535 Paradeplatz 6 – Herzog & de Meuron (original) (raw)

Das Projekt setzt sich aus einer Folge gezielter Interventionen zusammen. Die Bausubstanz wird durch Rückbau und Ergänzung umgestaltet und geöffnet. Es entstehen neue Querverbindungen und zwei Innenhöfe, welche die Attraktivität der neuen Arbeitswelt und der öffentlichen Nutzung als Treffpunkt und Ruhepol erhöhen.

Bauliche und programmatische Öffnung

Ausgehend von einem Stadtblock, welcher bisher ausschliesslich als Bankgebäude zugänglich war, zielt die Umgestaltung darauf, über präzise architektonische Eingriffe, sowie über ein neues öffentliches Programmangebot im Erdgeschoss einen aktiven urbanen Ort zu schaffen. Dies an einem Platz in Zürich, der zwar stark frequentiert ist, aber bisher mehr als Verkehrsknotenpunkt wahrgenommen wird, und nicht als ein Platz mit Aufenthaltsqualität.

Als ein flexibel bespielbarer Raum bildet die historische Schalterhalle das pulsierende Herz für Geschäfte, Cafés und Veranstaltungen innerhalb eines öffentlich zugänglichen Passagensystems.

Neben den Eingängen am Paradeplatz und Bleicherweg öffnet sich das Haus mit einem neuen Bürotrakt zur Bärengasse. Der öffentliche Strassenraum erhält hier einen vollkommen neuen Charakter, wovon die umgebende Nachbarschaft profitiert.

Umgang mit dem Denkmal

Der von Otto von Salvisberg in den 1930ern entworfene und nach dessen Tod von Roland Rohn 1953 – 1960 realisierte Stadtblock zeichnet sich durch das Zusammenspiel einer strengen, repetitiven Fassade und weicher, skulpturaler Elemente im Innenraum aus, wie die vier spiralförmigen Treppenaufgänge. Fast alle dieser klassischen Interieurs sind durch diverse Umbauten den Bedürfnissen zeitgemässer Arbeitsplätze angepasst worden. Nur die Treppenhäuser und zwei Gänge zeugen noch von der ursprünglichen Eleganz. Diese noch erhaltenen Treppenhäuser mit der geschwungenen Haupttreppe beim Eingang zum Paradeplatz bilden zusammen mit dem runden Zentralraum der Schalterhalle den Ausgangspunkt für neue architektonische Lösungen. Dadurch wird der besondere historische Charakter, bei dem «Rationales» und «Skulpturales» ineinandergreifen, weitergeführt.

Die Qualität des ursprünglichen architektonischen Konzeptes bewährt sich in der Umgestaltung für eine flexible und ökologisch nachhaltige Architektur. Die geschwungenen Passagen und Eingänge nehmen die runden Formen von Salvisberg und Rohn wieder auf. Der Neubautrakt zur Bärengasse setzt das bestehende geometrische Raster mit etwas Abstand vor die Fassade und ermöglicht durch diese minimale Reinterpretation eine Begrünung der Fassade, die sich mit den Jahreszeiten wandelt.

Die Eingriffe in die bestehende Struktur finden unter grösstmöglicher Beibehaltung des Bestands und minimiertem Ressourcenverbrauch statt. Mit geschickten Modifikationen werden einzelne Elemente einer neuen Verwendung innerhalb des Gebäudes zugeführt.

Die Hauptinterventionen

Als Erstes wird auf Stadtbodenniveau ein neues Passagensystem mit Läden, Cafés, Restaurants als überdeckte öffentliche Durchwegung durch das Gebäude definiert. Zentraler Schnittpunkt dieser öffentlichen Wege ist das Rondell der Schalterhalle. Von hier aus gelangt man auch in den begrünten Innenhof als öffentlicher Rückzugsort inmitten des geschäftigen Stadtlebens. Grosse Schaufenster ermöglichen neue Einblicke in das bisher geschlossene Gebäude und sorgen gemeinsam mit neuen Eingängen zu den Geschäften für die Durchlässigkeit des Stadtblocks von allen Seiten.

Im ersten Obergeschoss entsteht für die Büroetagen ein weiterer grosszügig und allumseitig begrünter Garten für die Erholung und den informellen Austausch der Mitarbeitenden untereinander. Die neuen Grünräume erzeugen durch Verdunstungskühlung und natürliche Luftreinigung ein Mikroklima im Charakter einer grünen Lunge. Über eine hängende Begrünung werden die Innengärten auch in der Schalterhalle und der Passage atmosphärisch spürbar.

Unter Erhaltung der Struktur der bestehenden innenliegenden Fassaden werden die Fensteröffnungen vergrössert, so dass zusätzliches Tageslicht in die Büroräume gelangt bei gleichzeitiger Begrünung der Fassaden durch blühende Kletterpflanzen über alle fünf Stockwerke der Innenhöfe. Die Begrünung wird so Teil der inneren und äusseren Raumwirkung und sorgt für ein behagliches Raumklima. Durch die sorgfältige, ressourcenschonende Umgestaltung entstehen flexible und hochwertige Arbeitsplätze für das Global Wealth Management der Bank. Die variablen Gestaltungs- und Anpassungsmöglichkeiten der Arbeitsplätze, von offenen Büros, Meeting Zonen, Kombi- und Einzelbüros, verlängert die Nutzungsdauer der Räume. Das Projekt strebt das höchste LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) Level Platinum an.

Die Büros im Neubautrakt zur Bärengasse ermöglichen eine zusätzliche Flexibilität der Innenraumeinteilung durch vertikale Verbindungsachsen und schaffen mit dem Bezug zum Innenhof auf der einen und der begrünten Fassade der Bärengasse auf der anderen Seite hochwertige Arbeitsplätze.