Dost und De Bruyne lassen an 2009 erinnern (original) (raw)
Direkt zum Rückrundenstart bot die Bundesliga dem Publikum einen Kracher am 18. Spieltag an: Spielstarke und in der Hinrunde zumeist souverän auftretende Wolfsburger bekamen es mit noch spielstärkeren und in der Hinserie höchst dominant auftretenden Bayern zu tun. Die Partie versprach Hochgenuss - und sie lieferte aus neutraler Sicht genau diesen. Mit 4:1 schlug Wolfsburg, verdient obendrein, den FC Bayern München. Der Tabellenführer erlebte einen dunklen Abend, kassierte so viele Gegentore wie in der gesamten Hinrunde.
"Für immer in unseren Herzen": Vor dem Spiel gedenkt das gesamte Publikum dem verstorbenen Junior Malanda.Getty Images
Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking setzte bereits mit der Aufstellung ein klares Zeichen. Das Motto: Verstecken gilt nicht. Während Dost den auf dem letzten Drücker zum Hamburger SV abgewanderten Olic ersetzte , sollten dahinter De Bruyne, Caligiuri und Perisic wirbeln. Außerdem liefen mit Luiz Gustavo und Arnold zwei offensivfreudige Athleten auf der Doppelsechs auf. In der Viererkette versuchten sich Vieirinha, Naldo, Knoche und Rodriguez. Im Tor stand Kapitän Benaglio. Transfercoup Schürrle, der für 30 Millionen Euro vom FC Chelsea kommt , war noch nicht mit an Bord. Der Deal war zu diesem Zeitpunkt noch nicht komplett abgewickelt.
FCB-Coach Josep Guardiola musste in der Autostadt ohne die verletzten Akteure Rafinha (Außenbandverletzung), Ribery (Muskelfaserriss im Oberschenkel) und die im Aufbautraining befindlichen Lahm, Javi Martinez und Thiago verzichten. Eine schlagkräftige Truppe brachte der Katalane dennoch aufs Feld. Eine Auswahl: Aufbauspieler Xabi Alonso, Kapitän Schweinsteiger, Torjäger Robben (zehn Treffer in 13 Ligapartien) und Lewandowski.
Besondere Gedenkminute für Junior Malanda
Das Spiel stand darüber hinaus unter einem besonderen Vorzeichen: Es war das erste Pflichtspiel der Wölfe nach dem Unfalltod von Junior Malanda. Um den Verstorbenen noch einmal öffentlich zu gedenken, ließen sich die Hausherren etwas Besonderes einfallen: Statt der von der DFL empfohlenen Schweigeminute wurde applaudiert. "Es wird eine Minute lang geklatscht und so noch einmal an Junior gedacht", hatte Klaus Allofs im Vorfeld gesagt. Zudem wurde das Stadion in ein Meer grün-weißer Herzen getaucht. Der Manager hatte darüber hinaus angekündigt: "Die Mannschaft wird anschließend sehr fokussiert sein."
Dost legt früh los
Fokussiert und entschlossen waren die Wölfe auch, die prompt in der 4. Minute das 1:0 auf dem sportlichen Kerbholz dieser Partie einritzten: Caligiuri hatte viel Platz über rechts, hob den Kopf und bediente im Zentrum den freien De Bruyne. Der Belgier passte gut auf und legte quer ab für Dost, der Neuer mit seinem Flachschuss ins rechte Eck keine Abwehrchance ließ. Letztmals kassierte Bayern ein so frühes Gegentor am 26. Oktober 2013 beim 3:2 gegen Hertha BSC. Adrian Ramos hatte damals ebenfalls in der vierten Minute das 1:0 markiert. Und: Für Wolfsburg hatte es den letzten Frühstart am 14. Spieltag gegeben. Auch hier hatte es nach vier Minuten bereits geklingelt: Am 6. Dezember 2014 beim 3:1 in Hannover hatte De Bruyne die Führung markiert.
Spieler des Spiels
Spielnote
Ein Hingucker dank der Spielfreude und Qualität der Wolfsburger.
1
Tore und Karten
1:0 Dost (4')
2:0 Dost (45')
Spieldaten
Benaglio2 - Vieirinha2,5, Naldo1,5, Knoche2,5, R. Rodriguez2,5 - Arnold1 , Luiz Gustavo2 , Caligiuri2 , De Bruyne1 , Perisic2,5 - Dost1,5
Neuer3 - Rode5 , J. Boateng5, Dante5, Juan Bernat5 - Xabi Alonso5 , Robben3,5, Schweinsteiger4,5 , Alaba4,5, T. Müller5 - Lewandowski5
Schiedsrichter-Team
Spielinfo
Stadion | Volkswagen Arena |
---|---|
Zuschauer | 30.000 (ausverkauft) |
Die Bayern taten sich im weiteren Spielverlauf ungewohnt schwer. Zwar hatten Xabi Alonso & Co. klar mehr Ballbesitz und gewannen auch viele Zweikämpfe, doch spielte gerade Dante als Aufbauspieler reihenweise Fehlpässe. Nach 45 Minuten sammelte der FCB davon saftige 50. Chancen? Gab es nur wenige: Lediglich Schweinsteiger per Kopf sowie Alaba und Juan Bernat mit Flachschüssen brachten das Gehäuse von VfL-Kapitän Benaglio in Gefahr (14., 29. und 32.).
Nach dem Pfeffer sticht wieder Dost
Es kam gen Ende der ersten Hälfte gar noch dicker für den Rekordmeister, der sich zwischenzeitlich auch zu einigen Nickeligkeiten hinreißen ließ. Unter anderem legte sich dabei Schweinsteiger mit Luiz Gustavo an, Arnold provozierte Xabi Alonso etwas (43. und 44.). Dost, quasi der neue Olic, legte das 2:0 nach. Rodriguez brachte eine Freistoßflanke von rechts weit in Richtung Knoche. Lewandowski klärte per Kopf in den Rückraum, dort stand Dost blank und schlenzte das Leder mit dem Außenrist vom rechten oberen Pfosten ins Tor (45.).
Zwei Tore binnen kürzester Zeit
Der zweite Durchgang begann zunächst mit einem harten Zeichen von Schweinsteiger, der für sein Einsteigen gegen De Bruyne die Gelbe Karte kassierte (47.). War dies etwa die Wende zum Guten für die Gäste? Mitnichten! Die mittlerweile mit Dreierkette agierenden Münchner standen einmal mehr viel zu hoch und wurden dafür eiskalt bestraft: Arnold steckte einen starken Flachpass direkt durch auf De Bruyne. Der Belgier war frei durch und schloss wuchtig flach ins Tor ab - 3:0 (53.). Immerhin reagierte der Tabellenführer auf diesen Gegentreffer stark, markierte direkt das 1:3: Lewandowski nahm einen weiten Schlag sehenswert an, leitete weiter zu Juan Bernat. Der legte sich das Leder zunächst zu weit vor, profitierte aber von einer falschen Klärungsaktion von Naldo und staubte schließlich eiskalt aus drei Metern ab (55.).
Dennoch hatte der FCB an dem Rückstand zu knabbern. Netter Randaspekt: Bis zu diesem Spiel hatten die Münchner erst vier Ligagegentore kassiert, nun waren es in einem Spiel schon drei. Eines vorneweg: Nummer vier sollte auch noch folgen.
De Bruyne macht alles klar
Steuerte wie Kollege Bas Dost zwei Treffer bei: Mittelfeldregisseur Kevin De Bruyne.Getty Images
Die letzte halbe Stunde begann, doch irgendwie tat sich der Eindruck auf, dass an diesem Abend wenig für den FCB gehen würde. Weiterhin fehlten klare Ideen im Angriff, der VfL konnte nahezu dauerhaft mit einfachsten Mitteln die Bayern stoppen. Chancen waren absolute Mangelware, dagegen hatten die Niedersachsen einige ordentliche Konterchancen (62., 66. und 69.). Die beste Chance vergab kurz zuvor Arnold, der aus kürzester Distanz das nicht leicht zu verarbeitende Leder über die Querlatte legte (57.). Stark immerhin eine Freistoßvariante des Rekordmeisters: Robben prüfte nach dem Antippen von Schweinsteiger Benaglio, der glänzend reagierte (71.).
Wenig später folgte die endgültige Entscheidung - das überraschende 4:1 für Wolfsburg: Arnold spielte wieder mit einem starken öffnenden Ball auf De Bruyne, der Dante im Strafraum mit einer Drehung schwindlig spielte und mit links und leichter Abfälschung einnetzte. Neuer hatte keine Chance (73.). Der Tabellenführer, der nun noch acht Punkte Vorsprung hat, versuchte zwar in den letzten Minuten noch etwas - doch der Wille war gebrochen. Der klare und verdiente Sieg des VfL war damit klar. Dieser ließ Erinnerungen an 2009, dem Meisterjahr der Wölfe unter Coach Felix Magath aufkommen: Der letzte Sieg vom VfL gegen die Münchner datiert aus der Meisterschaftssaison, dem 5:1 am 4. April.
In der direkt anstehenden englischen Woche empfangen die Münchner am Dienstag (20 Uhr) im nächsten Topspiel den FC Schalke 04, Wolfsburg bekommt es dann zeitgleich in Frankfurt mit der offensivfreudigen Eintracht zu tun.