Ernst-Wolf-Preis (original) (raw)

Was ist der Preis?

Die aus der Bekennenden Kirche hervorgegangene Gesellschaft für Evangelische Theologie vergibt alle zwei Jahre den „Nachwuchsförderpreis für herausragende theologische Arbeiten“. Dieser Preis wurde von Prof. Dr. Jürgen Moltmann und Frau Hannelore Hansch gestiftet.
Der Preis wird in zwei Klassen ausgelobt: einerseits für studentische Abschlussarbeiten wie M.A.-, Diplom-, Examensarbeiten und andererseits für wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten (Promotionen). Wegen der Fülle der eingereichten Arbeiten können ab 2022 keine Habilitationsschriften mehr eingereicht werden. Die Ausschreibungsbedingungen im Flyer sind entsprechend angepasst.
Der Ernst-Wolf-Preis besteht aus einer Urkunde und einem Preisgeld von 500 € bzw. 1000 €. Die Preisverleihung wird im Rahmen der Tagungen der Gesellschaft für Evangelische Theologie vorgenommen, die im Februar eines jeden ungeraden Jahres stattfinden.

Was will der Preis?

Der Preis dient der Auszeichnung innovativer wissenschaftlich-theologischer Beiträge von jüngeren Theologinnen und Theologen, die das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.
Gemäß den Zielen der Gesellschaft für Evangelische Theologie sollen die preiswürdigen Arbeiten insbesondere die Anschlussfähigkeit theologischer Wissenschaft an die kirchliche, ökumenische oder gesellschaftliche Praxis der Gegenwart dokumentieren.
Sie sollen kirchlich oder gesellschaftlich drängende Fragen der Gegenwart theologisch reflektieren und unter Aufnahme neuer wissenschaftlicher Fragestellungen und Erkenntnisse einen Beitrag leisten für eine theologisch verantwortete praktische Gestaltung des kirchlichen Lebens und des Auftrags der Kirche in der Gesellschaft (Politik, Bildung und Kultur, Wirtschaft). Sie sollen dies unter Berücksichtigung der reformatorischen Traditionen, denen sich die Gesellschaft für Evangelische Theologie im Erbe der Bekennenden Kirche verpflichtet sieht, oder auch unter der Berücksichtigung ökumenischer Traditionen in den unterschiedlichen Konfessionen.
Der Name des Preises erinnert an Ernst Wolf (1902-1971), den bedeutenden Theologen und Kirchenhistoriker lutherischer Prägung, der gemeinsam mit anderen im Februar 1940 die Gesellschaft für Evangelische Theologie gründete und langjährig ihr Vorsitzender war. Ernst Wolf hat mit seiner Persönlichkeit und seinem Charisma die Gesellschaft für Evangelische Theologie maßgeblich geprägt und in einem theologischen und kirchlichen Wirken in der Bekennenden Kirche in den Jahrzehnten der frühen Bundesrepublik die Ziele der GET beispielhaft und mit großer Ausstrahlung verwirklicht.

Hier den Flyer downloaden!

Ernst Wolf (1902–1971) wirkte zunächst als Professor für Kirchengeschichte und Christliche Archäologie an den Universitäten von Bonn und Halle. Unter dem Eindruck des Nationalsozialismus schloss er sich der Bekennenden Kirche an wurde eine ihrer prägenden Gestalten. Sein besonderes Verdienst liegt darin, das er nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg – nun als Professor für Systematische Theologie in Göttingen – die Impulse der Bekennenden Kirche für das Nachkriegsdeutschland (im Osten und Westen) fruchtbar machte. Er gehörte zu den Gründern der get, deren Vorsitzender er bis zu seinem Tod war.

Teilnahmebedingungen und Einsendeschluss:

Über die Teilnahmebedingungen orientiert der Flyer, der heruntergeladen werden kann. Der Einsendeschluss ist der 1. Juni eines jeden geraden Jahres.
Die Arbeiten sind in digitalisierter Form zusammen mit einem Abstract, zwei Gutachten und einem curriculum vitae beim Vorsitzenden der Jury einzureichen:

Prof. Dr. Thomas Naumann, Evangelische Theologie, Universität Siegen, D-57068 Siegen, E-Mail: naumann@theologie.uni-siegen.de

Die Ernst-Wolf-Preisträger*innen 2025 stehen fest! Dr. Jan Philip Tegtmeier wird für seine Dissertation über die Christologien von Karl Barth und Rudolf Bultmann ausgezeichnet, die zentrale Fragen zur Bedeutung Jesu Christi für Glauben und Kirche behandelt. Christina Sawatzki erhält den Preis für ihre Masterarbeit, die Ernst Troeltschs Konzept der Kultursynthese angesichts der islamischen Präsenz in Europa neu interpretiert. Erfahren Sie hier mehr über die Preisträger*innen und ihre Arbeiten.

In seiner Dissertationsschrift „Die Bedeutung der Gegenständlichkeit Jesu Christi für die Christologien Karl Barths und Rudolf Bultmanns“ leistet Jan-Philip Tegtmeier eine theologiegeschichtliche Rekonstruktion der Erarbeitung einer Lehre von Jesus Christus bei Karl Barth (1886–1968) und Rudolf Bultmann (1884–1976). Die Leit-These der Untersuchung ist, dass sich die beiden epochemachenden theologischen Entwürfe durch die Frage nach der Gegenständlichkeit Jesus Christi in besonderer Weise ins Verhältnis setzen lassen.

Tegtmeier weist dies über den gesamten Verlauf des theologischen Arbeitens Barths und Bultmanns nach. Dabei bringt er die analysierten Entwürfe immer wieder mit aktuellen Fragen zur Bedeutung der Rede von Jesus Christus für den christlichen Glauben ins Gespräch. Die Arbeit bietet somit einen Beitrag zur Frage nach dem Stellenwert der Rede von Person und Werk Jesu Christi in der Theorie und der Praxis christlichen Glaubens. Sie greift die für den christlichen Glauben und die Kirche in der Gegenwart drängende Frage auf, ob mit der Person und dem Werk ein unabhängiger Gegenstand gegeben ist oder ob Jesus Christus als Bild der christlichen Glaubenspraxis von sich selbst aufzufassen ist. Dadurch problematisiert die Untersuchung, auf welche Art sich der christliche Glaube und die Kirche auf Jesus Christus als Grund ihres Daseins und Handelns beziehen können.

In ihrer Masterarbeit „Kulturelle Identität Europas? Zu einer Aktualisierung des Troeltsch’schen Konzepts der Kultursynthese im Angesicht islamischer Präsenz in Europa“ überprüft Christina Sawatzki das vor 100 Jahren von Ernst Troeltsch (1865–1923) entwickelte Konzept der Kultursynthese auf seine Eignung, europäische kulturelle Identität und Zugehörigkeit unter den heutigen Bedingungen zu fassen. Ihr Fokus liegt dabei explizit auf dem Islam als Teil der europäischen Religionskultur. In diesem Kontext aktualisiert sie das Konzept entsprechend der gegenwärtigen Voraussetzungen und schreibt es um den Islam als Teil europäischer Universalgeschichte und die Shoah als unhintergehbaren Bestand europäischen Selbstverständnisses fort.

In ihrer Arbeit weist die Verfasserin nach, dass das Programm der Kultursynthese auch heute in der Lage ist, europäische kulturelle Identität zu erfassen. Dabei tritt insbesondere das Potenzial des Konzepts hervor, Zugehörigkeit jenseits von Einheitsidealen zu denken und religiösem Pluralismus Raum zu geben. Die Verfasserin zeigt auf, inwieweit die von Troeltsch stets mitgedachte Verbindung von ideologischen Gehalten und soziologischen Realfaktoren nicht nur ermöglicht, nach der Rolle der Religion in der Kultur zu fragen, sondern auch nach konkreten sozio-historischen Ausprägungen, im Rahmen derer sich Religionen – insbesondere die neue islamische Präsenz – nachhaltig in die europäische Kultur einschreiben könnten. Darüber hinaus skizziert sie in Bezug auf Shoah und zeitgenössische erinnerungskulturelle Konzepte einen aufgrund ihrer geschichtsphilosophischen Bestände bestehenden Anknüpfungspunkt und Mehrwert der Kultursynthese.

Die Preisträger:innen (von links nach rechts) Tabea Ott, Alina Kießling, Jonas Simmerlein, Nikolett Móricz, Dominik Gautier, Stanislau Paulau

Auf der Jahrestagung in Pforzheim-Hohenwart wurden am 20.02.2023 die Urkunden für die Preisträger:innen des Ernst Wolf-Preises der Jahre 2021 und 2023 überreicht.
Wir gratulieren allen Preisträger:innen herzlichst!