„Briefe aus dem Jenseits“: Er ging ins Nachbardorf, das es nicht mehr gibt (original) (raw)
Karl Nolden schleppt sich schweren Schrittes zum Briefkasten. Seit dem Schlaganfall ist er nicht mehr gut unterwegs. Den Brief, den er seiner Frau Karin mit den Zeitungen in die Hand drückt, muss er offenbar nicht lesen. „Karl, er hat wieder geschrieben“, sagt sie. Wer da was geschrieben hat, ahnt das ältere Paar. Es ist Chris, der vermeintliche Freund ihres Sohns Sven, der vor 27 Jahren spurlos verschwand. Der fünfzehnjährige Junge wollte noch mal eben ins Nachbardorf rüber. Da spielte er im Fußballverein und war bei den Pfadfindern. Sven kehrte nie zurück, und auch das Dorf gibt es nicht mehr, es wurde abgebaggert für den Braunkohletagebau.