Kempinski-Kochlegende Heinz Dreps (original) (raw)

Solche Männer sieht man heutzutage selten. Es ist später Nachmittag im verregneten Berlin, und an einem der geschichtsträchtigsten Orte der Stadt, im China Club des berühmten Adlon Palais, sitzt ein fein gekleideter Herr. An jedem Handgelenk trägt Heinz Dreps eine wunderschöne Herrenuhr. „Immer mindestens zwei, das ist wichtig“, sagt er. Seine Manschettenknöpfe mit royalem Em­blem blitzen dezent im Lichtschein auf. Heinz Dreps erzählt die Geschichte seines Lebens. Er ist das siebte Kind der jungen Hedwig Rother, die Ende des Krieges allein mit ihren Kindern aus Schlesien geflüchtet war. Ihr Mann galt als im Krieg gefallen, und sie bekam im Dezember 1948 in der neuen Heimat, in Fürstenberg, ein weiteres Kind von einem neuen Mann, der aber kurz nach dessen Geburt verstarb. Als dann der für tot erklärte Ehemann wenige Monate später aus der Kriegsgefangenschaft zu seiner Frau und den Kindern zurückkehrt, ist Heinz Dreps das unerwünschte „Kuckucksei“. Er wächst fortan im Waisenhaus und dann in einer Adop­tivfamilie auf: Eine herzensgute Mutter, Inhaberin eines Sägewerkes und eines landwirtschaftlichen Betriebes, habe ihn zu sich genommen. Aber Heinz hat auch hier keinen leichten Start. Der Stiefvater führt ein strenges Regiment. Jeden Morgen hat das Kind zuerst die zehn Kühe zu melken, täglich setzt es Hiebe, jahrelang.