Kalkül von Lando Norris im McLaren: nächster Formel-1-Weltmeister? (original) (raw)
Lando Norris wird der nächste Formel-1-Weltmeister. Das ist keine Feststellung, kaum ist das Finale gelaufen, sondern eine Behauptung. Die von Norris. Dahinter steckt Kalkül, die simpelste aller Rechnungen: Der Engländer addierte seine Fähigkeit mit der Qualität seines Teams. Es hat ihm den besten Rennwagen der zweiten Saisonhälfte zur Verfügung gestellt.
Das reichte zwar nicht, Max Verstappen im Red Bull auf dem Weg zu dessen vierten Titel noch abzufangen. Aber die Halbzeitbilanz, gekrönt vom Sieg im Finale am vergangenen Sonntag in Abu Dhabi und dem Gewinn der Konstrukteursmeisterschaft, verleiht Norris’ Prognose eine gewisse Wahrscheinlichkeit.
Aussichten sind sehr gut
Gerade weil er kein Verstappen, kein Hamilton, kein Schumacher zu sein scheint. Diese Champions leisteten sich in überlegenen Boliden kaum Fehler; Norris in seinem sechsten Jahr in der Formel 1 (128 Grand Prix) zusammen mit seinem Rennstall zu viele, um dem Niederländer gefährlich werden zu können. Die Fahrgemeinschaft Norris/McLaren lernte aber fahrend. Im Finale, unter dem Druck von Ferrari im Kampf um die Team-Weltmeisterschaft, sauste sie brillant zum Triumph. Makellos.
Weil sich an den Bauvorschriften für die Rennwagen zur nächsten Saison vor der großen Regelreform 2026 vergleichsweise wenig ändert, sind die Aussichten von McLaren, ganz vorne zu bleiben, sehr gut. Zumal der Aufstieg binnen einer Saison zum Branchenführer alle im Rennstall motivieren wird, noch mehr erreichen zu wollen.
Ferrari, mit 14 Punkten Rückstand Zweiter der Teamwertung, sieht sich auf ähnlichem Weg. Auch Mercedes ließ hier und da wieder Führungsqualität erkennen. Aber die Verfolger stehen vor heiklen Umbrüchen.
Allein der Einstieg von Lewis Hamilton bei Ferrari garantiert keine Beschleunigung. Er löst zunächst Unruhe aus, weil Charles Leclerc seine Position als Führungsfigur kaum freiwillig aufgeben wird. Mercedes setzt, weil Verstappen sich nicht einkaufen ließ, auf einen Novizen, den Italiener Kimi Antonelli.
Wie wichtig es ist, zwei verlässliche Piloten zu haben, die beide das Potential des Autos zu nutzen verstehen, erfuhr Red Bull auf schmerzhafte Weise. Hätte Sergio Perez (152 Punkte) nur halb so gut im Cockpit abgeschnitten wie Verstappen (437), dann wäre der Brause-Konzern wohl mit zwei Titeln in den Weihnachtsurlaub gerauscht.
Mit einem neuen Mann an Verstappens Seite kann es nur besser werden. Aber „gut eingefahren“ für 2025, mit zwei Piloten von Format, so präsentiert sich nur ein Team unter den besten: McLaren.
Die Angriffslust von Oscar Piastri mag sich zum Störfaktor entwickeln. Bislang aber machte sie vor allem Lando Norris Beine. Darin steckt die Gefahr – für alle anderen. Und die Chance der Formel 1 auf einen vom ersten bis zum letzten Rennen spannenden Kampf unter den Piloten um den Titel 2025. Vorausgesetzt, der beste Pilot sitzt nicht im besten Auto.