Glosse Feuilleton: Hopfen und Malz verloren (original) (raw)
Natürlich gilt bei der Berlinale wie anderswo: Überall ist es besser, wo wir nicht sind. Während man sich in der Bar des einen Hotels herumtreibt, hätte man - wie man anderntags erfährt - in der Bar eines anderen Hotels hören können, wie Julie Delpy singt, während sie Jeff Goldblum am Klavier begleitet.
Dass beim Empfang der japanischen Botschaft im Skygarden im Sony-Center das Staraufgebot nicht so besonders groß sein würde, hätte man sich ja vielleicht noch denken können. So hat man vor der Kulisse des Nachtregens über dem Tiergarten viel Zeit, die Informationsbroschüren zu studieren, in der eine holländische Brauerei für ihr japanisches Bier wirbt. Überraschenderweise wird es aus grünem Tee gemacht und einer Zitrusfrucht namens Yuzu, und in Japan isst man dazu offenbar Wasabi, diesen grünen scharfen Meerrettich. Das Bier schmeckt nicht nach grünem Tee, fühlt sich aber genauso gesund an - die anwesenden Japaner halten sich aber lieber an deutsches Bier.
Dass Japaner ein anderes Verhältnis zum Gedränge haben als andere Nationen, die in Fahrstühlen eher auf körperlichen Abstand bedacht sind, kann man gelegentlich erleben, wenn man im Berlinale-Palast Aufzug fährt. Als der Lift ohnehin schon voll war, kam ein japanischer Journalist und nahm praktisch Anlauf, um sich auch noch dazuzudrängen. Offenbar ist er es aus der U-Bahn in Tokio so gewohnt, denn er lächelte dabei so selbstverständlich, dass es ihm keiner übelnahm.
Bei der "Cinema for Peace"-Gala im Konzerthaus am Gendarmenmarkt waren Sharon Stone, Catherine Deneuve, Richard Gere und Bob Geldof. Letzterer bekam einen Preis, der mit vollem Namen heißt: "Cinema for Peace Pioneer Award presented by BMW Clean Energy". Das ist fast schon wie in der österreichischen Bundesliga, wo Vereine allen Ernstes "SV Josko Fenster Ried" heißen. malt