Malerei: Warum Deutschland im Jahr 1964 nayrotisch wurde (original) (raw)

Ernst Wilhelm Nays Malmaschine steht noch immer mitten in Köln, ein Haus aus Backstein, Beton und Glas. Die letzten zehn Jahre seines Lebens arbeitete er hier, er, der deutsche Wirtschaftswundermaler und Exportkünstler.

Ein breites Treppenhaus führt hoch in den ersten Stock zum Atelier, Nay hatte es sich bauen lassen, um die großformatigen Bilder, wenn sie schnell waren, einfach abtransportieren zu können; es gibt ein nüchternes Atelier mit modernem Mobiliar und geriffelten Fenstern, so dass der Garten hinter nebelweißen Scheiben verschwindet. Gearbeitet wurde in einem festen Takt: Malen von neun bis dreizehn Uhr während der Wintermonate, die Sommermonate fuhr man nach Griechenland. Gezeichnet wurde am Abend, farbig aquarelliert auf Reisen. Ein Atelier wie ein Labor, hell, funktional, ohne Ausblick und mit geregelten Arbeitszeiten. Noch heute wirkt es wie der Arbeitsort von jemanden, bei dem alles am Schnürchen lief - bis 1964 jedenfalls.