Eiger 3970m, perfekte Bedingungen [hikr.org] (original) (raw)
Der Eiger resp. die Eigernordwand im Besonderen, ist nicht nur für Alpinisten ein Magnet besonderer Art sondern auch für Touristen ein beliebtes Fotomotiv. Der Eiger ist dem Hauptkamm der Berner Alpen etwas nördlich vorgelagert und ist zusammen mit Mönch und Jungfrau einer der dominierenden Berge der Landschaft des zentralen Berner Oberlandes. Durch dramatische Besteigungsversuche dieser Wand wurde der Eiger weltweit bekannt und ist immer wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt – nicht zuletzt durch die Speed-Besteigungen von Ueli Steck und Dani Arnold.
Auch für mich hat der Eiger etwas Besonderes. Schon einige male bin ich auf dem Eigertrail gewandert und habe aus der Distanz versucht Alpinisten in der Eigernordwand zu beobachten. Die Besteigung des Eiger stand auf meiner Wunschliste aber ehrlich gesagt, habe ich mich nicht besonders intensiv damit beschäftigt dies in die Tat umzusetzen.
Vor ein paar Tagen habe ich dann eine Anfrage von Marko erhalten, ob ich mit von der Partie wäre am Wochenende den Eiger zu besteigen. Die Bedingungen schienen gut, doch hatte ich anfangs Bedenken, ob ich dem Eiger gewachsen bin.
Nach eingehendem Studium der gegenwärtigen Schnee- und Wetterbedingungen und der entsprechenden Aufstiegsroute habe ich mich entschlossen es zu versuchen.
Nun musste ich nur noch meine liebe Tourenpartnerin überzeugen mitzukommen oder mich gehen zu lassen, da wir eigentlich schon vereinbart hatten etwas zusammen zu unternehmen. Sie zeigte nicht nur Verständnis. Sie spornte mich sogar an, diese Chance zu nutzen und einer meiner Träume zu verwirklichen - Danke dir für deine Unterstützung!
Wenn man es nüchtern betrachtet und den Mythos ausser Acht lässt, dann ist die Westflanke des Eiger's ein Berg mit dem Schwierigkeitsgrad ZS, mehr nicht.
Also nichts wie los..., etwas früher Arbeitsschluss als sonst, den Rucksack am Bahnhof aus dem Schliessfach zerren und den Zug zur Station Eigergletscher besteigen. Mit Marko zusammen geniesse ich den Sonnenuntergang und die herrliche Sicht zum Eiger. Die Wolken verziehen sich und wir können darauf hoffen, dass der nächste Tag einer der sonnigsten der ganzen Woche werden wird. Wir übernachten in einem kleinen Zimmer in der Station Eigergletscher und brechen in aller Herrgottsfrühe auf.
Schon in den vorangegangenen Nächten habe ich kaum geschlafen, immer mit meinen Gedanken beim Eiger... Auch diese Nacht habe ich kaum ein Auge zugetan. Zu gross war die Ungewissheit wie uns der Berg gesinnt sein wird. Wird er uns abschütteln wie ein paar müde Flöhe oder wird er uns gnädig sein, seine Herrlichkeit zu ergründen?
Meine Gedanken drehten sich auch um den Hängegletscher auf rund 3260m. Wir werden recht lange direkt unter dem Gletscherabbruch aufsteigen. Besteht Gefahr? Ist der Gletscher auf dem Rückzug oder wird bald ein Stück davon abbrechen? Werden die Steilstufen direkt unter dem Gletscherabbruch blank sein? Werden wir eine gute Aufstiegsroute durch die Felsen finden? Wie wird das Gipfelfirnfeld sein? Fragen über Fragen drehten sich in meinem Kopf...
Früh am Morgen, im Schein unserer Lampen ging es los. Erst den Felsen des Rotstock entlang immer höher in Richtung Hängegletscher. Schon bald küssten die ersten Sonnenstrahlen die umliegenden Bergwipfel und wir befinden uns schon weit oben über dem Gletscherabbruch. Zügig kommen wir voran. Nur mit kleinen Richtungsänderungen geht es stets in gerader Falllinie bergwärts. Obwohl ich keine schlechte Kondition habe, verspüre ich langsam Ermüdung in meinen Wadenmuskeln. Einfach gerade hoch geht es. Ich muss nur auf meine nächsten Schritte achten, die Richtung ist einfach und klar - geradewegs nach oben.
Es liegt zwar noch reichlich Schnee und die Bedingungen waren hervorragend. Trotzdem mussten wir zwei - drei apere Stellen vorsichtig passieren. Im Gipfelendspurt nur gerade 50 Meter unter dem Gipfel holte mich dann der Hungerast ein. Der Magen knurrte nicht nur vor sich hin, er brüllte um Nachschub. Kurz unter dem Gipfel eine Rast einlegen und mich verpflegen? Die Batterien sind leer und trotzdem will ich jetzt nicht pausieren. Also Durchhalten, nur noch ein paar Meter aber jeder Schritt kostet Kraft.
Endlich auf dem Gipfel, alles Mühsal ist vergessen und die Aussicht entschädigt für alles. Atemberaubend hier oben zu sein, die Zeit scheint einen Augenblick lang für uns still zu stehen. Einfach grandios!
...jetzt müssen wir nur noch heil wieder runterkommen...
Vielen Dank Marko, dass du mich angefragt hast. Sonst hätte ich den Eiger wohl noch lange nicht in Angriff genommen.
Die Route wird von Sputnik bestens beschrieben http://www.hikr.org/tour/post34752.html und bedarf keiner Ergänzung. Nur gerade, dass wir etwas höher in die Felsbänder gequert sind.
Es war einfach eine traumhaft schöne Tour bei besten Bedingungen.