Einziges Beatles-Gemälde für 1,74 Millionen Dollar versteigert (original) (raw)

Welche Faszination selbst ästhetisch fragwürdige Nebenprodukte weltberühmter Künstler wecken können, zeigte bei Christie’s in New York das einzige bekannte Gemälde der Beatles. Es ist in Japan entstanden, genauer gesagt in fünf Hochsommertagen des Jahres 1966 in der Präsidentensuite des Tokioter Hilton-Hotels, in dem die Beatles wegen extrem strenger Sicherheitsmaßnahmen während ihres Japanbesuchs abseits der Bühne quasi eingebunkert waren.

Sich per Smartphone ins virtuelle Anderswo zu flüchten, konnte man damals noch nicht, und wer den Fernseher anschaltete, war unweigerlich „Lost in Translation“ avant la lettre. Also stürzte sich das Quartett offenbar dankbar für ein bisschen Abwechslung auf vom Hotel bereitgestellte Malutensilien.

Eine bildkünstlerische Ader hatten sie ohnehin, allen voran John Lennon als ehemaliger Kunsthochschulstudent. Bevor sie mit ihrem Gemeinschaftswerk begannen, setzten sie eine Lampe in die Mitte eines Papierbogens zwecks Beschwerung. Anschließend füllte jeder der Vier eine Ecke des Blattes mit psychedelisch wirkenden, knallig-bunten Farbabstraktionen nach jeweils eigenem Gusto aus. Was Paul McCartney rechts oben detailverliebte malte, weckt Assoziation an weibliche Genitalien, und in John Lennons Komposition links oben mag man Brüste erkennen: So kam das unbetitelte Werk zu seinem Namen „Images of a Woman“. Der Beitrag von George Harrison rechts unten wirkt eher ungestalt, Ringo Starrs Bildanteil hat etwas von Comicästhetik.

Doch als Gemälde überzeugen muss auch nicht, was die Beatles in der frei gebliebenen Fläche, auf der die Lampe gestanden hatte, signierten. Das Blatt ist ein Dokument des Jahres, in dem sie zum letzten Mal gemeinsam auf Tour gingen. Es soll sogar noch nach dem Virginia-Tabak riechen, den sie rauchten, als sie es malten und dabei wohl auch über den Albumtitel „Revolver“ nachdachten.

Damit, dass dieses Bild der Eintracht „Beatlemania“ entfachen würde, war zu rechnen. Mit einem Schätzpreis von 400.000 bis 600.000 Dollar ging es beim „Exceptional Sale“ von Christie's an den Start – und spielte mit Aufgeld 1,74 Millionen Dollar ein. Es ist, als würden wieder sehr viele junge Frauen sehr laut kreischen.