Rapper Ye bezeichnet sich auf X als Nazi (original) (raw)

Wenn jemand weiß, wie man jüdische Organisationen, Feministinnen und Hollywood gleichzeitig gegen sich aufbringt, ist es Ye. In einer Serie von Posts beteuerte der Rapper und Designer, der früher als Kanye West firmierte, nicht nur seine Liebe zu Adolf Hitler und zog über Juden her. Nach einem Skandalauftritt bei den Grammys am vorvergangenen Wochenende, bei dem Ye seine Ehefrau Bianca Censori fast nackt über den roten Teppich schickte, beanspruchte der Siebenundvierzigjährige auch die „Herrschaft“ über die Australierin. „Unsere Beziehung ist kein woker, feministischer Scheiß“, schrieb der Rapper in der Nacht zu Freitag auf der Plattform X, ehemals Twitter. Seine Frau sei mit einem Milliardär zusammen. Warum sollte sie sich darum kümmern, was „dumb ass broke bitches“ über sie sagten?

Dass Ye bei der nächtlichen Tirade auch eine frühere Bitte um Entschuldigung bei jüdischen Organisationen wie Anti-Defamation League (ADL) und American Jewish Committee (AJC) zurücknahm, empörte noch mehr. Der Gram­my-Preisträger hatte vor zwei Jahren ei­nen Eklat provoziert, als er über dunkle jüdische Mächte hinter Medien und die vermeintliche Verschlagenheit von Juden schwadronierte.

Adidas beendete die Zusammenarbeit mit Ye

Nach Antisemitismusvorwürfen kündigte der Sportartikelhersteller Adidas damals die gemeinsame Produktserie „Yeezy“. Label wie Balenciaga und The Gap trennten sich ebenso von dem Rapper wie die Künstleragentur Creative Artists Agency (CAA).

„Ich bitte die jüdische Gemeinde aus tiefstem Herzen um Entschuldigung für jeden meiner unbeabsichtigten Ausbrüche“, schrieb Ye ein Jahr später in Hebräisch bei Instagram. Bei der Vorstellung seines Albums „Vultures“ in Las Vegas hatte er sich zuvor mit Hitler verglichen und die vermeintliche jüdische Unterwanderung von Politik und Presse angeprangert.

Nun macht er eine Kehrtwende

Nun macht Ye eine Kehrtwende. „Ich werde nie für meine Kommentare über Juden um Entschuldigung bitten“, ließ er in der Nacht zu Freitag wissen und setzte die Serie von Hasskommentaren fort. „Jede jüdische Person, die mit mir Geschäfte macht, muss wissen, dass ich keine jüdischen Personen mag oder ihnen traue“, schrieb er bei X. Er sei ein „Nazi“. Antisemitismus nannte er „einen Scheiß, den das jüdische Volk erfunden hat“.

Nach jahrelangen Spekulationen über psychische Störungen, die Yes frühere Ehefrau Kim Kardashian für das Scheitern der Beziehung verantwortlich machte, hatte er seine mehr als 32 Millionen Follower vor einigen Tagen wissen lassen, an Autismus zu leiden. Die Entwicklungsstörung, schrieb der Sänger, sei auch die Ursache seines oft bizarren, beleidigenden Verhaltens.

Das Amerikanische Jüdische Komitee warnte derweil davor, die „Hasstiraden“ zu unterschätzen. „Besonders in sozialen Medien, in denen ein großer Teil des heutigen Antisemitismus gedeiht, üben sie einen gefährlichen Einfluss auf Millionen seiner Anhänger aus“, teilte AJC am Wochenende mit. Andere Prominente mit vielen Fans in sozialen Medien sollten ihre Bekanntheit zum Gegenschlag nutzen.

Ei­ner der ersten, der dem Aufruf folgte, ist David Schwimmer. „Wir können einen geisteskranken Fanatiker nicht davon abhalten, hasserfüllten, dummen Zorn zu spucken. Aber wir können aufhören, ihm eine Plattform zu bieten, Herr Musk“, forderte der jüdische „Friends“-Darsteller. Elon Musk, der Betreiber des Twitter-Nachfolgers X, hatte Ye vor zwei Jahren vorübergehend gesperrt. Ob er Yes Seite nun wieder verbannt, bleibt offen.