (original) (raw)

Nach zwanzig Jahren Krieg und Besatzung verpflichten sich die USA und ihre NATO-Verbündeten, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen. Amerikas längster Einsatz, verkündet Präsident Biden, ende mit dem „Abkommen, um unsere Leute nach Hause zu holen“. Die Frist zum Abzug endet im August 2021. Knapp zwei Wochen vor Ablauf erhalten zwei Einheiten der US-Marines den Auftrag, die Evakuierung von US-Bürgern und „gefährdeten“ Afghanen, die die Amerikaner während des Krieges unterstützt haben, vom Flughafen Kabul aus durchzuführen. Eine Art Himmelfahrtskommando, in Retrospektive. Der Abzug, so berichtet eine beteiligte und überlebende Marines-Soldatin in der HBO/BBC/Arte France-Dokumentation „Kabul Airport“, „sollte eine einfache, schnelle Sache sein, aber das war es nicht.“ Später im Film, als sie erzählt, wie wenige Tage darauf im Chaos und der Panik vieltausender gegen das Tor „Abbey Gate“ andrängender Menschen, inmitten von Leichen und schreienden Verletzten, Babys, auch verstorbene, über die Köpfe zu den Soldaten gereicht wurden, damit wenigstens sie der Hölle entkommen könnten, weint sie. Keine Frau unter den Soldaten, sagt sie, werde diese Bilder je vergessen können. Männer wohl auch nicht. Selbst bloße Zuschauer dieser Doku, die sehr nah, wie am offenen Sehnerv operiert, könnten um den Schlaf gebracht werden. Aus unmittelbarer Rezeptionserfahrung, aber auch durch die hier vermittelte Einsicht, wie dilettantisch die Einsicht der planenden Militärs in die - reale und psychologische - Situation in Kabul war.