Stockhorn 2190m ab Wimmis [hikr.org] (original) (raw)
Das Stockhorn habe ich bereits einige Male besucht. Ab Erlenbach ist das eine tolle Trainingsstrecke für Bergläufer. Heute hingegen wollte ich weniger an meiner Kondition feilen, sondern eine spannende Alpinwanderung über unbekanntes Terrain begehen. Im Mittelpunkt stand deshalb nicht das Ziel Stockhorn, sondern der Simmeflue-Steig zum Sunnighorn sowie die Überschreitung der Nüschleten. Zwischen den beiden Höhepunkten gilt es dann ordentlich Kilometer zu vernichten.
Aufbruch um halb acht vom Bahnhof Wimmis (629m). Man geniesst von hier einen tollen Blick auf die mächtige Südwand der Simmenflue. Kaum zu glauben, dass hier ein Alpinwanderweg hochführt. Aber genau so ist. Den Einstieg erreiche ich nach zehn Minuten und wenig später stehe ich bereits mitten in der Wand und folge den Drahtseilen, welche vor allem in der unteren Hälfte zahlreich vorhanden sind. Das ist alles vorbildlich eingerichtet. Die Wegführung verläuft durchwegs steil, so gewinnt man zügig an Höhe und nach 75 Minuten stehe ich auf dem Sunnighorn (1397m). Gemäss Buch war heute bereits ein Slowake oben - ein Frühaufsteher oder im Datum geirrt...
Kurze Verschnaufpause, um den Wasserhaushalt ins Lot zu bringen. Denn der schnelle Aufstieg im schwülen Klima liess den Schweiss in Strömen fliessen. Das hat sich ab hier erledigt. Zurück über die Aufstiegsroute bis zum südseitigen Verzweiger. Vor Ort lasse ich mich durch eine gute Wegspur ungeplant zur Überschreitung der Mittagflue (1420m) verleiten. Das ist ein Umweg von wenigen Minuten. Anschliessend führt mich der Wanderweg geschickt unterhalb vom Hürlenengrat westwärts; das zieht sich, ist aber abwechslungsreich. Weitläufig präsentiert sich auch der Weiterweg übers Heiti bis zur Alp Matte, aber wenig lohnend. Zwecks Zerstreuung überschreite ich den Heitihubel (1556m), was kaum Mehrwert bietet, dafür gab's heute nasse Füsse ganz umsonst.
Vom Alpgebäude bringt mich eine Wegspur hoch zum Nüschleten-Ostgrat und zurück in den Spassbereich. Die Überschreitung der Nüschleten (1987m) ist eine tolle Gratwanderung. Steile Aufschwünge und luftige Grasgrate, aber jederzeit im Plaisirbereich (T5). Die Hände benötige ich kaum. Das Gelände ist heute noch feucht von den nächtlichen Niederschlägen. Persönlich konnte ich gut damit umgehen, aber trockene Verhältnisse sind für diesen Berg prinzipiell wünschenswert. Der kurze Wiederaufstieg vom Westsattel P. 1927 zum Laseberg (2019m) verbleibt dann m.E. knapp in der Bergwanderskala.
Den unten grimmigen Ostgrat zum Solhorn (2016m) umgehe ich durch die gutmütige Südflanke. Das ist bereits mein zweiter Besuch dieses unbedeutenden Gipfels in diesem Jahr. Der Abstieg erfolgt dann mehr oder weniger direkt dem Grat entlang, Wildspuren folgend. Hier sollte man trittsicher sein, denn rechterhand bricht das Gelände senkrecht ab. Wem unwohl ist ob soviel Aussicht, kann natürlich jederzeit einige Meter in die Flanke ausweichen. Unten im Sattel P. 1852 treffe ich auf die Normalroute zum Stockhorn, verlasse sie aber sogleich wieder, denn im Kessel liegt noch einiges an Schnee. Leichtpickel und Steigeisen habe ich zwar dabei, aber es geht viel einfacher und schneller über den südlichen Kamm. Es finden sich gar Trittspuren.
Ab Stockefeld wieder dem offiziellen Wanderweg folgend. Ich kreuze einige Wanderer im Abstieg nach Oberstocken. Diese Route ist bereits freigegeben. Auf dem Stockhorn (2190m) verhindern Wolken leider eine detaillierte Aussicht in den Gantrisch. Aber soviel ich erkennen kann, sind die Südflanken praktisch aper und scheinen begehbar. Zeit für mein Projekt "Gantrisch Integral"? Weil ich zuhause erwartet werde, schenke ich mir die Pause und lasse mich von der Seilbahn runter nach Erlenbach chauffieren. Den Bahnhof erreicht man in einem zehnminütigen Fussmarsch. Vorsicht, es verkehren nicht immer halbstündliche Kurse.
Zeiten (kum)
1:15 Sunnighorn
1:30 Mittagflue
2:20 Heitihubel
3:15 Nüschleten
3:45 Solhore
4:20 Stockhorn